Wie Trauernde die Bestattungsfeier mitgestalten können Neue Ideen für den Abschied

Von Harald Mallas

Abschiede am Sarg sind hart. Manchen Trauernden hilft beim Loslassen, wenn sie sich in die Ausgestaltung der Trauerfeier mit einbringen können. Viele Pastoren sind dafür aufgeschlossen.

© epd

23.11.2014 · Schwerin. „So nimm denn meine Hände“ oder „I did it my way“ von Frank Sinatra – nicht nur in der Musikgestaltung sind Bestattungsgottesdienste im Wandlungsprozess. Vieles ist möglich, aber hilft es auch?

Die Trauergemeinde ist irritiert. Anstatt eines vertrauten Chorals aus der Gesangbuch-Rubrik „Sterben und Ewiges Leben“ klingt ein Schlager von Andrea Berg durch die Friedhofskapelle: „Da wo ein Engel die Erde berührt“. Es war ein Wunsch der Angehörigen, erfährt man später, das Lieblingslied des Verstorbenen. Es tut sich etwas bei der Gestaltung christlicher Trauerfeiern und das ist gut so, auch wenn manches gewöhnungsbedürftig ist und so gar nicht kirchlich daherkommt.

Doch was kann es besseres geben, als dass die Angehörigen den Ablauf des Trauergottesdienstes nicht an den Pastor delegieren, sondern bereit sind oder sich dafür gewinnen lassen, ihre Ideen, Wünsche und Erinnerungen an den Verstorbenen in die Feier einzubringen?! Es geht in der Trauerfeier darum, einen Bezug zum Leben der Trauernden herzustellen. Und es braucht Anknüpfungspunkte, „um die Tradition des christlichen Glaubens tröstlich ins Spiel bringen zu können“, sagt der Theologe Lutz Friedrichs in seinem Buch „Bestattung. Anregungen für eine innovative Praxis“.

Das sollte mit der Würdigung des Verstorbenen beginnen. Immer öfter werden Fotos von dem oder der Lieben zum Sarg oder der Urne gestellt, um sie bildlich vor Augen zu haben. Persönliche Beigaben können den Trauerprozess begleiten und den Abschiedsschmerz mildern. Warum nicht einen Abschiedsbrief schreiben und mit ins Grab legen? Oder den Ehering, gemeinsame Reiseerinnerungen, Gegenstände, die das gemeinsame Leben abbilden? Oder ein Bild, von den Enkeln gemalt?

In einem Trauergottesdienst können die Wanderschuhe des Verstorbenen genauso zum Abschied gehören, wie der Füllfederhalter, weil er oder sie so gerne Briefe geschrieben hat – auch Gegenstände persönlicher Frömmigkeit. Blumen und Obst aus dem eigenen Garten anstatt aufwendiger Blumenarrangements vermögen die Trauerkapelle sehr persönlich zu schmücken.

Der Bestattungsgottesdienst lebt davon, Beteiligung in vielen Formen möglich zu machen, wenn sich Verwandte und Freunde dazu in der Lage sehen: Lesungen, persönliche Gedanken... Viele Angehörige scheuen das gemeinsame Singen. Doch sollte auf gut bekannte Lieder nicht verzichtet werden. Schon Johann Sebastian Bach wusste: In der Musik ist Gott „allezeit zugegen mit seiner Gnadengegenwart“. Dies gilt auch für das Hören. Wahrscheinlich ist deshalb das „Ave Maria“ bei Trauerfeiern, aber auch bei Hochzeiten so beliebt: Hier spricht nicht der Text, die Melodie rührt die Seele an – Seelenmusik eben. Für alle Musik in der Kapelle oder am Grab gilt: Nicht der Stil ist entscheidend, sondern die empfangende Haltung des Menschen.

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 47/2014