Reinhold Brückner, Christian Block und Bernd Dibbern Gedenkfeier für drei jugendliche DDR-Fluchtopfer

10.12.2017 · Schwerin. Mit einer Gedenkfeier auf dem Alten Friedhof ist am Sonnabend in Schwerin an drei Schweriner Jugendliche erinnert worden, die vor 52 Jahren bei ihrem Fluchtversuch über die Ostsee unter ungeklärten Umständen zu Tode kamen. Anschließend wurde eine Gedenktafel für Reinhold Brückner, Christian Block und Bernd Dibbern eingeweiht.

Schüler der 9. Klasse des Schweriner Pädagogiums hatten sich in einem Geschichtsprojekt mit dem Schicksal der damals 17 und 18 Jahre alten Jugendlichen beschäftigt, Akten recherchiert, einen Film gedreht und einen Text für die Gedenktafel verfasst.

Die drei Freunde hatten sich den Angaben zufolge am Morgen des 28. August 1965 auf den Weg zur Ostsee in der Nähe von Klütz (Kreis Nordwestmecklenburg) gemacht. Mit sich führten sie Hautcrème gegen die Kälte, einige Dosen Kondensmilch zur Stärkung und eine Schwimmausrüstung. Sie wollten es bis zur Lübecker Bucht schaffen, kamen jedoch nie im Westen an.

Am 7. September 1965 wurde die erste Leiche am Ostseeufer gefunden. In den nächsten Tagen wurden die anderen beiden Leichen geborgen. Reinhold Brückner und Christian Block wurden gemeinsam am 21. September 1965 auf dem Alten Friedhof in Schwerin begraben. Bernd Dibbern wurde in Neu Kaliß (Kreis Ludwigslust-Parchim) beigesetzt.

Einschusslöcher in der Brust der Leichname

Bei der Identifizierung von Reinhold Brückner und Christian Block hätten deren Eltern Einschusslöcher in der Brust der Leichname bemerkt, informierte die Landesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Anne Drescher. Offiziell sei eine gewaltsame Todesursache jedoch geleugnet worden. Aus dem Freundeskreis der sogenannten "Schlachthofbande" seien nach dem gescheiterten Fluchtversuch acht Jugendliche als Mitwisser verhaftet und zu Freiheitsstrafen verurteilt worden. Neben ihrer Trauer hätten die Angehörigen der ums Leben gekommenen Jugendlichen damals auch "noch die Verhöhnung einer von SED und Stasi gesteuerten perfiden Propaganda zu ertragen" gehabt.

Auf der neuen Gedenktafel heißt es unter anderem, dass die drei Freunde raus wollten aus der DDR, aus der Enge. Sie hätten weggewollt von den Drangsalierungen, die sie erlebten, weil sie Beatmusik und westliche Musiksender auf dem Schlachthofplatz in Schwerin hörten. Wochenlang hätten sie ihre Flucht geplant und seien bei Wind und Wetter im Ostorfer See geschwommen.

Quelle: epd