Wenn du das Wort „Geschichtenwerkstatt“ hörst, hast du erst einmal wenig Vorstellungen und Anreize, das unbedingt kennenzulernen. So jedenfalls ging es mir, bis Bettina von Wahl Ende Januar diesen Jahres auf mich zukam und von diesem Projekt schwärmte. Sie hatte es bei dem Treffen der mecklenburgischen und bayrischen Kirchenleitungen in Rostock kennen gelernt.
Ihr Erzählen machte mich mehr als neugierig. Innerhalb von einer Woche hatten wir den Termin für die Geschichtenwerkstatt für zehn Tage vor Ort in der Rosenower Kirche ausgehandelt.
Drei Grundschulen, ein Kindergarten und unterschiedliche Gruppen und Kreise unserer Kirchengemeinde Penzlin-Mölln bekundeten Ihr Interesse. Nun brauchte es inhaltliche Kenntnis und präzise Vorbereitung für das Projekt. Zu dritt nahmen wir Rosenower, eine Ehrenamtlich, ein Grundschullehrer mit mir zusammen, an einer eintägigen Schulung in der Rostocker Geschichtenwerkstatt teil. Unter der Projektleiterin Marit Fiedler und Dietmar Schicketanz, dem Leiter des Bereichs Gemeindedienst, ist unsere etwa zehnköpfige Gruppe sehr gut eingeführt worden. Eine große Hilfe war es uns, alle die Materialien der Werkstatt einschließlich der technischen Finessen zu
begreifen und zu verstehen, um sie dann selbständig vor Ort weiter vermitteln zu können. Dazu dienten schließlich auch praktische Übungen in unserer kleinen Schulungsgruppe.
Endlich dann war die Zeit herangerückt, um vor Ort zu starten. Unser Werkstattkalender war ziemlich ausgebucht: Es hatten sich mittlerweile eine Kita-Gruppe, neun Schulklassen, der regionale Konfikurs, ein Frauenkreis, die Volkssolidarität, eine Seniorengruppe und ein Förderverein angemeldet. Ein Vormittag und ein Nachmittag gehörte Familien und Interessierten aus den umliegenden Dörfern.
Unser Dreier-Team hatte an den Tagen alle Hände voll zu tun. Und dennoch waren wir mit viel Begeisterung dabei. Mehrere kurze Geschichten hatten wir uns zur Auswahl herausgesucht: Märchen, Umweltgeschichten, Bibelgeschichten. Es war schön zu erleben, mit wieviel Interesse und Freude sich alle die Teilnehmenden auf das Hören, Bewegen und Gestalten von Geschichten auf ganz vielfältige Weise eingelassen haben. Unser Team lernte im Laufe der Tage viel dazu. Wir begannen zu variieren und suchten gezielt auch neue Geschichten heraus. Wir hatten viele nette Begebenheiten mit den etwa 200 Kindern und spannende Gespräche mit ihren Begleitpersonen im Verlauf der Tage. In den Erwachsenengruppen gab es viele ernsthafte Gespräche. Viele Hoffnungen und Wünsche kamen über das Medium des kreativen Gestaltens leichter zur Sprache. An uns war es, gut zuzuhören und das Eine und Andere festzuhalten.
An den Schnittstellen zwischen Kirche und Schule/Kita und Kommune haben wir viel Austausch, Spannung und Gemeinsames entdeckt, waren mit Freude beim Entdecken, Lernen und Leben… unter dem einen Dach in der Rosenower Kirche. Dass zu einem solchen Zweck sich unsere alten Kirchen eignen, freut uns als Kirchengemeinde ganz besonders. Besucher sagten immer wieder:
Ach, das ist Kirche? Das hätte ich nicht erwartet, schön!
Ich möchte mich ausdrücklich bei all denen bedanken, die dieses Projekt entwickelt haben. Es hat uns als Kirchengemeinde sehr nach vorn und in die öffentliche Wahrnehmung gebracht.
(Wolfhard Rathke)
Zeitungsartikel vom 20.06.2018
Zeitungsartikel vom 27.06.2018