Am Sonntag Judika beginnt die eigentliche Passionszeit Der Schrei nach Gerechtigkeit

Von Tilman Baier

Christus-Lamm als Richter, Symbol aus der Johannes-Offenbarung als Deckengemälde in der Klosterbibliothek von Schussenried.

Foto: wikimedia

02.04.2017 · Schwerin.

Der Name des Sonntags Judika leitet sich vom Beginn der lateinischen Antiphon ab: „Judica me, Deus, et discerne causam meam de gente non sancta“ – „Gott, schaffe mir Recht und führe meine Sache wider das unheilige Volk und errette mich von den falschen und bösen Leuten!“ (Psalm 43, 1) Eine andere Übersetzung lauetet: „Richte mich, Gott …“

Am Sonntag Laetare stand die Hingabe Jesu für die Welt im Mittelpunkt, wie es der Wochenspruch ausdrückte: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt ...“ (Johannes 12, 24). Der Sonntag Julika betont den Gehorsam Christi gegenüber dem Heilsplan Gottes – und fordert dazu auf, diesem Gehorsam nachzueifern.

Es geht also um unsere Antwort auf Gottes Handeln und Gebote. Auch deswegen ruft die Nordkirche ihre Gemeinden dazu auf, das Thema „Gerechtigkeit weltweit“ in den Mittelpunkt ihrer Gottesdienste an diesem Sonntag zu stellen und bietet dazu eine eigene Liturgie an.

Dort, wo die Gottesdienste nach der hergebrachten Liturgie gefeiert werden, zeigen die biblischen Texte in teilweise grausamer Härte, wie Gehorsam immer auch zum Segen führt. Von diesem Sonntag an sind es noch zehn Tage bis zum Karfreitag – und so wird im Gottesdienst besonders daran erinnert, dass Christus als „Lamm Gottes“ unsere Krankheit, unsere Schmerzen, unsere Sünde auf sich genommen hat. So können Menschen auch ihre Erfahrungen von Leid und Belastung, von Anfechtung, Schuld und Zweifel vor Gott bringen. Alle sind, gerade auch mit ihrer Mühsal und allen Beschwernissen, durch Christus in seine versöhnende Gemeinschaft eingeladen.

Dabei wird aber auch deutlich: Wenn Gottes Heilshandeln und seine einladende Gnade nicht angenommen werden, können sie auch nicht wirken. Es ist die Freiheit der Selbstentscheidung, von Gott geschenkt, die Menschen auch das Verderben bringen kann.

Von diesem Sonntag an bis zum Sonnabend der Karwoche wird auch die Gloria-Patri-Strophe („Ehr sei dem Vater und dem Sohn“), die üblicherweise an jeden Psalm angefügt wird, nicht mehr gesungen. Denn mit diesem Sonntag beginnt nach altem liturgischen Brauch die eigentliche Passionszeit. Allerdings wird dies in der neuen Gottesdienst-Agende anders gehandhabt. Dort schweigt Gloria Patri erst ab dem dann folgenden Sonntag Palmarum.

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 13/2017