Gerhard Ulrich hielt letzten Bericht vor der Landessynode Landesbischof: Kirche darf sich nicht verschließen

Landesbischof Ulrich bei seinem Abschlussbericht auf der Landessynode.

Foto: Wendt/Nordkirche

28.02.2019 · Rostock. Landesbischof Gerhard Ulrich hat die Nordkirche zum Ende seiner Amtszeit dazu aufgerufen, mit jenen Menschen im Dialog zu bleiben, "die nicht zu uns gehören". "Dafür muss Kirche aus sich herauskommen, nicht ganz dicht sein", sagte Ulrich am Donnerstag vor der Landessynode in Rostock-Warnemünde. Kirche solle an fremde Orte gehen, "auf Marktplätze, in Fabrikhallen, in Theater, Kinos und Messehallen".

Kirche dürfe nicht aufhören zu reden und "sich einzumischen, teilzunehmen am gesellschaftlichen Dialog, ihre unverwechselbare Stimme einzubringen in all die Unsicherheit und Angst hinein". Dazu gehöre auch, über den Verlust an Bedeutung von Religion und Kirche in dieser Gesellschaft zu reden. Zum 31. März geht Ulrich als erster Landesbischof der 2012 gegründeten Nordkirche in den Ruhestand.

Ulrich forderte die Nordkirche auf, weiterhin "Unrecht aufzuarbeiten und sich somit der Schuld zu stellen". Dies betreffe die Fälle von Missbrauch an Kindern und Jugendlichen durch Amtsträger der Kirche. Als 2010 Betroffene aus Ahrensburg den Mut gefunden hätten, mit dem ihnen zugefügten Leid an die Öffentlichkeit zu gehen, hätten sie die Kirche gezwungen, ein "dunkles Kapitel" aufzuschlagen: "Wir mussten sehen, dass Amtsträger ihnen anvertraute Menschen unsägliche Gewalt angetan hatten und die Organisation versagt hat, weil sie sie nicht geschützt hat."

Aufarbeitung sei ebenso wichtig mit Blick auf das Unrecht in der NS-Zeit und in der DDR. Es gelte als gesichert, so Ulrich, dass sich der Einfluss der Stasi-Aktivitäten nicht auf die Christen in der DDR beschränkt habe, sondern auch kirchliche Partnerschaftsarbeit in erheblichem Umfang betroffen gewesen sei. Kirche schulde jenen Menschen Aufarbeitung, "die widerständig gewesen sind und die gelitten haben".

"Wir sind schon gut vorangekommen"

Die Fähigkeit zum Dialog werde für die Zukunft der Nordkirche nach innen und außen entscheidend sein, so Ulrich weiter. "Unsere Landeskirche ist ein Ergebnis der Wende vor fast 30 Jahren, ein Ergebnis der friedlichen Revolution, die die trennende Mauer zum Einsturz brachte und Grenzzäune überwand." Noch sei der Weg des Zusammenwachsens der drei ehemaligen Landeskirchen mit ihren unterschiedlichen Kulturen und Geschichten nicht abgeschlossen: "Doch wir sind schon gut vorangekommen."

Die 156-köpfige Synode der evangelischen Nordkirche tagt noch bis Sonnabend in Rostock-Warnemünde und in Greifswald. Themenschwerpunkte sind die Wahl des künftigen Bischofs im Sprengel Mecklenburg und Pommern sowie mehrere Berichte und Kirchengesetze.

Die Wahl des Bischofsnachfolgers von Andreas von Maltzahn (Schwerin) und Hans-Jürgen Abromeit (Greifswald) beginnt am morgigen Freitag im Greifswalder Dom St. Nikolai mit einem Gottesdienst (10.30 Uhr), in dem der Schleswiger Bischof Gothart Magaard Schleswig predigt. Zur Wahl stehen der Dresdner Superintendent Christian Behr (58) und der mecklenburgische Ökumenepastor Tilman Jeremias (52). Gewählt ist, wer die Mehrheit von 79 Stimmen erhält.

Quelle: epd