Bischof Abromeit beim Symposium zur Zukunft der Kirche "Kirche kann sich nur entfalten, wenn sie geistlich ist"

Beim internationalen Symposium sprachen neben Bischof Dr. Abromeit (2. v.r.) auch die schwedische Erzbischöfin Antje Jackelén und der Bischof der Kirche von England Graham Tomlin, Diözese London (re.). Organisiert hat die Veranstaltung der Leiter des IEEG Professor Michael Herbst (li.).

Foto: A. Klinkhardt

26.05.2018 · Greifswald. Kirche sollte sich vom Geist Gottes leiten lassen und nicht von Statistiken. Das forderte Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit am heutigen Samstag in seinem Vortrag im Greifswalder Alfried Krupp Kolleg. Dort findet derzeit die internationalen Fachtagung „Kirche[n]gestalten. Re-Formationen von Kirche und Gemeinde in Zeiten des Umbruchs“.

Veranstalter ist das Institut zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung (IEEG) der Universität Greifswald. Unter der Überschrift „…et spiritus sancti – Geistliche Herausforderungen kirchlicher Re-Formation“ beschrieb der Greifswalder Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Nordkirche zunächst die Situation der Kirche in Pommern: „Wir machen in den vergangenen 60 Jahren in Ostdeutschland und vielleicht zugespitzt in Pommern einen Wandel durch, für den es in der Kirchengeschichte kaum Analogien gibt.“ So sei die Zahl der Kirchenmitglieder von 700 000 im Jahr 1959 auf 80 000 heute gesunken. Damit zeichne die Kirche in Pommern eine Entwicklung voraus: „Vielleicht sind wir gerade im Nordosten eine Art Avantgarde, ein Laboratorium für eine Gesellschaft, die in der weiten Mehrheit säkular ist.“

Angesichts dieser Entwicklung warnte Abromeit davor, „sinkende Mitgliederzahlen als Beweis für ein scheinbar unumstößliches Gesetz des Relevanzverlustes“ zu verwenden. In Anspielung auf die Unterscheidung von geschriebenem Gesetz und lebendigem Geist, die der Apostel Paulus macht, erläuterte er: „Der Buchstabe, also gleichsam die numerische Entwicklung des Christentums vor Ort, könnte kirchliche Arbeit rat- und tatenlos machen. Getragen aber vom Wesen des Geistes können wir auch sehr andere Feststellungen machen.“
 
Verbundenheit mit der Kirche gewachsen

So sei die Verbundenheit mit ihrer Kirche bei den Kirchenmitgliedern heute höher als zu mitgliederstärkeren Zeiten: „Man ist – das lässt sich für unsere Region sagen – nicht einfach mehr Kirchenmitglied, sondern man hat sich dazu entschieden, es entweder zu bleiben oder sogar zu werden.“ Trotz Mitgliederschwunds in den vergangenen Jahren sei in mancher Gemeinde der Region die Zahl der Gottesdienstbesucher gestiegen. „Der Heilige Geist wirkt nicht nur in Gemeinden mit mindestens 2.000, 3.000 oder 4.000 Gemeindegliedern. Auch bei den bischöflichen Besuchswochen treffe ich manchmal gerade in kleinen Gemeinden auf ein intensives Gemeindeleben.“
 
Im Hinblick darauf kritisierte Bischof Dr. Abromeit Entwicklungen, auf eine Pfarrstelle immer mehr Gemeindeglieder kommen zu lassen, und voreilige Zusammenlegungen von Kirchengemeinden: „Ohne lebendige Ortsgemeinden wird die Kirche untergehen. Der Geist Gottes braucht einen Resonanzraum, um wirken zu können.“ Kirche ist nach Überzeugung des Greifswalder Bischofs, eine Gemeinschaft von Menschen, die der Geist bewegt hat. Für die Gemeindearbeit bedeute dies: „Christenlehre, Konfirmandenarbeit, Glaubenskurse und ansprechende Gottesdienste sollen Raum geben, den Geist Gottes zu erfahren und zugleich Worte zu dieser Erfahrung geben. Der Weg zum Glauben vollzieht sich zumeist in einem Beziehungs- und Kommunikationsgeschehen. Wir haben etwas erfahren und geben dies weiter.“
 
Den Glanz Gottes aufleuchten lassen

Bischof Dr. Abromeit ermunterte Pastorinnen, Pastoren und Gemeindeglieder, sich ohne Scheu als Christen erkennen zu geben: „Gemeinden sind gut beraten, die Tore weit zu öffnen und Menschen hereinzulassen. Sie dürfen das froh und selbstbewusst tun. In ihnen wirkt Gottes Geist aus sich selbst heraus. Sämtliche Gemeindeaktivitäten sollen dabei auch unter der Fragestellung betrachtet werden, inwiefern bei ihnen ganz selbstverständlich der Glanz Gottes aufleuchtet. Die Kirche kann nur überleben, sich nur entfalten und blühen, wenn sie geistlich ist.“

Quelle: Bischofskanzlei Greifswald (ak)