Fachtagung zieht positive Bilanz Drei Jahre Geschichtenwerkstatt - Ein Erfolgsprojekt

Von Anja Goritzka

Geschichtenwerkstatt im Gespräch: Eckhart Reinmuth, Anna-Katharina Szagun und Barbara Wetzel (v.l.)

Foto: Anja Goritzka

14.04.2019 · Rostock. Die Geschichtenwerkstatt im Kirchenkreis Mecklenburg, die noch bis Februar 2020 läuft, gilt als ein Erfolgsprojekt. Bei einem Fachtag blickten Leiterin Marit Fiedler, Multiplikatoren, Experten und Interessierte jetzt in Theorie und Praxis auf das Konzept: in einer Geschichtenwerkstatt zu Psalm 104 und in Vorträgen aus theologischer, pädagogischer und künstlerischer Sicht. 

Was die Geschichtenwerkstatt in Bewegung bringt, beschreibt Pastor Dietmar Schicketanz so: „Die Leute kommen mit größeren und kleineren Problemen und bearbeiten sie in der GeWe.“ Bei Schicketanz im Zentrum kirchlicher Dienste in Rostock ist die „GeschichtenWerkstatt“, kurz GeWe genannt, seit drei Jahren angesiedelt. Ursprünglich sollte sie in diesem Sommer auslaufen, nun wurde sie bis Februar 2020 verlängert.

Das Prinzip dieses Angebots ist einfach: Einer Gruppe von Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen wird eine Geschichte vorgelesen – ein Märchen wie das vom süßen Brei oder dem Froschkönig, ein Bibeltext wie „Saul und die Hexe von Endor“ oder ein Psalm – gemütlich in einem Zelt sitzend. Anschließend hat jeder Zeit, sich kreativ der Geschichte zu nähern. Die GeWe stellt dafür große Materialkoff er zur Verfügung: mit Dingen wie Knete, Zeichenmaterial, Lego und Holz bis hin zu einem Verkleidungsschrank und Laptops mit dem Spiel Minecraft. Jeder finde so etwas, um sich mit dem Gehörten auseinander zu setzen, sagt Schicketanz. „Das ist eine Art des Verarbeitens. Steuerbare Selbsterfahrung.“

Anschließend wird alles den anderen Gruppenmitgliedern präsentiert, aber von niemandem bewertet. „Das ist das Tolle an der GeWe: Sie bewertet nicht, wertschätzt den anderen aber“, findet eine Besucherin der Fachtagung „Geschichten schöpfen – drei Jahre Geschichtenwerkstatt im Kirchenkreis Mecklenburg“ am Sonnabend, 6. April. Gerade Kindern und Jugendlichen tue das gut, sagt auch GeWe-Leiterin Marit Fiedler. „Wir haben in einer GeWe im Rostocker Begegnungszentrum Südstadt mal die Geschichte ,Der goldene Schlüssel‘ vorgelesen“, erzählt sie. Darin gehe es um ein Kästchen, und es bleibe offen, was sich darin befinde. „Nach der Geschichte verkleidete sich ein Junge mit den Pantomimesachen, machte sich ganz klein und sprang vor mir hoch mit den Worten ,Na, der Schatz im Kästchen, das bin ich!‘ “

Vielfältige Wirkung von Geschichten

Nicht nur in Rostock wurde in den vergangenen drei Projektjahren zur Geschichtenwerkstatt eingeladen, das Material war auch viel unterwegs: auf dem Gesamttag Kindergottesdienst im Mai 2018 in Stuttgart zum Beispiel oder in der Mecklenburger Gemeinde Rosenow im Juni 2018. „Ich habe mal in meine Statistik geschaut und kam auf genau 2019 Teilnehmer“, berichtet Marit Fiedler.

Die Wirkung der GeWe sei vielfältig: Lebensthemen würden angestoßen, andere Perspektiven sichtbar: „Es kommt etwas ins Schwingen. Resonanz in den Teilnehmern entsteht“, beschreibt Künstlerin Barbara Wetzel. Wie es mit der Geschichtenwerkstatt nach Februar 2020 weitergeht, ist jedoch noch offen. „Wir sind auf alle Fälle auf dem Kirchentag in Dortmund“, berichtet Pastor Schicketanz. „Derzeit laufen auch Verhandlungen mit der Evangelischen Kirche Berlin- Brandenburg-schlesische Oberlausitz für eine Kooperation. Im Februar 2020 wird die GeWe für einige Wochen in Potsdam zu finden sein.“

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 15/2019