Denkmal zur Friedlichen Revolution in MV "Erinnerungszeichen 1989"

Von Anja Goritzka und Hans-Joachim Kohl

Den künstlerischen Entwurf „Die Zeit war reif“ würden die Kirchenältesten der Georgengemeinde Waren am liebsten vor ihrer Kirche sehen. Ihr Votum haben sie online eingereicht.

Foto: Landeszentrale für politische Bildung MV

22.09.2019 · Waren (Müritz). In Waren soll ein zentraler Gedächtnisort für die Friedliche Revolution 1989 entstehen, zehn Denkmal-Entwürfe liegen vor. Eine Jury entscheidet am Montag (23. September) welcher umgesetzt wird. Vor der Georgenkirche soll er stehen.

Ein geöffneter Schlagbaum aus Metall? 17 Betonbuchstaben, die kreisförmig die Sätze „Die Zeit war reif“ und „Reif ist die Zeit“ bilden? Oder doch eher eine Installation mit Parolen der Friedlichen Revolution wie „Wahl heißt Auswahl!“? Für das geplante Denkmal zur Friedlichen Revolution in MV stehen zehn Künstler-Entwürfe miteinander im Wettbewerb. Die Landeszentrale für politische Bildung in MV und die Landesbeauftragte für die Aufarbeitung der SED-Diktatur haben sie ausgewählt.

Bis zum 17. September waren Fotos dieser Entwürfe an 17 Orten in MV ausgestellt, Besucher konnten online ihre Kommentare und Stimmen abgeben. Am Montag, 23. September, soll eine Jury nun unabhängig von diesen Voten entscheiden, welcher Entwurf umgesetzt wird. Das „Erinnerungszeichen 1989“ soll dann Mitte Oktober bei der zentralen Gedenkfeier zu 30 Jahren Friedliche Revolution in der Georgenkirche Waren vorgestellt werden.

Denn in Waren soll nach dem Willen des Landtags ein zentraler Gedenkort entstehen, mit eben diesem Denkmal vor der Georgenkirche und einer Dauerausstellung in der Stadt. Der Grund: Im Oktober 1989 waren nach einem Gottesdienst in St. Georgen die ersten Menschen in MV auf die Straße gegangen, um für Freiheit und gegen den DDR-Staat zu demonstrieren. Dietlinde Glüer aus Rostock, die im Beirat zum Gedenkort 1989 sitzt, bestätigt: „In Waren fand die erste große Fürbittandacht mit anschließender Demonstration statt.“ Außerdem sei es schön, wenn das Denkmal mitten im Land liege. Das beides spreche für Waren.

Georgengemeinde hat Statement abgegeben

Die Georgengemeinde ist kein Jurymitglied. Pastorin Anja Lünert hat sich dennoch zusammen mit dem Kirchengemeinderat alle Entwürfe angesehen. „Wir haben einfach mal geschaut, welches Denkmal vor unsere Kirche passen könnte, und dann ein schriftliches Votum losgeschickt“, erzählt sie. Der erste Entwurf mit den 17 Betonbuchstaben, die die Sätze „Die Zeit war reif“ und „Reif ist die Zeit“ bilden, schnitt bei ihrem Gemeinderat sehr gut ab. „Er lässt den Platz sehr offen“, erklärt die Pastorin. Sie persönlich habe aber Bedenken, „weil dieser und ähnliche Sätze derzeit leider von der AfD vereinnahmt werden“.

Ganz ausgeschlossen habe die Gemeinde den Entwurf „Eiserner Vorhang“, der eher für die Perestroika stehe, nicht für die Geschehnisse um 1989. Der Entwurf „Was bleibt“ sei nicht gerade optimistisch, auch ein Mecklenburgtisch mit Bodentafeln fiel beim Kirchengemeinderat durch. „Das ist ja mehr Information als Kunst“, findet Pastorin Lünert. Zudem würden die Tafeln auf dem Gelände verteilt, Anwohner darüber laufen, was die Gemeinde als unschön empfinde. Gespannt sind sie, welcher Entwurf das Rennen macht. Anja Lünert wird für die Georgengemeinde dabei sein – auch wenn sie nicht mit entscheiden kann.

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 38/2019