Pommerscher Kirchenkreisrat: Aufarbeitung wird konsequent fortgesetzt

06.10.2023 · Weitenhagen. Sitzung des Pommerschen Kirchenkreisrats: Bericht aus Beratungsstab / Austausch über „Haus der Stille“ / Mittel für diakonische Arbeit / Bildung von Pfarrsprengeln / Antrag an Kirchlichen Entwicklungsdienst / Vorbereitung der Synode

Der Kirchenkreisrat (KKR) des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises (PEK) beschäftigte sich in seiner jüngsten Sitzung, die im „Haus der Stille“ in Weitenhagen stattfand, erneut mit dem Fall sexualisierter Fotos, die während eines Sommercamps in Zinnowitz im Jahr 2020 entstanden sind. Zwei kirchliche Mitarbeiter werden beschuldigt, diese Bilder angefertigt und verbreitet beziehungsweise dieses Vorgehen geduldet zu haben. Propst Tobias Sarx informierte den KKR in seiner Funktion als Leiter des mit dem Fall befassten Beratungsstabs über den aktuellen Stand des diesbezüglichen geordneten Verfahrens und erläuterte dem Gremium, wie die Aufarbeitung konsequent fortgesetzt wird. Der Beratungsstab habe Gespräche mit Teamerinnen und Teamern sowie mit Teilnehmenden des betreffenden Sommercamps sowie Sommercamps anderer Jahre geführt. Diese Gespräche werden auch weiterhin stattfinden, kündigte der Propst an. Zudem gelte weiterhin die herzliche Einladung an alle ehrenamtlich Engagierten und an Teilnehmende von Sommercamps, an weiteren Gesprächen teilzunehmen.

 

Beratungsstab lud zu Fallkonferenz ein

 

Tobias Sarx berichtete den KKR-Mitgliedern, dass sich der Beratungsstab den Fragen von Mitgliedern von Kirchengemeinderäten gestellt habe beziehungsweise dies weiterhin tun werde, da weitere Treffen verabredet seien. Zudem wurden Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern von Kommune, Schule und Landessportbund geführt. Das geordnete Verfahren, mit dem die Nordkirche Vorwürfe im genannten Kontext aufklärt, lässt solche sogenannten Fallkonferenzen ausdrücklich zu. Hierbei werden unter Wahrung von Vertraulichkeit, Daten- und Persönlichkeitsschutz relevante Informationen mit Gesprächspartnerinnen und -partnern außerhalb der Kirche ausgetauscht. Dies ist im besagten Fall notwendig, da beide Mitarbeitende, gegen die sich die Vorwürfe richten, auch im nichtkirchlichen Bereich in der Kinder- und Jugendarbeit tätig sind. Auch der Kirchenkreis Mecklenburg werde über die internen Kommunikationswege informiert, so der Propst.

 

Externe Bewertung wird hinzugezogen

 

Der Beratungsstab habe außerdem erste Informationen analysiert, die ihm erst nach jüngeren Medienberichten bekannt wurden. In diesem Zusammenhang sei beschlossen worden, dass der Beratungsstab eine externe Beurteilung hinzuziehen werde, um das Handeln der Mitarbeitenden, gegen die Vorwürfe erhoben wurden, nach pädagogisch-wissenschaftlichen Maßstäben zu bewerten. Tobias Sarx betonte, dass es von besonderer Wichtigkeit sei, dass Beteiligte und ihr Umfeld Beratungs- und Fürsorgeangebote erhalten. Darum bieten die Stabsstelle Prävention der Nordkirche sowie die Junge Nordkirche eigens eingerichtete Angebote der Beratung an. Darüber hinaus weisen sie auf unabhängige Beratungsangebote hin. Im Anschluss an den Bericht des Propstes dankte der KKR dem Beratungsstab für das ausgewogene und nach allen Seiten kommunizierende Vorgehen. Aus den Reihen des Gremiums wurde zudem nachdrücklich gefordert, künftig frühzeitig in rechtskonformer und in den Datenschutz wahrender Form über mögliche Fälle grenzverletzenden Verhaltens oder sexualisierter Gewalt informiert zu werden. Zum Zeitpunkt der Sitzung war noch nicht bekannt, dass die Staatsanwaltschaft nicht beabsichtigt, mit Bezug auf die Strafanzeige der Nordkirche bezüglich der Datensätze aus dem Sommercamp 2020 ein Ermittlungsverfahren einzuleiten.

 

„Haus der Stille“ ist pommersche Kostbarkeit

 

Unter einem weiteren Tagesordnungspunkt befasste sich der KKR mit der Zukunft des „Hauses der Stille“. Dem Gremium lagen schriftliche Ausführungen des geistlichen Leiters des „Hauses der Stille“, Pastor Michael Wacker, vor, in denen dieser den Kirchenkreisratsmitgliedern das Profil des Weitenhagener Einkehrhauses darstellte. Das „Friedrich-Wilhelm-Krummacher-Haus – Haus der Stille“ bezeichnete er darin als pommersche Kostbarkeit und nannte es einen Mittelpunkt des geistlichen Lebens im Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis. Grundgedanke in allem sei die seelsorgliche Ausrichtung, so der Pastor in seinen Ausführungen. Neben der Erstellung eines Jahresprogramms mit eigenen Angeboten, zu denen beispielsweise Freizeiten zum Jahreswechsel, eine Osterwoche für Familien, eine Männerfreizeit, Sommerwochen mit buntem Programm und Freundeskreis-Treffen sowie die verschiedensten spirituellen Angebote zählen, wird das Haus auch intensiv durch Werke, Gruppen und Kreise genutzt.

