20 Jahren Autobahnkirche Kavelstorf Auftanken für die Seele

Autobahnkirche Kavelstorf

Foto: C. Meyer

14.11.2020 · Kavelstorf.

Am kommenden Sonntag (15. November) feiert die Autobahnkirche Kavelstorf ihren 20. Geburtstag mit einem Gottesdienst um 15 Uhr. Im coronabedingt kleinen Rahmen wird Bischof Tilman Jeremias die Predigt halten. „Reisen ist immer auch mit Gefahr verbunden, gerade in unserer Hochgeschwindigkeitsgesellschaft“, sagt der Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Nordkirche, „da ist es gut, zwischendurch inne zu halten und zur Ruhe zu kommen. Die Kavelstorfer Kirche strahlt mir ihren dicken Mauern Schutz und Sicherheit aus. Das freundliche Innere lädt dazu ein, aufzutanken.“

Verkehrsminister Pegel:  Ort der Ruhe für gestresste Autofahrer

Christian Pegel, Minister für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung von Mecklenburg-Vorpommern, schätzt die einzige Autobahnkirche des Landes – da, wo sich die A20 und die A19 kreuzen. Der Verkehrsminister sagt: „Die Kirche ist ein Ort der Ruhe,  den nicht nur Gläubige nutzen. Gestresste Autofahrer aller Religionen oder auch ohne Konfession können dort einen Moment innehalten, bevor sie sich auf die Weiterfahrt machen.“
 
Rund 2.000 Reisende besuchen jedes Jahr die Kirche

Rund 2000 Reisende suchen jedes Jahr die Kirche aus dem 13. Jahrhundert auf, schätzt die Kavelstorfer Pastorin Eike Borowski. Das seien ebenso Pendler aus dem Umland wie Reisende auf der Fahrt in den Urlaub nach Mecklenburg-Vorpommern oder nach Skandinavien. Menschen, die in der Region Wurzeln haben und beim Heimatbesuch die Autobahnkirche besuchen. „In den letzten Jahren hat sich die Kirche auch zu einem Umschlagplatz für Familien entwickelt“, erzählt die Pastorin lachend. „Großeltern übergeben auf dem Parkplatz vor der Kirche die Enkel, die bei ihnen die Ferien verbracht haben. Getrennt lebende Elternpaare treffen sich hier zur Übergabe.“

Erst einmal eine Kerze anzünden

Die Kirche ist täglich von 8 bis 20 Uhr geöffnet. „Viele Reisende zünden hier erst einmal eine Kerze an für sich und ihre Lieben“, sagt Eike Borowski. „Das ist sehr schön, wenn die Kirche mit jedem Gebet, jeder Bitte etwas heller wird.“ Die Autobahnkirche hat viele Stammgäste. So wie der Mann, der viele Jahre lang an Weihnachten die Kirche besuchte: „Jedes Jahr an Heilig Abend zündete ein Mann aus Rostock hier eine Kerze für seine Familie in Sachsen an. Er erzählte, er stelle sich vor, wie das Licht dann die Autobahn entlang zu seiner Familie nach Leipzig fährt.“ Oder der Fernfahrer, der jedes Mal auf der Fahrt von Magdeburg Halt macht und sich für die Bewahrung auf der Fahrt bedankt.

„Immer habe ich einen Engel dabei“

Das dicke Gästebuch gleich im Eingangsbereich hat Gebete, Dank und Bitten der Reisenden verewigt: „Lieber Gott, danke, danke, danke, dass ich so oft hier vorbeifahre und mir noch kein schlimmer Unfall passiert ist. Ich fahre 15 Mal im Jahr von Frankfurt/Main nach Hause nach Stralsund und immer habe ich einen Engel von Dir dabei, der auf mich aufpasst“, heißt es in einem Eintrag. „Wir sind auf der Durchreise, möge Gott uns und unsere Kinder und Enkelkinder beschützen und uns heil nach Hause führen“, in einem anderen. Im April 2011, kurz nach der Massenkarambolage in Folge eines Standsturms schrieb ein Besucher: „Ich stehe fassungslos vor diesem grausamen Unfall nicht weit weg von dieser Kirche, die Autofahrern Ruhe und Besinnung bringen soll. Dank an die Retter und Helfer der freiwilligen Feuerwehr. Gott möge Ihnen eine Hilfe sein.“

Gemeinde öffnet ihre Kirche für Reisende
 
Sonntags finden in der Kavelstorfer Kirche reguläre Gemeindegottesdienste statt. „Ich finde es gut, dass die Gemeinde bewusst sagt, wir öffnen unsere Kirche für Reisende“, sagt die Pastorin. „Mich freut es sehr, dass unsere Kirche gleichzeitig Autobahnkirche ist und dass Menschen aller Generationen und egal, wo sie herkommen, diesen Ort gerne für sich in Anspruch nehmen: Reisende, Fernfahrer, Radfahrerinnen, Pilger, Reisegruppen und Familien, kirchlich Verbundene und Menschen, die einfach einen Ort neben der Autobahn suchen für eine wohltuende Unterbrechung.“

Der Gottesdienst zum Jubiläum ist gleichzeitig eine Ausstellungseröffnung: Kinder der Evangelischen Grundschule mit Hort Kavelstorf haben Wappen für ihre Dorfkirche gemalt, sich überlegt, wie Autobahnkirchen in Zukunft aussehen könnten und mit Transparentpapier Kirchenfenster bunt gestaltet.

Quelle: Bischofskanzlei Greifswald (ak)