Kirchengemeinde Boltenhagen Landesrabbiner William Wolff zu Gast im Ostseebad

Von Dirk Hoffmann

Engelberta Fiedler und Landesrabbiner William Wolff

Foto: D. Hoffmann/OZ

13.03.2015 · Boltenhagen. Fast bis auf den letzten Platz gefüllt war der Kirchgemeinderaum in Boltenhagen. Und das aus gutem Grund: Denn kein geringerer als Landesrabbiner William Wolff konnte zum ökumenischen Gesprächskreis begrüßt werden.

Die Besucher bereuten ihr Kommen nicht. Ein ums andere Mal versetzte der Landesrabbiner sie mit seinen trockenen und direkten Aussagen in Erstaunen. „Es gibt kein jüdisches Leben in Mecklenburg-Vorpommern“, war eine davon, wo selbst die Pastorin Pirina Kittel noch einmal nachhakte, ob er das denn bedauern würde. „Es ist eine Feststellung“, entgegnete der Landesrabbiner, der zuvor schon die Begründung dafür geliefert hatte.

Denn, so Wolff weiter, es gibt nunmal in M-V keine jüdischen Geschäfte. Außerdem handelt es sich bei den meisten der etwa 1700 hier lebenden Juden um Zuwanderer aus den ehemaligen Sowjetrepubliken, die nichts vom Judentum wissen und deshalb auch kein jüdisches Leben führen. Außer, dass sie zu den Gottesdiensten in die Synagogen kommen.

Neben einigen Gesetzen und Vorschriften zum Judentum, auf die William Wolff kurz einging, gab er den Besuchern in Boltenhagen auch einen kleinen Einblick in sein Leben. Er wuchs in Berlin auf. Die Eltern des Landesrabbiners waren deutsche Juden. Aus Angst vor den Nationalsozialisten wanderte die Familie schon im September 1933 ins holländische Amsterdam aus, ehe sie dann 1939 nach England übersiedelte.

Wolff machte in Boltenhagen auch kein Geheimnis daraus, dass zum 31. März seine 2002 als Landesrabbiner von Mecklenburg-Vorpommern begonnene Zeit endet. Dann geht er wieder zurück nach England, wo er schon Anfang April die ersten Gottesdienste in einer kleinen Gemeinde nahe London geben wird.
Dem Land Mecklenburg-Vorpommern wird William Wolff aber auch nach seiner Amtszeit verbunden bleiben, es natürlich noch besuchen, dort dann sicher auch den einen oder anderen Gottesdienst abhalten und die Besucher dabei beeindrucken.

So, wie er es beim ökumenischen Gesprächskreis der Kirchengemeinde Boltenhagen unter der Leitung von Gisela Girard tat. Anderthalb Stunden stand der 88-Jährige dort am Rednerpult, beantwortete nach seiner Rede geduldig die an ihn gerichteten Fragen. Überreicht wurde ihm zum Abschied von Engelberta Fiedler ein bunter Frühlingsstrauß als Zeichen des Friedens der Religionen untereinander.

Quelle: OSTSEE-ZEITUNG