Ökumenische Kreuzweg der Jugend hat lange Tradition Der Weg mit dem Kreuz

Von Christine Senkbeil

Gemeinde unterwegs: Auf dem Kreuzweg in der Region Penkun mit Pastor Bernhard Riedel 2017 (vorn).

Foto: Lars Fischer

18.03.2018 · Grambow/Pasewalk. „#beimir“ ist deutschlandweit das Motto des diesjährigen Ökumenischen Kreuzwegs der Jugend. Seit sechs Jahrzehnten lädt diese Andachtsform Jugendliche dazu ein, sich auf Jesus Christus einzulassen und sein Wirken in ihrem Alltag zu erkennen. Auch in der Region Penkun geht es diesmal wieder auf den Weg.

Ein wenig komisch schauen die Leute schon, räumt Pastor Matthias Jehsert aus Retzin ein, wenn da so eine Gruppe Jugendlicher plötzlich mit einem riesigen Holzkreuz in die Straßenbahn von Stettin steigt. Doch auch das gehört eben zu einem Kreuzweg – die Blicke der anderen.

Das Original des Kreuzweges, die sogenannte „Via Dolorosa“, befindet sich in Jerusalem. Es ist die „schmerzensreiche Straße“, die Jesus am Tage seiner Hinrichtung gehen musste: quer durch die Stadt, vom Ort seiner Verurteilung beim Haus des Pilatus zu dem seiner Kreuzigung auf dem Berg Golgota. Entlang dieses Leidensweges trug Jesus das Kreuz auf dem Rücken, an dem er später sterben sollte. Die Bibel beschreibt genau, wie es ihm dabei erging: wo er strauchelte, Wasser bekam, blutete, starb.

In der Heiligen Stadt ist aus dieser Wegroute über die Jahrhunderte einer der bedeutendsten Prozessionswege entstanden, den, mit einzelnen Kreuzweg- oder auch „Fußfall“-stationen“ versehen, jährlich Millionen von Pilgern gehen – Jesus zum Gedenken.

Europäische Pilger brachten Idee nach Jerusalem

Interessanterweise gab es die Andachtsform dieses Leidensweg-Gehens zuerst in Europa. Gläubige gestalteten einen Passionsweg in heimatlichen Gefilden einfach so, wie sie ihn bei ihrem Jerusalembesuch zu sehen erwarteten. Wie Marco Talarico in seinem Buch „Der Kreuzweg Jesu in historischer Authentizität und katholischer Frömmigkeit“ beschreibt, brachten also europäische Pilger die Idee nach Jerusalem – wo sie ausgebaut wurde.

Die Kreuzweg-Andacht gehört seit Jahrhunderten fest in den katholischen Festkalender und wurde seit den vergangenen Jahrzehnten immer häufiger ökumenisch begangen.

Dabei geht die Jugend voran. „Der Jugendkreuzweg hat bei uns in der Gegend eine ganz lange Tradition“, erzählt Johannes von Kymmel, der als Propstei-Jugendwart seit acht Jahren in Pasewalk arbeitet. Die Tradition ist so lang, dass jetzt sogar Senioren mitgehen, die den Weg in ihrer eigenen Konfirmationszeit gehen „mussten“. „Das weckt Erinnerungen und man trifft sich wieder“, sagen sie.

Inspiration aus dem Internet

Von Kymmel hat mit Jugendlichen schon so einige Wege vorbereitet. Grundlage war stets das Arbeitsmaterial, das auf der Internetseite des Ökumenischen Kreuzwegs der Jugend (www.jugendkreuzweg-online.de) angeboten wird. Die Initiative setzt sich seit 59 Jahren auf ganz unterschiedliche Weise mit der Passion Jesu, mit der Erlösung und dem von Gott gewollten Heil auseinander. Dort finden sich eine Bausteinsammlung zur Kreuzweggestaltung mit Bildern und Ideen. „Ihr baut, variiert, ergänzt, lasst weg“, laden die Autoren ein, die von der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der deutschen Bischofskonferenz (afj) mitwirken, vom Bundesvorstand des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), sowie von der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland e. V. (aej).

„Wir suchen wir uns eindrückliche Orte hier in der Stadt, die direkt mit den Stationen zu tun haben“, sagt von Kymmel. So gingen die Jugendlichen zur „Verurteilung“ in den Gerichtssaal, der „Kreuzigung“ wurde in der ungenutzten stillen Nikolaikirche gedacht. In diesem Jahr gab es von der katholischen Gemeinde zu wenige Mitstreiter. Die Pasewalker schließen sich so der Penkuner Gruppe an, die diesmal Matthias Jehsert, Pastor aus Retzin mit Jugendlichen organisiert.

„Der Weg geht ist schon so 12 bis 16 Kilometer lang. Je nach Wetter kann das Spaß machen, aber auch recht anstrengend werden“, sagt der Pastor. Sogar grenzübergreifend verläuft die Strecke – eben bis ins polnische Stettin. Neben der Straßenbahn kann also auch Floß oder Bus in Einsatz kommen.

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 11/2018