Im Schweriner Alten- und Pflegeheim Augustenstift helfen zwei Frauen am Empfang Bei Bedarf klingeln

Von Marion Wulf-Nixdorf

Theresa Sieveke, Studentin und Sängerin, hilft im Schweriner Augustenstift aus.

Foto: privat

03.05.2020 · Schwerin. Studieren vom Schreibtisch aus, das kann doch nicht alles sein – Theresa Sieveke aus Schwerin schrieb einen Brief an die Diakonie und fragte, wo sie helfen kann. Im Alten- und Pflegeheim Augustenstift öffnet sie nun Türen für Besucher und Bewohner.

cBesuch darf nicht mehr in ein Alten- und Pflegeheim. Aber viele Kinder und Enkel der Bewohner, auch Freunde oder ehemalige Nachbarn, kommen an die Tür und möchten Blumen abgeben, frisches Obst, Zeitschriften oder die Lieblingsschokolade. So klingelte es in den ersten Tagen nach der Sperrung der Einrichtungen am 15. März „gefühlt den ganzen Tag an der Tür“, sagt Margret Fromm-Ehrich, Abteilungsleiterin Wohnen und Pflege im Alten- und Pflegeheim Augustenstiftin Schwerin.

Auch wer von den Bewohnern rauswollte zu einem kleinen Spaziergang im hauseigenen Garten oder als Arzt hinein – alle mussten klingeln, warten, bis eine Mitarbeiterin im Haus sich auf den Weg zur Tür machen konnte. Dabei ist ohnehin immer mehr als genug zu tun in den Wohnbereichen, und die Rezeption im Eingangsbereich ist werktags nur vormittags besetzt.

So kam die Anfrage aus dem Diakonischen Werk, ob eine freiwillige Hilfskraftbenötigt werde, gerade recht. Ein Klingeldienst musste her. Jemand, der die Tür öffnet, Geschenke in Empfang nimmt, auch mal eine Frage beantwortet: Theresa Sieveke, ausgebildete Opernsängerin und Studentin für Recht und Wirtschaft. In Salzburg ist sie eingeschrieben, bei ihren Eltern in Schwerin hat sie sich einquartiert, um ihr Studium vom PC aus weiterzuführen. Doch nebenbei wollte sie helfen.

Nach vier Wochen Klingeldienst im Augustenstifthat die Studentin das Gefühl, dass „die Besuchssperre für die draußen schwerer ist als für die Bewohner“. Nicht nur Geschenke wollten die Besucher abgeben, auch Fragen stellen, erzählt sie. Viele machen sich Sorgen um ihre Angehörigen, die ohne Besuch, ohne Umarmungen ihrer Liebsten auskommen müssen. Aber auch die Bewohner, die im Haus unterwegs sind oder in den Garten gehen, fragen nach Neuigkeiten bei den Lockerungen und freuen sich über einen Plausch mit Sieveke.

Oder mit Dagmar Kalle: Die ehemals technische Zeichnerin, jetzt EU-Rentnerin, wechselt sich mit Theresa Sieveke ab. Eine der beiden ist jeden Nachmittag von 14.30 bis 17 Uhr und am Wochenende von 10 bis 12 Uhr da. „Der Plausch mit den Leuten ist wichtiger als alles andere“, meint Dagmar Kalle, die bereits Erfahrungen als Ehrenamtliche im Zentrum Demenz hat. Theresa Sieveke besorgt manchmal Kleinigkeiten für die Bewohner, Dagmar Kalle singt zwei, drei Lieder mit den Bewohnen, die gerade im Garten sind – bis wieder jemand klingelt.

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 18/2020