Mit Schütz im Heiligen Land Der Choralchor der St. Johannis Kantorei Rostock war im Februar zum ersten Mal in Israel

Von Helene Kühn

Die Jugendlichen und die Betreuer des Choralchores beim Baden im Toten Meer mit den obligatorischen Schlammspuren.

Foto: Johanniskantorei

04.03.2018 · Jerusalem/Rostock. Der Jugendaustausch zwischen Deutschland und Israel soll intensiviert werden. Dieses Ansinnen der Politik setzte Kirchenmusikdirektor Markus J. Langer mit den Jugendlichen seiner Rostocker Johannis-Kantorei jetzt um. Ein Chromitglied berichtet.

Die Gelegenheit nach Israel zu fahren, bekommt ein Jugendchor nicht alle Tage, und so ist es ein unglaubliches Geschenk, dass wir, der Choralchor der St. Johannis Kantorei Rostock, diese Möglichkeit hatten. In nur einer Woche sammelten wir viele Eindrücke und Erlebnisse und lernten die verschiedenen Facetten Israels und auch Palästinas kennen. Eingeladen von Gunther Martin Goettsche, der als Kantor in der deutschen evangelischen Gemeinde in Jerusalem wirkt, organisiert von unserem Chorleiter Markus J. Langer und begleitet von dem Alttestamentler Martin Rösel von der Theologischen Fakultät, der uns auf langen Busfahrten und bei allen Sehenswürdigkeiten, teilweise auch mit Humor, mit Informationen und Wissenswertem fütterte.

Konzert in der vollen Erlöserkirche

Als Chor sind wir Gesang natürlich gewöhnt, doch der Weckruf vom Muezzin um 5 Uhr morgens war für uns alle eine ganz neue Erfahrung. Außerdem füllten wir verschiedene Orte Israels mit unserem eigenen Gesang: Die Annakirche in Jerusalem, das Amphitheater in Caesarea oder das Parkhaus beim Yafa-Tor. Überall konnte man die besondere Atmosphäre im Chor spüren.

Wir erkundeten Israel auf Jesu Spuren, fuhren nach Nazareth, Bethlehem, Tabgha, zur Taufstelle im Jordan und zum See Genezareth, wo der Abstieg vom Berg der Seligpreisungen ein wenig an die Singwanderung erinnerte – abgesehen vielleicht von den Bananenplantagen, die unseren Weg säumten. Auch römische Spuren wurden von uns erkundet. Der Besuch der Festung Masada in der Wüste wurde mit einem Bad im Toten Meer verbunden. Vom Herodion aus hatten wir einen Blick in die besetzten Gebiete. Die römischen Anlagen in Cesarea Maritima standen in Kontrast zu den Resten der Kreuzfahrerburg. Außerdem besuchten wir die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, die sich nicht mit Worten beschreiben lässt, uns jedoch sehr nachdenklich und bedrückt stimmte und die ein absolutes Muss für alle Israelreisende sein sollte. Die dortigen Bilder werden wir wohl lange nicht vergessen.

In den wenigen Tagen, die wir in Israel und Palästina verbrachten, lernten wir viel über die dortige Kultur durch Begegnungen mit Einheimischen. Wenn wir von jetzt an in den Nachrichten etwas über dieses Gebiet hören, werden wir dies sicher anders betrachten als vorher. Diese Reise hat unser Bild des Nahen Osten verändert, zum Positiven, ohne die existierenden Konflikte damit herunterspielen zu wollen. Jerusalem ist eine kulturell so vielfältige Stadt, dass man Wochen brauchen würde, um diese ganz zu erkunden, doch wir sahen einen kleinen Ausschnitt eines auf den ersten Blick friedlichen Lebens.

Unser Konzert in der Erlöserkirche in Jerusalem war ein voller Erfolg mit Standing Ovations. Laut Frau Goettsche gab es noch nie in ihrer Zeit vor Ort so ein aufmerksames Publikum bei Konzerten in dieser Kirche. Davon abgesehen war es für jedes Chormitglied eine unglaubliche Erfahrung, so weit weg von Zuhause ein Konzert zu singen. Im Gottesdienst sangen wir dann noch einmal in der wieder vollen Erlöserkirche neben Werken von Distler, Schütz und Mendelssohn-Bartholdy den Pilgerpsalm von Gunther Martin Goettsche, der uns selbst an der Orgel begleitete.

Den gesamten Reisebericht kann man in unserem Blog nachlesen: www.blog.st-johannis-kantorei.de

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 09/2018