 

Seelsorgebedarf hat zugenommen

 

Neben Einzelpersonen gehören unter anderem das Diakonische Werk MV, die Telefonseelsorge, das Pädagogisch-Theologische Institut der Nordkirche, die Johanniterunfallhilfe, die Emeriti der Pastorinnen und Pastoren in Pommern, die Evangelische Suchtgefährdetenhilfe, der Prädikantendienst, der CVJM, der  Caritasverband Berlin, die Bundespolizei, die Militärseelsorge, die Gefängnisseelsorge, die Martinschule Greifswald und zahlreiche Kirchengemeinden aus dem Gebiet der Nordkirche sowie aus Berlin und Brandenburg zu den Gästen des „Hauses der Stille“. „Der Bedarf an seelsorglicher Begleitung hat in und mit der Corona-Krise zugenommen. Das ‚Haus der Stille‘ als geschützter Raum bietet einer großen Zahl von Menschen die Chance, sich zu öffnen, Lebensgeschichtliches anzuschauen, zu bearbeiten und mit heilsamen Impulsen in das gewohnte Umfeld zurückzukehren“, so Michael Wacker.

 

Perspektivplan für die nächsten acht Jahre

 

Der Kirchenkreisrat beschäftigte sich anschließend mit einem auf acht Jahre angelegten Perspektivplan, der die Leitungsstelle des „Hauses der Stille“ mit einem Umfang von insgesamt 100 Prozent mittelfristig sichern soll. Der Plan sieht vor, diese Stelle aus der Pfarrstelle der geistlichen Leitung des Hauses mit einem Umfang von 50 Prozent und der derzeit vakanten Pfarrstelle für Gemeindeberatung mit ebenfalls 50 Prozent zusammenzuführen. Die Pfarrstelle der geistlichen Leitung wird noch für zwei Jahre durch landeskirchliche Mittel finanziert, danach könnte für weitere sechs Jahre die Ausgleichsrücklage verwendet werden. Die Pfarrstelle Gemeindeberatung bedeutet einen finanziellen Mehraufwand gegenüber der im Plan stehenden Mitarbeitendenstelle. Für eine Umsetzung seien daher Einsparungen notwendig, so die Einschätzung des Kirchenkreisrats. Nach gründlicher Prüfung des von der Wirtschaftsleiterin Petra Klatt vorgestellten Einsparungspotenzials sowie nach eingehender Beratung, beschloss der Kirchenkreisrat, der Synode zu empfehlen, das geplante Konzept für einen Zeitraum von acht Jahren zu beschließen. Auf der Herbstsynode wird sich die Kirchenkreissynode ausführlich mit dieser Thematik befassen.

 

Mittelvergabe für diakonische Arbeit beschlossen

 

Der Kirchenkreisrat beschloss, den Empfehlungen des Diakonieausschusses folgend, die Verteilung der geplanten kirchenkreislichen Mittel in Höhe von 112.500 Euro für die diakonische Arbeit im Jahr 2024. Die Schwerpunkte sollen dabei erneut auf der Arbeit der Beratungsstellen für Ehe und Familie, auf der Arbeit mit behinderten Menschen sowie auf der Arbeit mit Geflüchteten liegen. Die Unterstützung durch den Kirchenkreis sei unvermindert äußerst dringlich und notwendig, hieß es zu den Empfehlungen aus dem Diakonieausschuss. Zu den Aufgabenbereichen, die durch die Mittel gestützt werden, gehören zudem unter anderem die Tafelarbeit, die Jugendsozialarbeit und die Stadtteilarbeit in sozialen Brennpunkten.

 

Bildung von Pfarrsprengeln empfohlen

 

Der Kirchenkreisrat sprach in seiner Sitzung der Synode die Empfehlung aus, der Bildung von zwei Pfarrsprengeln in der Propstei Stralsund zuzustimmen. Es handelt sich dabei um die Kirchengemeinden Abtshagen-Elmenhorst, Brandshagen, Horst, Reinberg und Reinkenhagen sowie um die Kirchengemeinden Altefähr, Rambin und Samtens. Die Kirchengemeinden Abtshagen-Elmenhorst, Brandshagen, Horst, Reinberg und Reinkenhagen arbeiten seit vielen Jahren eng zusammen. Pastorin Viviane Schulz mit Dienstsitz in Elmenhorst ist für die Kirchengemeinden Abtshagen-Elmenhorst und Brandshagen zuständig, Pastorin Kristina Boysen mit Dienstsitz in Horst für die Kirchengemeinden Horst, Reinberg und Reinkenhagen. Die Pfarrstellen haben jeweils einen Umfang von 100 Prozent. Der Pfarrsprengel trägt den Namen „Kirchen am Sund“. Die Kirchengemeinden führen ihre Haushalte weiter getrennt. Der Dienstsitz für den Pfarrsprengel Altefähr, Rambin und Samtens befindet sich in Altefähr. Pastor Christian Andersen ist in Zukunft mit einem Stellenumfang von 100 Prozent für die drei Kirchengemeinden des Pfarrsprengels verantwortlich, die ihre Haushalte ebenfalls weiterhin getrennt führen.

