Gedanken zum Sonntag Rogate von Pastor Michael Wacker Beten, wie geht das?

Von Sybille Marx

Im Haus der Stille in Weitenhagen werden das ganze Jahr über Seminare angeboten, die dem Einzelnen helfen sollen, mit Gott in Verbindung zu treten. Vom 26. Juni bis zum 1. Juli findet etwa eine Einführung in ignatianische Exerzitien statt.

Foto: R. Neumann

06.05.2018 · Weitenhagen. Beten heißt nicht nur reden, sondern auch still sein vor Gott, sagt Pastor Michael Wacker. Er leitet das Haus der Stille in Weitenhagen bei Greifswald, das einzige Einkehrhaus der Nordkirche – und liebt es, Menschen auf ihrem Weg mit Gott zu begleiten.

Wenn man Pastor Michael Wacker fragt, wie beten geht, fallen ihm viele Antworten ein. Wacker leitet das Haus der Stille in Weitenhagen bei Greifswald, das einzige Einkehrhaus der Nordkirche, und begleitet immer wieder Menschen, die den direkten Draht zu Gott suchen. „Gott wartet auf ein Herz, das sich ihm zuwendet“ – davon ist er überzeugt. Aber diese Zuwendung könne sich ganz unterschiedlich äußern: als Ausschütten des Herzens, als Vaterunser, als Stillsein vor Gott.

Wie betet man als Christ „richtig“? „Eine allgemeingültige Antwort auf diese Frage gibt es nicht“, sagt Wacker. Ein paar wichtige Impulse allerdings finde man in der Bibel. Der erste: „Jesus selbst zog sich zurück, um allein zu sein mit dem Vater. Auch seinen Nachfolgern empfahl er das berühmte Kämmerlein“, sagt Wacker.

Gleichzeitig habe das Gebet in Gemeinschaft die Verheißung Jesu. „Was auch immer zwei von euch auf Erden einmütig erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten“, wird Jesus im Matthäusevangelium zitiert. „Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Keine beeindruckend große Menge muss also zusammen kommen. „Zwei Menschen, eins im Geist, das genügt“, sagt Pastor Wacker.

"Aufdringlich eindringlich. Was für ein Vorbild!“

Und wie ist es bei der Frage, was und wie wir beten sollen: lieber kurz in festen Formulierungen oder lang in eigenen Worten? Das seien zwei Seiten des Gebets, die eng zusammen gehörten, meint Wacker. Mit dem Vaterunser habe Jesus seinen Nachfolgern eine schlichte, kurze Form des Gebets an die Hand gegeben, die die gesamte Christenheit verbinde. Bis heute läuft dieses Gebet sonntags wie eine Laola-Welle um den Globus, gemurmelt von Christen aus aller Welt.

Jesus habe den Menschen aber auch Mut gemacht, sich wie ein nächtlicher Ruhestörer an Gott zu wenden: ihn in eigenen Worten um etwas zu bitten wie ein Mann, der nachts an die Tür des Freundes hämmert, bis der ihm endlich öffnet. „Aufdringlich eindringlich. Was für ein Vorbild!“, sagt der Seelsorger.

Gebet sollte keine Pflichtübung sein

Wacker selbst kommt aus der Tradition der „Stillen Zeit“, ist es gewohnt, morgens eine halbe Stunde lang Bibel zu lesen und zu beten. „Allerdings war es in meinem Gebet selten still, denn neben Lob und Dank hatte ich eine Fürbitten-Liste, die ich treu abarbeitete“, erzählt der Seelsorger. Heute sei ihm wichtig: „Das Gebet ist nicht nur Reden, sondern auch Schweigen und Hören.“ Im Haus der Stille bietet Wacker deshalb regelmäßig Stille Tage und Exerzitien an, hört als Seelsorger den Einzelnen zu. „Es ist eines der großen Geschenke meines Lebens geworden, ganze Tage bewusst vor Gott zu verbringen und andere darin zu begleiten“, sagt er.

Aus dieser Erfahrung heraus weiß er auch: Verschiedene Formen des Gebets auszuprobieren, kann helfen. Beten bedeute, die Seele für Gott zu öffnen, „aber manchmal kommt die Seele erst mit dem Leib in Bewegung“. So könne es hilfreich sein, für einen Satz wie diesen – „Gott, du bist mein Gott, den ich suche, meine Seele dürstet nach dir“ – passende Körperbewegungen zu suchen. Oder einen Liedvers auswendig im Gebet zu sprechen, an den Atem zu koppeln und damit Gott zu loben: „Wie die zarten Blumen willig sich entfalten und der Sonne stille halten“... Zur Pflichtübung sollte das Gebet in keinem Fall werden, sagt Wacker. „Aber Regelmäßigkeit ist gut.“

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 18/2018