Drei Kalkstein-Stühle in Malchin Neue Gedenkstätte soll an Synagoge erinnern

23.04.2024 · Malchin. In Malchin (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte) sollen künftig drei steinerne Stühle an die frühere Synagoge erinnern. Das besondere Gedenkzeichen werde am Dienstag (30. April, 16.30 Uhr) in der Strelitzer Straße eingeweiht, teilte das Kulturministerium MV mit.

Die 1,60 Meter hohen Kalkstein-Stühle des Berliner Bildhauers Michael Spengler sollen daran erinnern, „dass hier die ehemalige Synagoge und ab 1923 katholische Kapelle stand, die beim Stadtbrand am 30. April 1945 zerstört wurde“, hieß es. Nach Auflösung der jüdischen Gemeinde war die Synagoge 1923 an die katholische Kirche verkauft worden. Der Malchiner Polizeiwachtmeister Bruno Watzke habe die Brandstiftung an der vermeintlichen Synagoge im Novemberpogrom 1938 verhindert, hieß es.

 

Bei der Einweihung des Gedenkzeichens am 30. April werden in Anwesenheit des Künstlers der Malchiner Bürgermeister Axel Müller (CDU), der jüdische Landesrabbiner Yuriy Kadnykov (Schwerin/Rostock), der evangelische Bischof Tilman Jeremias (Greifswald) und der katholische Weihbischof Horst Eberlein (Hamburg) sprechen. Erstmals werde auch der in Malchin geborenen und im Holocaust ermordeten Jüdinnen und Juden namentlich gedacht, hieß es. Der Saxophonist Warnfried Altmann werde die Einweihung musikalisch begleiten.

 

Eine Projektgruppe hatte den Angaben zufolge seit Ende 2022 die Idee zu diesem Gedenkzeichen entwickelt. Dieser Ort werde ebenso wie der ehemalige jüdische Friedhof Station auf dem Mecklenburger Kapellenweg, hieß es. Der Beauftragte für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus in Mecklenburg-Vorpommern, Nikolaus Voss, der zur Projektgruppe gehört, sagte laut Mitteilung: „Ich finde es gut, dass durch bürgerschaftliches Engagement die weithin vergessene Geschichte der jüdischen Gemeinde in Malchin wieder in Erinnerung gerufen wird. Jüdinnen und Juden waren Teil der Stadtgesellschaft Malchins.“

 

Die drei steinernen Stühle stehen nach Angaben von Voss auf einer Grünfläche an der Giebelseite eines der Plattenbauten, mit denen die Stelle, wo die einstige Synagoge stand, in den 1960er-Jahren überbaut worden ist. Die Sitzfläche der Stühle sei ein wenig höher als üblich angebracht, damit man es sich nicht gemütlich machen könne, sagte Voss. Das neue Gedenkzeichen habe etwa 20.000 Euro gekostet und werde im Wesentlichen durch Zuschüsse aus Landesmitteln bezahlt, so Voss.

Quelle: epd