 

Antrag an den Kirchlichen Entwicklungsdienst

 

Dem Kirchenkreisrat lag die Bitte des Synodalausschusses Ökumene vor, einen Förderantrag an den Kirchlichen Entwicklungsdienst der Nordkirche (KED) zu befürworten. Der Antrag bezieht sich auf das LAMBI-Krankenhaus im tansanischen Singida in der Zentraldiözese. Es ist geplant, einen Notfallfonds für Bedürftige einzurichten, um ausstehende Zahlungen nach Behandlungen abzufedern. Zum anderen soll eine bessere Vernetzung mit den nächstgelegenen staatlichen Krankenhäusern erreicht werden. Notwendig dafür ist unter anderem ein geländegängiges Fahrzeug für den Patiententransfer. Für die Realisierung der beschriebenen Vorhaben sollen 8.350 Euro beim KED beantragt werden. Der KKR beschloss, die Antragsstellung zu befürworten.

 

Planungen für anstehende Herbstsynode

 

Die anstehende Herbstsynode, die am 18. November in Züssow stattfindet, ist die letzte Zusammenkunft der II. Synode des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises. Präses Elke König stellte dem KKR den aktuellen Planungsstand für die Tagung vor. Zu den Schwerpunkten der Synode zählen die Wahl der pröpstlichen Person für die Propstei Demmin und der Haushalt mit den Abschlüssen der Jahre 2017 bis 2020. Weitere Themen sind unter anderem die Zukunft des „Hauses der Stille“ in Weitenhagen sowie Berichte der Pröpste, des Amtsleiters, der AG Doppik und von der Synode der Nordkirche. Zum Abschluss sei ein gemeinsames Essen als kleiner Dank für das langjährige Engagement der Synodalen geplant, so Elke König. Dabei werde es auch Zeit für Grußworte geben.

 

Neuer Beauftragter für Küsterarbeit

 

Der KKR benannte Pastor Matthias Gienke als neuen Beauftragten für Küsterarbeit. Ihm obliegt damit die Begleitung der Küsterinnen und Küster im Kirchenkreis. Für diese Tätigkeit wünschte der Kirchenkreisrat Matthias Gienke Freude und Gottes Segen und betonte zugleich, dass der Dienst der Küsterinnen und Küster für die Kirchengemeinden des PEK von unschätzbarem Wert sei. Bislang war Pastor Bernd-Ulrich Gienke Beauftragter für Küsterarbeit im Kirchenkreis. Er wurde zum 1. Februar dieses Jahres in den Ruhestand verabschiedet und hatte nun den Wunsch geäußert, auch diesen Dienst niederzulegen. Der Kirchenkreisrat dankte Pastor Bernd-Ulrich Gienke für seine langjährige Tätigkeit als Ansprechpartner für die Küsterinnen und Küster im PEK.

 

Weitere Themen

 

Der pommersche Kirchenkreisrat sendete gemeinsam mit dem Präsidium der pommerschen Kirchenkreissynode herzliche Glückwünsche an Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt, die in Krakau vom Rat des Lutherischen Weltbundes zur Vizepräsidentin gewählt wurde.

 

Der Kirchenkreisrat wurde in der Sitzung darüber informiert, dass die öffentliche Auszählung der Wahl zur pommerschen Kirchenkreissynode am 11. Oktober im Kirchenkreisamt in Greifswald erfolgt.

 

Ein weiteres Thema waren Terminabsprachen für das kommende Jahr. Dazu zählte die Festlegung der zwölf monatlichen Sitzungstermine des Kirchenkreisrats. Die nächsten Treffen der Kirchenkreisräte des pommerschen und des mecklenburgischen Kirchenkreises finden voraussichtlich am 20. Januar 2024 in der Kirchenkreisverwaltung in Güstrow und am 7. September 2024 in Weitenhagen im „Haus der Stille“ statt. Weitere kommunizierte Termine des Jahres 2024 waren die konstituierende Sitzung der III. Kirchenkreissynode am 23. März 2024, die Frühjahrssynode am 4. Mai 2024 sowie am 5. Mai 2024 die Verabschiedung von Propst Gerd Panknin um 14 Uhr in Demmin.

 

Darüber hinaus befasste sich das Gremium in der Sitzung unter anderem mit Bauvorhaben, mit Personalfragen, mit der Zusammensetzung des Konvents Dienste und Werke sowie mit der Bildung von Personalgruppen in anstehenden Stellenbesetzungsverfahren. Die nächste Zusammenkunft des Kirchenkreisrats findet am 17. Oktober 2023 statt.

Quelle: PEK (sk)