Bugenhagen-Medaille für Bettina von Wahl Dieses Engagement steckt an

Von Nicole Kiesewetter-Müllejans

Bischof Dr. Andreas v. Maltzahn überreichte die Bugenhagen-Medaille im Namen der Ersten Kirchenleitung der Nordkirche und sagte an Frau von Wahl gewandt: „Für all Ihren Einsatz sind wir Ihnen dankbar und freuen uns, dass Gottes Geist in Ihnen so kräftig und lebendig ist. Für viele von uns sind Sie eine ,verlässliche Bank‘. Wir danken Gott für Ihr Wirken und freuen uns über Sie!“

Fotos: ELKM/C. Meyer

17.12.2017 · Rosenow. Die Juristin und Journalistin Bettina von Wahl aus Friedrichsruh (bei Neubrandenburg) hat für ihr ehrenamtliches Engagement in der Kirche die Bugenhagen-Medaille verliehen bekommen. Der Schweriner Bischof Dr. Andreas von Maltzahn hat ihr die höchste Auszeichnung der Nordkirche am Sonntag während eines Gottesdienstes in der Kirche Rosenow übergeben.

Jede Geschichte hat bekanntlich eine Vorgeschichte. Vermutlich fing sie bei Bettina von Wahl mit der eher unspektakulären Frage an: „Haben Sie nicht Lust, in den Frauenkreis zu kommen?“ Als Bettina von Wahl Ende der 1990er-Jahre gemeinsam mit ihrem Mann Henning in dem kleinen Dorf Friedrichsruh bei Neubrandenburg sesshaft wurde, knüpften sie rasch Kontakte zur Kirche, „um in das Leben hier hinein zu kommen“. Schnell fielen die beiden auf – nicht nur, weil sie unbekannte Gesichter waren. „Wir besuchten auch die Gottesdienste in verschiedenen Kirchen.“

Die Einladung in den Frauenkreis ihrer Gemeinde Mölln, so erinnert sich die 61-jährige, habe sie sehr gefreut. „Ich wurde sehr nett und ohne Vorbehalte aufgenommen.“ Eine „völlig andere Welt“ habe sie, die jahrelang als NDR-Redakteurin in Hamburg gelebt und gearbeitet hatte, dort kennengelernt. Nicht nur, weil das Leben in der westdeutschen Metropole so gar nichts gemein hatte mit dem Landleben in Ostmecklenburg. „Kirche und Christsein wird hier allein schon aufgrund der Geschichte ganz anders buchstabiert“, das habe sie schnell verstanden und schätzen gelernt.

Vom Frauenkreis in die Kirchenleitung

Vom Frauenkreis war der Weg nicht weit in den Kirchengemeinderat, dann in die damalige mecklenburgische Landessynode (mittlerweile Nordkirchensynode) und schließlich in verschiedene Arbeitsgruppen der Kirchenleitung. Heute ist Bettina von Wahl auch noch Vorsitzende im „Drei-Kirchen-Förderverein Rosenow- Schwandt-Tarnow“ und im Vorstand kirchlicher Stiftungen. Für ihr „außergewöhnliches kirchliche Engagement – sowohl in seiner Breite als auch in der Intensität“, so heißt es, bekam Bettina von Wahl am Sonntag in einem Gottesdienst in Rosenow vom Schweriner Bischof Dr. Andreas v. Maltzahn die Bugenhagen-Medaille der Nordkirche verliehen. Es ist die höchste Auszeichnung, die die Landeskirche zu vergeben hat.

Die Auszeichnung ist „ein Zeichen des Dankes und der Würdigung – vor allem aber eine öffentliche Bekundung, dass unsere Kirche durch den lebendigen Glauben von Gemeindegliedern wie Bettina von Wahl gestaltet und geleitet wird“, so Bischof von Maltzahn. Durch ihre zugewandte, gewinnende Art begeistere sie auch andere für kirchliches Engagement. Dies brachte etwa den Anstoß, dass die „Musikfestspiele Mecklenburg- Vorpommern“ mittlerweile einen festen Konzertort in der Dorfkirche zu Rosenow gefunden haben.

Zu den bisher Ausgezeichneten gehören in Mecklenburg Dietlind Glüer, die seit dem Herbst 1989 weithin als „Mutter der Rostocker Demokratie“ bekannt ist, und der langjährige Präses Heiner Möhring aus Pinnow. Als Bischof Andreas v. Maltzahn sie angerufen und über die Auszeichnung informiert habe, „hat mich das unendlich berührt“, sagt Bettina von Wahl. „Aber in der Reihe mit den beiden anderen Ausgezeichneten sehe ich mich nicht – das sind echt andere Lichtgestalten.“ Für sie sei es eine Würdigung der Ehrenamtlichenarbeit in Ostmecklenburg insgesamt.

Von Hamburg nach Ostmecklenburg

Ostmecklenburg, das jetzt ihre Heimat geworden ist. Gemeinsam mit ihrem Mann hatte sie Mitte der 1990er -Jahre das verfallene und von Büschen und Bäumen zugewucherte Gutshaus in Friedrichruh gekauft. Eine Fotoaufnahme an der Kühlschranktür dokumentiert den früheren Zustand. „Tine“, habe ihr Vater, ein Architekt, damals zu ihr gesagt, „lasst die Finger davon“. Doch da hatten die beiden das Anwesen bereits gekauft.

Acht Jahre ist sie dann noch zwischen Hamburg und Friedrichsruh gependelt, auch nachdem 1993 Sohn Nikolai zur Welt kam. Ihren Job beim NDR aufzugeben, fiel ihr nicht leicht, „aber irgendwann wurden diese zwei Leben zu anstrengend“. Den Freunden in Hamburg hätte sie immer erklären müssen, was sie denn da in Mecklenburg macht, „und hier hat keiner verstanden, warum ich alle zwei Wochen nach Hamburg fahre". Friedrichsruh sollte ein Zuhause werden „und das ist es auch geworden“. Sie fühle sich hier am richtigen Platz, und „Hamburg vermisse ich Null, Null“. „Etwas wie hier“, gibt Bettina von Wahl unumwunden zu, „hätten wir uns im Westen nie so aufbauen können.“

Auch Kirche sei in ganz anderer Weise zur Heimat geworden als sie es im Westen je war. „Ich habe gelernt, offener über den Glauben zu reden.“ Deshalb seien die vergangenen Jahre von ihrer Seite „auch ein großes Nehmen“ gewesen. Dass vor ein paar Jahren die Nordkirche kam, hat sie als Hamburgerin persönlich gefreut. Aber in dem Prozess selbst habe sie sich als Zuhörende gesehen. „Ich kann gut nachvollziehen, was die Mecklenburger und die Pommern aufgegeben haben.“ Manchmal, wenn ihr Mann sie gegen Mitternacht vom Bahnhof in Stavenagen abholen muss, weil sie ihr Ehrenamt mal wieder an die andere Seite der Nordkirche geführt hat, dann fällt ihr wieder ein: „Ich sag jedes Jahr, nächstes Jahr wird es weniger, aber bisher wollte das nicht so recht klappen.“ Bald ist ja wieder ein nächstes Jahr.

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 50/2017


Liedpredigt „Es kommt ein Schiff geladen“ von Bischof von Maltzahn am 17. Dezember in Rosenow (PDF)