Verbundprojekt "Grenzregime" Zeitzeugen zu Todesfällen bei Fluchtversuchen aus der DDR gesucht

27.08.2019 · Greifswald.

Politikwissenschaftler der Universität Greifswald suchen für ein Forschungsprojekt zu Todesfällen bei Fluchtversuchen aus der DDR über die Ostsee nach Zeitzeugen und Angehörigen. Ziel sei, die Schicksale der Opfer nachzuzeichnen und sie dadurch vor dem Vergessen zu bewahren, teilte die Universität mit. Die Untersuchung ist Teil eines gemeinsamen Projektes "Grenzregime" mit der Freien Universität Berlin und der Universität Potsdam. Das Vorhaben der drei Universitäten wird mit rund drei Millionen Euro durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Die Ergebnisse der drei Teilprojekte sollen jeweils als Buch veröffentlicht werden.

Die Fluchten über die Berliner Mauer und an der Grenze zwischen der Bundesrepublik und der DDR seien mittlerweile gut erforscht, hieß es. Vergleichbare wissenschaftliche Untersuchungen zu den DDR-Bürgern, die bei Fluchtversuchen über die Ostsee oder an den Grenzen der anderen Ostblockstaaten ums Leben kamen, lägen bislang nicht vor. Diese Lücke solle durch das Verbundprojekt geschlossen werden.

Ende der 1950er/Anfang der 1960er Jahre führte die anhaltende Abwanderung aus der DDR zu verschärften Grenzkontrollen. "Mit einer kompletten Abschottung mittels Mauern und kilometerlangen kontrollierten Grenzgebieten erreichte die Grenzpolitik 1961 ihren Höhepunkt." Nach Norden hin hatte das Staatsgebiet durch die Ostsee eine natürliche Grenze, die allerdings noch zusätzlich abgesichert wurde durch eine Art "unsichtbare Mauer".

Mittels eines strengen Grenzregimes wurden die Seegrenze und Ostseeküste kontrolliert, um Menschen von einer Republikflucht abzuhalten. Dennoch wagten nach bisherigem Kenntnisstand etwa 5.600 Menschen bis zur Grenzöffnung 1989 die Flucht über die "nasse Grenze". Rund 80 Prozent von ihnen wurden bei dem Versuch verhaftet. Vermutlich gelang 913 (etwa 16 Prozent) Menschen die Flucht. Mindestens 174 Menschen kamen bei ihrem Fluchtversuch ums Leben. "Die Leichen der Geflüchteten wurden an die Strände zwischen Fehmarn, Rügen und Dänemark gespült oder im Meer in Fischernetzen gefunden."

Quelle: epd


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