"Das falsche Signal für die Fachkräfte von morgen" Kritik an Merkels Schul-Einsatz mit Flüchtlingsmädchen in Rostock

17.07.2015 · Rostock.

Der Auftritt von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vor Schülern in Rostock schlägt immer höhere Wellen. Während in den sozialen Netzwerken wie twitter und Facebook vor allem Merkels "Herzlosigkeit" gegenüber dem 13-jährigen Flüchtlingsmädchen Reem aus dem Libanon Thema ist, warf DGB-Nord-Chef Uwe Polkaehn der Kanzlerin vor, ein "falsches Signal für die Fachkräfte von morgen" gesetzt zu haben.

"Die Bundeskanzlerin hat eine Chance vertan, junge Menschen aus dem Ausland für das Arbeiten und Leben in Deutschland zu begeistern", sagte Polkaehn am Donnerstag. Deutschland brauche "so motivierte und wissensdurstige Menschen wie Reem". Er forderte Angela Merkel auf, ihren Auftritt selbstkritisch zu reflektieren und zu überdenken. Asylsuchenden müsse das Arbeiten sehr viel schneller erlaubt werden und Ausbildungen müssten abgeschlossen werden dürfen.

Kritik kam auch von der Opposition in Mecklenburg-Vorpommern. Der Auftritt der Bundeskanzlerin habe deutlich gemacht, wie unmenschlich die deutsche Flüchtlingspolitik ist, sagte der migrationspolitische Sprecher der Linksfraktion, Hikmat Al-Sabty. Empörung über die Hilflosigkeit von Merkel reiche nicht aus. Stattdessen müsse die Asylpraxis geändert werden.

Auf dem Bürgerdialog der Bundesregierung mit rund 30 Schülern der Rostocker Paul-Friedrich-Scheel-Schule hatte die 13-jährige Palästinenserin Reem der Bundeskanzlerin am Mittwoch (15. Juli) ihre Flüchtlingsgeschichte erzählt. Seit vier Jahren lebt Reem demnach bereits mit ihrer Familie in Rostock. Möglicherweise droht ihr die Abschiebung zurück in den Libanon.

"Ich habe ja auch Ziele so wie jeder andere", sagte Reem, bevor sie in Tränen ausbrach: "Ich möchte studieren, das ist wirklich mein Wunsch. Aber es ist wirklich unangenehm zuzusehen, wie andere das Leben genießen können - und man es selber nicht mitgenießen kann." Merkel hatte zuvor erklärt, dass nicht jeder bleiben könne, der nach Deutschland komme. Dann war sie vor laufender Kamera auf das Mädchen zugetreten, um es zu streicheln.

Quelle: epd