Hallo, hier sind wir Die Kampagne „7 Wochen Ohne“ erfordert in diesem Jahr Mut

Große und kleine Helden sind gefragt.

Foto: 7 Wochen Ohne

14.02.2018 · Frankfurt a.M./Hofheim. Seit mehr als 30 Jahren gibt es die Aktion „7 Wochen Ohne“. In diesem Jahr ist Präsenz gefordert. „Zeig dich! 7 Wochen ohne Kneifen“ heißt es angesichts gesellschaftlicher Spaltungen.

Mitten auf einem Feld reißen Vater und Sohn die Arme hoch und ballen ihre Fäuste. Augenmasken und rote Umhänge erinnern ein wenig an Batman und Zorro, starke Männer im Kampf gegen Ungerechtigkeit und an der Seite der Armen. Mit diesem Motiv wirbt die evangelische Fastenaktion „7 Wochen Ohne“ dafür, sich einzumischen und Flagge zu zeigen. „Zeig dich! Sieben Wochen ohne Kneifen“ heißt es im Untertitel der diesjährigen Kampagne von Aschermittwoch bis Ostern.

„Tatort“-Darstellerin Ulrike Folkerts (56) beispielsweise gehört schon seit vielen Jahren zu denen, die sich nicht wegducken. In Bremen hat sie gerade als Schirmherrin von Verbraucherzentralen und der Organisation „Facing Finance“ eine Ausstellung eröffnet, die für eine Altersvorsorge auf Grundlage ethisch-ökologischer Standards wirbt. Sie setzt sich aber auch für Kinder ein, engagiert sich für Menschen mit Down-Syndrom. „Der Mensch existiert am besten, wenn er mit anderen etwas unternimmt, wenn er Dinge bewirkt. Das ist Leben“, sagt Folkerts, die im Ludwigshafener „Tatort“ die Ermittlerin Lena Odenthal spielt.

Dazu passt das Titelmotiv der Aktion mit Vater und Sohn, die nach den Worten von Arnd Brummer, Geschäftsführer von „7 Wochen Ohne“, auf den Kern der Kampagne verweisen: „Hallo, hier sind wir, wir zeigen uns, und wir sind auch bereit, uns öffentlich zu positionieren.“ Zur Gemeinschaft gehöre der Streit: „Wir denken, dass wir zum Beispiel in Vereinen nicht klarkommen, wenn alle nur die Klappe halten.“

Münchens Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler ist Vorsitzende im Kuratorium der Fastenaktion: „Wir möchten darauf Lust machen, sich für andere zu engagieren, dort, wo sie unsere Unterstützung brauchen“, sagt sie. Wer sich einsetze, habe auch selbst etwas davon, erklärte Ulrike Folkerts bei ihrem Besuch in Bremen. „Alle Leute, die ehrenamtlich tätig sind, leben länger“, verweist sie auf Studien. Allerdings sei das bei ihr selbst nicht der wichtigste Antrieb, sich einzumischen: „Meine stärkste Motivation ist: Wie super, ich bin nicht ohnmächtig, ich kann etwas bewirken.“

Das ist allerdings nicht immer leicht, wie Breit-Keßler einräumt. Wer sich engagiere oder einen eigenen Weg suche, brauche „Mumm in den Knochen“: „Den Mut, aus den bequemen Verstecken des Lebens zu kommen, die eigene Wahrheit zu entdecken – und die der anderen.“

Das habe viel mit der Fähigkeit zu tun, sich in die Situation anderer einfühlen zu können, sagt der Bremer Norbert Kuntze, Initiator der Aktion „Tu was! Zeig Zivilcourage“. Er beobachtet grundsätzlich eine Entsolidarisierung in der Gesellschaft: „Die Konflikte nehmen zu, die Auseinandersetzungen verschärfen sich auf allen gesellschaftlichen Ebenen.“

„Das, was unserer Gesellschaft fehlt, ist, dass sozialer Mut belohnt wird“, sagt Kuntze. „Dass es sich lohnt, sich für den Mitschüler einzusetzen, sich gegen Mobbing am Arbeitsplatz zu stellen, sich auf die Seite von Bedürftigen zu schlagen.“

Kampagnen-Chef Brummer ermutigt: „Sieben Wochen ohne Kneifen meint, dass wir nur dann eine Gemeinschaft sind, wenn wir im Guten wie in der Auseinandersetzung uns als Person und als Persönlichkeit zeigen.“ Also nicht in anonymen Blogs verstecken, sondern im Zweifel mit offenem Visier streiten.

Internet: 7wochenohne.evangelisch.de

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 06/2018