Spendenaktion "Brot für Welt" eröffnet Bischof von Maltzahn: Einkauf entscheidet mit, ob Menschen ein würdevolles Leben haben

Brot für die Welt half Juan Carlos Duarte und vielen indigenen Familien in Paraguay

Foto: Kathrin Harms

02.12.2018 · Neustrelitz. In Neustrelitz ist am 1. Advent die evangelische Hilfsaktion "Brot für die Welt" für Mecklenburg-Vorpommern eröffnet worden. Der Schweriner Bischof Dr. Andreas von Maltzahn plädierte in seiner Predigt dafür, häufiger über Ungerechtigkeit zu reden und mehr für Gerechtigkeit zu tun.

Der Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Nordkirche erinnerte daran, dass Frauen und Kinder in Asien für Hungerlöhne unter unmenschlichen Bedingungen billigere Tops, Jeans und Blazer herstellen müssen, die dann in unseren Geschäften angeboten würden. „Da gilt es, nachzufragen beim Einkauf, auf faire Handels-Siegel zu achten und Organisationen zu unterstützen, die sich für gerechtere Arbeitsbedingungen einsetzen“, so der Theologe. Zugleich sprach er den Zweifel an, ob dies wirklich etwas bringen würde und verwies auf das Beispiel von fair gehandeltem Kaffee und Tee: „Inzwischen hat jeder anständige Supermarkt Fairtrade-Kaffee und -Tee im Angebot, und den Bauern, die dies produziert haben, geht es besser. Wir sind längst nicht so machtlos, wie es den Anschein hat: Was wir kaufen, entscheidet mit, ob Menschen ein Leben in Würde führen können.“

Glaube darf nicht tatenlos bleiben

Ein christlicher Glaube, der tatenlos bleibt, kann nicht wirklich lebendig sein. Konkret ginge es um die Frage, was zu tun sei, „damit die Verhältnisse nicht bleiben, wie sie sind!“, so Andreas v. Maltzahn. Projekte des Hilfswerkes „Brot für die Welt“ zeigten, dass konkretes Tun nicht die Welt koste. So könne mit einer Spende von 50 Euro einem Kind bereits der Schulbesuch ermöglicht werden. „Für nur 50 Euro eine Chance fürs Leben! Mit 90 Euro bekämen zudem fünf Familien Reis-Saatgut und müssten nicht mehr hungern! Ist doch großartig, welch erstaunlich positive Wirkungen unsere Gaben haben können! Das Überschaubare, was wir tun können, bedeutet in manch anderen Weltgegenden unglaublich viel“, erklärte der evangelische Bischof.

„Der Gerechte weiß um die Sache der Armen“, zitierte Andreas v. Maltzahn aus den altestamentlichen Sprüchen. Menschen in Armut wichtig werden lassen, dies sein auch in Mecklenburg-Vorpommern wichtig. Denn fast jedes dritte Kind in unserem Bundesland sei von Armut bedroht. „Insbesondere für Alleinerziehende ist das Risiko besonders hoch. Und Kinder aus diesen Verhältnissen haben es ungleich schwerer, in unserem Bildungssystem zu bestehen“, so der Bischof und rief beispielsweise dazu auf, „nicht Parteien zu wählen, die mehr Netto vom Brutto versprechen, sondern jene, die glaubwürdig etwas für mehr Bildungschancen tun wollen“.

Impulsgeber für nachhaltigen und gerechten Lebensstil

Die Überwindung von Hunger und Armut gehört bis heute zu den Schwerpunkten von Brot für die Welt. Bildung, Gesundheit, der Einsatz für den Erhalt der Umwelt und die Wahrung der Menschenrechte kamen im Laufe der Jahre hinzu. Dabei arbeitet Brot für die Welt nach dem Grundprinzip, akute Not zu lindern, die Ursachen dieser Not zu beseitigen und partnerschaftliche Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Zudem ist Brot für die Welt immer wieder Impulsgeber für einen nachhaltigen und gerechten Lebensstil. Dazu zählen beispielsweise die Weltläden und der Faire Handel.

Aktuell arbeitet das Hilfswerk mit mehr als 1.300 Partnerorganisationen weltweit zusammen und fördert mehr als 1.500 Projekte in 97 Ländern. Eines dieser Projekte ist der Ökolandbau in Paraguay: Früher lebten die Menschen in Punta Porä von dem, was der Wald hergab: Sie angelten Fische, sammelten Früchte, ernteten wilden Honig. Dann kamen die Bulldozer der Großgrundbesitzer, um den Wald zu roden und Platz zu schaffen für den Anbau von Soja. Für die indigene Bevölkerung war das eine Katastrophe: „Wir hatten nichts mehr zu essen – und keine Ahnung, wie es weitergehen sollte“, erinnert sich Juan Carlos Duarte. Die Brot für die Welt-Partner-Hilfsorganisation Oguasu zeigte ihnen, wie man nachhaltig Gemüse anbaut, Vieh hält und Bienen züchtet. „Heute gibt es in Punta Porä kein einziges mangelernährtes Kind mehr“, freut sich Duartes Ehefrau Petrona Martínez.

Großer Zuspruch - Seit 1959

Seit 1959 kämpft Brot für die Welt als weltweit tätiges Hilfswerk der evangelischen Landes- und Freikirchen in Deutschland und ihrer Diakonie für die Überwindung von Hunger, Armut und Ungerechtigkeit. Am 12. Dezember 1959 wurde in der Berliner Deutschlandhalle erstmals zu Spenden aufgerufen. Innerhalb weniger Wochen kamen 19 Millionen Mark zusammen, davon fast fünf Millionen Ostmark. Dieser große Zuspruch war der Auftakt zu jährlichen Spendenaktionen von allen evangelischen Kirchen in Ost und West für Brot für die Welt. Im vorigen Jahr wurden in MV rund 825.500 Euro für die Aktion gespendet. Das waren über 55.000 Euro mehr als 2016. Bundesweit kamen 61,8 Millionen Spenden zusammen, ein leichtes Plus gegenüber dem Vorjahr. 680 Hilfsprojekte wurden 2017 neu bewilligt, die meisten in Afrika.

Quelle: Diakonisches Werk MV/ELKM/epd


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