Besondere Stellenausschreibung Der ödeste Job der Welt

Von Dr. Lena Modrow

epd/Jens Schulze

13.08.2017 · Männedorf/Schweiz. "Engstirnige Kirchenpflege? Unmotivierte Pfarrkollegen? Gelangweilte Mitarbeitende? All das bieten wir!", steht es in einer Stellenausschreibung fürs Pfarramt in der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Männedorf in der Schweiz. Das klingt nach dem ödesten Job der Welt. So ein Text zieht wohl kaum Bewerbungen nach sich. Oder?

Denn es geht in der Stellenausschreibung noch weiter mit nicht gerade attraktiven Job-Aussichten: Die Gemeinde sucht einen Pfarrer oder eine Pfarrerin, die sich "mit lammfrommen, jederzeit motivierten Jugendlichen im Konf-Unti rumschlagen" mag und gern in der leeren Kirche predigt. Und Chancen auf persönliche Entwicklung werden übrigens auch von Anfang an ausgeschlossen.

Mehrfach geteilt auf Twitter

"Bitte sagt mir, dass das a) nicht so gedruckt wurde, b) nicht ernst gemeint ist, oder c) ich an einer Sehschwäche leide", schreibt Pfarrerin Mirja Zimmermann auf Twitter, die das Stellengesuch dort geteilt hat. Tatsächlich wurde es so gedruckt, wie Madeleine Strub-Jaccoud, Präsidentin des Kirchgemeinderats, bestätigt. Und auch auf der Internetseite ist es genau so zu finden - bis über einen Link zur Gemeinde dann die Auflösung folgt: "Sie haben sich von unserem unkonventionellen Inserat nicht abschrecken lassen? Das freut uns sehr." Die Gemeinde ist gerade in der Jugendarbeit sehr engagiert und hat gut besuchte Gottesdienste - also das genaue Gegenteil von ihrem Ausschreibungstext.

Kein Jammergesang, sondern ein Nachvornblicken

"Wir wollten keine 08/15-Anzeige machen und ein Stück weit Aufmerksamkeit ereichen", sagt Strub-Jaccoud. "Denn wir suchen eine Pfarrperson, die unkonventionell ist und mit jungen Menschen umgehen kann, in einer Region, in der man auch urban denken kann und vor allem sich selbst nicht so wahnsinnig ernst nimmt." Keine Resignation, kein "Jammergesang", sondern ein Nachvornblicken - das soll die Ausschreibung ausstrahlen. "Es kommt bei Kirche immer weniger Inhaltliches zur Sprache, sondern vor allem solche Themen wie Mitgliederschwund und Finanzen, da hinein ist dieses Inserat gemacht worden", sagt Strub-Jaccoud über den Text, der intern lange diskutiert worden ist.

Die Aufmerksamkeit ist da

Die Idee scheint aber aufzugehen: Nicht nur sind Twitternutzer, sondern auch einige Medien auf die Anzeige aufmerksam geworden. Und was für die Gemeinde besonders erfreulich ist: Es gab schon mehrere Bewerbungen auf die Stelle - mit besonders humorvollen Anschreiben.

Quelle: Nordkirche