Zentrale Gedenkstunde zum Volkstrauertag in Wismar Bischof v. Maltzahn für Grundskepsis gegenüber militärischen Lösungen

Bischof v. Maltzahn

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16.11.2014 · Wismar. Mit zahlreichen Kranzniederlegungen ist in Mecklenburg-Vorpommern am heutigen Sonntag der Toten beider Weltkriege und der Opfer des Nationalsozialismus gedacht worden. Bei der zentralen Gedenkstunde des Landes und des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge in Wismar sagte der Schweriner Bischof Dr. Andreas v. Maltzahn: „In der Erinnerung an die Opfer von Krieg und Gewalt wird das Feld für den Frieden bereitet.“ Darum dankte er dem Volksbund und wünschte für dessen Projekte zahlreiche Menschen, die sich mit Hingabe für Verständigung und Versöhnung zwischen den Völkern einsetzen.

In seiner Rede im Rathaus der Hansestadt, der ein Gedenken auf dem Wismarer Soldatenfriedhof voranging, plädierte der Theologe für „ein kritisches Bewusstsein gegenüber jeder Form von Massen-Begeisterung“ und „eine Grundskepsis gegenüber militärischen Lösungen“. Er erinnerte an die anfangs wahnsinnige Begeisterung junger Männer, insbesondere Intellektueller, zu Beginn des 1. Weltkrieges vor 100 Jahren. Auch wenn die Situationen nicht vergleichbar seien, fragte der Bischof, „was Menschen heute verführbar macht für die Faszination von Gewalt und Krieg“ und nannte als Beispiel junge Männer aus Deutschland, die in den Reihen des IS kämpfen.

Bei der Frage nach den Ursachen, werde zu oft an Menschen gedacht, die im Kriegserlebnis nur einen Ausweg aus Armut und Enge ihres Lebens suchen, so der Bischof. Es gehöre aber auch „zu uns Menschen, die Sehnsucht, Teil eines größeren Ganzen zu sein; die Sehnsucht, sich hinzugeben an eine Sache, die der Hingabe wert ist; der Wunsch, etwas zu bewegen, damit die Verhältnisse nicht bleiben wie sie sind.“ All das könne ausgenutzt werden von Demagogen und Fundamentalisten, gleich welcher Couleur.

„So geraten junge Menschen in rechtextreme Kameradschaften oder werden zu Dschihadisten“, sagte Bischof v. Maltzahn und plädierte für ein kritisches Bewusstsein gegenüber jeder Form von Massen-Begeisterung. Vor allem aber würden gesellschaftliche Bewegungen gebraucht, in denen Menschen ihre Sehnsucht nach Hingabe leben und verwirklichen können. „Bewegungen“, so der Theologe, „in denen Menschen spüren, dass sie in keiner Verschmelzung, sondern als Person und mit ihrem persönlichen Engagement wichtig sind.“

Konkrete Beispiele seien Bewegungen, die sich einsetzen für ein Mehr an Gerechtigkeit – „in unserem Land, aber auch darüber hinaus“. Bewegungen, die sich für Klimagerechtigkeit und für gerechten Frieden engagieren. „Gerade wir Deutschen haben aufgrund unserer Geschichte hier eine bleibende Aufgabe“, so Bischof v. Maltzahn. Denn es sei „die bleibend aktuelle Erfahrung unseres Volkes, dass der Griff zu den Waffen Unheil mit sich bringt! Zwei Weltkriege haben uns das gelehrt. Darum wünsche ich mir auch für die Zukunft eine Grundskepsis gegenüber militärischen Lösungen in unserem Land“.

Quelle: Bischofskanzlei Schwerin (cme)