Genderforschung Gleichstellungsatlas der evangelischen Kirche in Deutschland erschienen

06.03.2015 · Hannover.

Einen Überblick über die Gleichstellung von Frauen und Männern in der evangelischen Kirche in Deutschland gibt der erste Atlas zur Gleichstellung, der zum Internationalen Frauentag am 8. März erscheinen wird. Vorbild der Veröffentlichung  ist der Gleichstellungsatlas des Bundes. Der Ratsvorsitzende der EKD, Heinrich Bedford-Strohm, würdigte die Möglichkeiten der vertieften Analyse, die der Atlas eröffnet. Überrascht habe ihn, wie vielfältig sich die Situation in den einzelnen Landeskirchen schon auf den ersten Blick darstelle. „Möge der Atlas vielfach genutzt werden, um dem Ziel einer gleichberechtigten Gemeinschaft von Frauen und Männern in der Kirche noch ein Stück näher zu kommen“.

1989 hatte die EKD-Synode in Bad Krozingen beschlossen, die ausgewogene Repräsentanz von Männern und Frauen in kirchlichen Gremien anzustreben. Die Synode des Bundes der evangelischen Kirchen in der DDR fasste ein Jahr später in Leipzig ähnliche Beschlüsse. Aus Anlass des 25-jährigen Jubiläums dieser Beschlüsse stellte Simone Mantei vom Studienzentrum für Genderfragen die Ergebnisse des Gleichstellungsatlasses im November 2014 bei der EKD-Synode in Dresden vor. Die Zielvorgabe von 1989 haben aktuell sowohl die Synode der EKD mit einem Frauenanteil von 46 Prozent als auch der Rat der EKD mit einem Frauenanteil von 47 Prozent fast erreicht. Im Vergleich lag der Frauenanteil im Bundestag im vergangenen Jahr bei 36,5 Prozent, in der Bundesregierung bei 40 Prozent.

Neben den Daten zu der Verteilung der Leitungsämter wurden auch Zahlen zum kirchlichen Leben erhoben. EKD-weit liegt der Anteil der Männer, die sich ehrenamtlich engagieren, bei 31 Prozent. Auch der Anteil der Frauen im Pfarramt wurde untersucht. Die Präses der EKD-Synode,  Irmgard Schwaetzer, zeigte sich vom Ergebnis überrascht: „Gefühlt hatten wir den Eindruck, dass inzwischen mehr Pfarrerinnen als Pfarrer in der evangelischen Kirche Dienst tun. Realität ist, dass unter den Ordinierten 33 Prozent Frauen sind – immerhin.“ Bemerkenswert sei auch mit nur 21 Prozent die geringe Repräsentanz von Frauen auf der Mittleren Leitungsebene. Mit der Suche nach den Ursachen soll sich laut Beschluss der Synode eine Folgestudie des Studienzentrums  befassen. Sie wird die Anforderungsprofile für kirchliche Leitungspositionen auf mittlerer Ebene untersuchen. Studienleiterin Simone Mantei kündigte an, dass diese Studie voraussichtlich 2016 erscheinen wird.

Weiter enthält der Atlas auch Informationen über die konkrete Verteilung von Männern und Frauen bei den Beschäftigten in Kirche und Diakonie und zum kirchlichen Leben. „Wir sind gespannt, was die Auswertung der Daten in den Landeskirchen ergibt“, sagte Oberkirchenrätin Kristin Bergmann, die in der EKD für Gleichstellungsfragen zuständig ist. „Der Atlas stellt die Datengrundlage zur Verfügung. Wie die Daten allerdings zu interpretieren sind und welche kirchenpolitischen Schlüsse daraus zu ziehen sind, muss jetzt in den entsprechenden Gremien vor Ort diskutiert werden“. Die Gleichstellungsbeauftragten der Landeskirchen, die den Atlas zusammen mit dem Studienzentrum herausgeben, werden diesen Prozess in den Landeskirchen begleiten und unterstützen, so Bergmann.

Das Studienzentrum der EKD für Genderfragen in Kirche und Theologie wurde im April 2014 in Hannover eröffnet. Es hat die Aufgabe, Genderforschungsansätze auszuwerten und sie für verschiedene Ebenen und Handlungsfelder der Kirche exemplarisch aufzubereiten. Außerdem bereitet es genderrelevante Modelle, Erfahrungen und Praxisbeispiele aus Kirche und Gesellschaft auf.

Quelle: EKD