Fleißige Helfer im Hintergrund 25 Jahre Arbeitsgemeinschaft evangelischer Küster in Mecklenburg

Von Anne-Dorle Hoffgaard

Küster bei der Arbeit

Foto: Nordkirche

13.10.2018 · Parchim. Küster kümmern sich um vieles in den Kirchengemeinden. In Mecklenburg gründeten sie vor 25 Jahren eine eigene Arbeitsgemeinschaft, auch um sich besser zu vernetzen. Das jährliche Treffen dazu findet in dieser Woche in Parchim statt.

Blumen richtig arrangieren, Kerzen anzünden, Abendmahlsgeräte vorbereiten, genug Gesangbücher bereit halten oder Spinnweben aus den Ecken entfernen: Bevor ein Gottesdienst beginnt, haben Küster schon viel Arbeit geleistet. "Küster sind immer in der Kirche", sagt Norbert Sprengel (64), Vorsitzender der Küster-Arbeitsgemeinschaft im evangelischen Kirchenkreis Mecklenburg. Sie seien als Erste da und gingen zuletzt. Nach einem Regenguss beispielsweise schauten sie nach, ob irgendwo Feuchtigkeit eingedrungen ist.

Und wenn er gut ist, ein offenes Ohr habe, sei der Küster oft der allererste Ansprechpartner für Menschen, sagt Christine Schade (69). Die gelernte Hebamme war von 1983 bis 2011 Küsterin an der Stadtkirche in Crivitz bei Schwerin. Außerdem war sie von 1993 bis 2009 die erste Vorsitzende der mecklenburgischen Küster-Arbeitsgemeinschaft.

Dieser Zusammenschluss hatte sich vor 25 Jahren in der damaligen Mecklenburger Landeskirche gegründet und ist heute die einzige Küster-Arbeitsgemeinschaft auf Kirchenkreisebene innerhalb der Nordkirche. Die Arbeitsgemeinschaft habe immer mit der Kirche zusammenarbeiten wollen und nicht gegen sie, betont Christine Schade. "Wir hatten eigentlich immer ein total gutes Verhältnis."

Eine starke Gemeinschaft

Über die Jahre hin habe sich die Arbeitsgemeinschaft oft für einzelne Küster eingesetzt, beispielsweise bei Meinungsverschiedenheiten mit der anstellenden Kirchengemeinde, sagt der ehrenamtliche Mecklenburger Küsterpastor, Oberkirchenrat i.R. Andreas Flade. Bei der Stellenplanung habe sie immer wieder darauf gedrängt, bei den Küsterstellen nicht weiter zu sparen. Die jährlichen Küsterrüsten seien auch zu Tagungen mit intensiver fachlicher Weiterbildung geworden. Durch die regelmäßige und verbindliche Zusammenarbeit ist unter den Küstern eine starke Gemeinschaft entstanden.

Die diesjährige Küsterrüste findet vom 15. bis 19. Oktober in Parchim statt. Neben Andachten, einem Gottesdienst, Bibelarbeit oder Singen soll dabei auch das 25-jährige Jubiläum der Arbeitsgemeinschaft gefeiert werden. Ferner wird es einen Erste-Hilfe-Kurs geben und über den Klimaschutz in der Nordkirche informiert. Eine Floristin wird den Teilnehmern zeigen, wie Adventskränze für Kirchen selbst gebunden und gestaltet werden können. "Solch ein Adventskranz kostet sonst 80 Euro", sagt Christine Schade.

Auf den jährlichen Treffen habe sie viel gelernt, sagt Dana Falk. Die 46-Jährige ist ausgebildete Friseurin und arbeitet seit zehn Jahren auf einer halben Stelle als Küsterin und Bürokraft in der St. Marien-Kirchengemeinde in Parchim. "Der Beruf macht mir unheimlich Spaß." Es werde nie langweilig und sei abwechslungsreich.

Allerdings sei es schwierig, einen Zweitjob anzunehmen, da sie beispielsweise auch bei Abendveranstaltungen als Küsterin vor Ort sein müsse. Wichtig findet Dana Falk, dass die hauptamtlichen Küsterstellen bestehen bleiben und vom Umfang der Stundenzahl noch attraktiver gestaltet werden.

"Die Küster sind unverzichtbar"

Küsternachwuchs zu finden, hänge auch davon ab, wie attraktiv eine Stelle sei, ist Norbert Sprengel überzeugt. Er selbst war zwischen 2000 und 2017 auf einer hauptamtlichen 80-Prozent-Stelle Küster an St. Johannis in Neubrandenburg. Von den schätzungsweise rund 400 haupt- und ehrenamtlichen Küstern in Mecklenburg sind derzeit 65 angestellt, davon sind zwölf geringfügig beschäftigt, informiert der Kirchenkreis. Es gebe aber auch eine Reihe von Mitarbeitern, die für Verwaltungs- oder Friedhofsaufgaben angestellt sind und in diesem Rahmen auch Küstertätigkeiten ausüben.

"Die Küster sind unverzichtbar", findet Propst Dirk Sauermann (Parchim). Sie wirkten oft still und bescheiden im Hintergrund. "Viele Pastorinnen und Pastoren wissen: wo dieser Dienst fehlt, wird es schwierig." Denn dann müssten sie selbst Hand anlegen, und das sei eine zusätzliche Belastung.

"Nicht nur mit einem Schmunzeln mag man daher den Slogan der Küster lesen: 'Ohne Küster wird es düster'", sagt Propst Sauermann. Denn wer wolle schon in einer unvorbereiteten, verstaubten und ungeschmückten Kirche Gottesdienst feiern? Deshalb sei die Küster-Arbeitsgemeinschaft kein Relikt aus Zeiten der mecklenburgischen Landeskirche, sondern eine hochaktuelle Form ehrenamtlicher Beteiligung von Menschen in der Gemeinde

Quelle: epd