
*** Aktuell ***
Liebe Gemeinde,
wer hätte das gedacht? Als wir vor wenigen Wochen in das Jahr 2020 gestartet sind, da hatten wir alle unsere Pläne oder Wünsche oder Hoffnungen. Und jetzt, keine drei Monate später? Wie schnell unser sorgsam geordnetes Leben aus dem Gleis geraten kann! Hamsterkäufe, Veranstaltungsabsagen, Schulschließungen: so sieht unser Alltag aus. Und ja, da passiert es ganz leicht, dass man mitgerissen wird in einen Strudel aus Verunsicherung oder gar in Panik gerät. Paulus saß im Gefängnis, als er folgenden Vers an seinen Mitarbeiter Timotheus schrieb:
Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Verzagtheit
sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.
(2 Timotheus 1,17)
Der Apostel sagt nicht einfach „Du brauchst keine Angst zu haben, Gott regelt das schon“. Denn er weiß – genau wie wir heute – dass die Angst zum Leben dazu gehört. Und er weiß, dass Krisen zum Leben dazugehören. Doch er setzt diesen Ängsten und Krisen deutliche Grenzen: Wir, die Kinder Gottes, sind den Umständen und unseren Gefühlen nicht machtlos ausgeliefert. Gott hat uns beschenkt mit seiner Kraft, mit Liebe und mit Besonnenheit.
Und genau das höre ich jetzt immer wieder: „Es bleibt uns nichts anderes übrig, als von einem Tag zum anderen zu schauen“. Und ein weiteres: „Wir können versuchen, uns etwas Gutes zu tun, indem wir die Hoffnung hochhalten“. Auch wenn innerhalb weniger Tage unsere Normalität durchbrochen ist. Auch wenn der Alltag mit all unseren Beziehungen der Vergangenheit angehört, und niemand wirklich sagen kann, wann dieser Ausnahmezustand enden wird.
Überall wird jetzt nachgedacht über neue Formen, Gottesdienst zu feiern und Kirche zu sein, die den Menschen nahe ist. Wobei so manche Idee von der Wirklichkeit überrollt wird, wenn jetzt Gottesdienste und auch Besuche nicht mehr stattfinden sollen. Darum sind bitte auch alle Veranstaltungen, die im Gemeindebrief abgedruckt sind als „unter Vorbehalt“ anzusehen!
Viele Kontakte laufen jetzt über das Internet – aber nicht jeder in unserer Gemeinde gehört zu der Generation, die damit lebt. Aber telefonieren, das können wir alle. Wer also Informationen braucht, oder eine Andacht, um zu Hause zu beten, der kann sich im Pfarramt melden! Für die Sonntage bereite ich weiterhin Andachten vor. Wer möchte, bekommt sie in den Briefkasten! Sie müssen sich nur melden. Und auch ich habe am Sonntagvormittag den Fernsehgottesdienst geschaut und Trost im Gebet gefunden.
Überhaupt Gebet: auch die Fürbitte für erkrankte, gefährdete und helfende Menschen ist eine ganz konkrete Form, unsere christliche Gemeinschaft zu leben.
Möglicherweise wird hier bereits die Kirche von morgen sichtbar. Eine Kirche, die herausgefordert ist durch gesellschaftlichen Wandel. Eine Kirche auch, die sich immer wieder in große Krisen gerät, die sich aber von Christus getröstet weiß und diesen Trost einer Welt vermittelt, die ihn dringender braucht denn je.
Lassen Sie uns also getrost durch die schwierige Zeit gehen – gemeinsam, mit maßvoller Besonnenheit und Gottvertrauen.
Denn: Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Verzagtheit sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.
Ihre Pastorin Alena Saubert