25 Jahre Jüdische Gemeinden in MV Zentralratspräsident Schuster: Erinnerung an Holocaust wachhalten

02.05.2019 · Schwerin.

Mit einer Feststunde in Schwerin hat der Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern am Montag sein 25-jähriges Bestehen gefeiert. Zugleich wurde das neue Schweriner Gemeindezentrum im ehemaligen Rabbinerhaus am Großen Moor 12 nach sechsjähriger, umfassender Sanierung eröffnet. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, ermahnte in seinem Grußwort dazu, die Erinnerung an den Holocaust wachzuhalten. Es sei wichtig für die Demokratie und den Zusammenhalt in der zunehmend heterogenen Gesellschaft, dass junge Menschen ein solides Wissen über den Nationalsozialismus erhielten und Empathie für die Opfer entwickelten.

Daher seien Gedenkstättenbesuche während der Schulzeit ungeheuer wichtig und auch für Schüler mit Migrationshintergrund sinnvoll, sagte Schuster. An diesen authentischen Orten werde das historische Geschehen ganz anders greifbar als über ein Geschichtsbuch. Empathie mit den Opfern und Verantwortungsbewusstsein entstünden nicht anhand nackter Zahlen. Lehrer müssten eine hohe Sensibilität für Antisemitismus entwickeln. Denn leider gebe es Antisemitismus schon in den Schulen.

Jüdische Gemeinden bereichern unser Leben

Die jüdischen Gemeinden in MV seien bereit, ihren Beitrag für ein sympathisches und weltoffenes MV zu leisten, sagte Schuster. "Wenn wir Demokraten uns zusammentun gegen Abschottung und Ausgrenzung, dann sind wir in der deutlichen Mehrheit!" Schuster begrüßte zudem, dass der Schweriner Landtag vor kurzem die Einsetzung eines Antisemitismusbeauftragten beschlossen hat. Er hoffe, dass dieses Amt in nicht allzu ferner Zukunft hinfällig wird, "weil Judenhass keinen Platz mehr hat in diesem Land und weil jüdisches Leben als selbstverständlich erachtet wird".

Die für Religionsangelegenheiten bei der Landesregierung zuständige Justizministerin Katy Hoffmeister (CDU) sagte, die jüdischen Gemeinden "bereichern unser Leben". Sie seien in vielen Bereichen der Gesellschaft aktiv, beispielsweise durch die Jüdischen Kulturtage in Rostock oder den Schweriner Synagogalchor.

Gemeindezentrum ist neues Zuhause an historischer Stätte

Der Antisemitismus, der in unterschiedlichen Formen wieder spürbarer geworden sei, erfülle sie mit großer Sorge, sagte die Ministerin. Es dürfe da nicht weggeschaut werden. Die Landesregierung stehe zu den jüdischen Mitbürgern. "Unser Land steht zu seiner Verantwortung." Juden sollten angstfrei und offen "unter uns und mit ihrer Religion leben können". Jüdisches Leben sei willkommen. Das lang ersehnte Gemeindezentrum in Schwerin sei ein neues Zuhause an historischer Stätte. Das jahrelange Provisorium am Schlachtermarkt sei damit endgültig Geschichte.

Das etwa 240 Jahre alte Fachwerkgebäude im Großen Moor 12, das ehemalige Rabbinerhaus, liegt im Stadtzentrum von Schwerin und in unmittelbarer Nähe zur Synagoge. Es ist seit 2013 saniert worden. Nach Angaben der Jüdischen Gemeinde Schwerin sind drei Büroräume, eine koschere Küche sowie ein Saal für Veranstaltungen entstanden. Die Baukosten belaufen sich voraussichtlich auf geschätzte 1,1 Millionen Euro. Zur Schweriner Gemeinde gehören etwa 700 Mitglieder. Nach Angaben des Zentralrates der Juden in Deutschland unterstützen auch die Hermann-Reemtsma-Stiftung, das Land MV und der Förderverein der jüdischen Gemeinde die Sanierung finanziell.

Im April 1994 hatten in Schwerin und in Rostock Emigranten aus der ehemaligen Sowjetunion neue jüdische Gemeinden gegründet. Derzeit haben diese beiden Religionsgemeinschaften zusammen rund 1.400 Mitglieder. Im Jahr 2004 konnten in Rostock ein Gemeindezentrum und 2008 in Schwerin eine Synagoge gebaut werden. Zudem wurden mit Hilfe des Landes zahlreiche jüdische Friedhöfe saniert, auf denen keine Bestattungen mehr erfolgen. In Schwerin und in Rostock wurde zwei neue Friedhöfe für die Gemeinden eröffne

Quelle: epd