Keine Frage der Ehre Vor allem Frauen engagieren sich in den Kirchengemeinden von MV

Von Sybille Marx

In Krankenhäusern, auf Adventsmärkten oder im Gottesdienst: Überall in der Kirche sind Ehrenamtler im Einsatz, wie hier Mitglieder der Kantorei Demmin bei einem Adventssingen für Patienten.

Foto: Wellmer

05.12.2014 · Greifswald. Ohne sie geht in den Kirchen nichts: Ehrenamtliche. Aber warum sind Menschen eigentlich bereit, sich kostenlos zu engagieren? Eine Spurensuche zum heutigen Tag des Ehrenamts.

Wir brauchen noch Leute, die helfen, den Gemeindebrief auszutragen, bitte melden Sie sich!“ – Aufrufe wie diese sind öfter in Gemeindebriefen zu lesen oder Gottesdiensten zu hören. Aber bewirken sie etwas? Eine Studie von Greifswalder Theologen zeigt unter anderem: Wer Ehrenamtliche gewinnen will, sollte sie am besten persönlich ansprechen.

„Mancher wäre bereit sich zu engagieren, tut es aber auch deshalb nicht, weil er nie gefragt wurde“, erklärt Martin Alex, Praktischer Theologe am Institut zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung der Uni Greifswald. Zusammen mit Kollegen hat er über 500 Fragebögen zum Ehrenamt an Kirchenmitglieder in drei pommerschen Pfarrbereichen auf dem Land verschickt. 124 Bögen kamen zurück.

Ein Ergebnis der Studie, die bald veröffentlicht werden soll: Knapp ein Viertel der Gemeindeglieder auf dem Land (24 Prozent) übernehmen Aufgaben in ihrer Gemeinde; die meisten in der Überzeugung, dass Mitarbeit einfach dazugehört. Und aus einem Gefühl enger oder sehr enger Verbundenheit mit der Gemeinde heraus. „Das hat uns überrascht, weil in ländlichen Gebieten die Situation für Gemeinden im Allgemeinen schwieriger ist“, sagt Martin Alex. „Aber hier gibt es Ehrenamtliche, die Aufgaben übernehmen.“ Fast genau so viele wie im Schnitt deutschlandweit.

Die Mehrheit brauche allerdings einen Anstoß von außen. „In der Regel ist das eine Anfrage von leitenden Personen aus der Gemeinde“, weiß Alex. Vermutlich entstehe so eine Verbindlichkeit und das Gefühl, gesehen zu werden.

Ähnliches hat die frühere Gemeindediakonin Doris Geier beobachtet, die sich inzwischen selbst ehrenamtlich in ihrer Gemeinde Semlow-Eixen engagiert, zusammen mit vielen anderen. „Ich spreche Leute oft an, wenn ich zum Beispiel sehe: aha, die kocht oder backt gerne – solche Talente kann man doch zur Geltung bringen!“ Beim Weltgebetstag mit seinem internationalen Büffet etwa. „Das macht dann allen Spaß.“

Aber was ist mit den Talenten der Männer? Der Studie zufolge sind 72 Prozent aller Ehrenamtlichen in den Gemeinden Frauen. „Das deckt sich mit anderen Studien zur Freiwilligenarbeit in Deutschland“, sagt Alex. Warum das so ist, wissen die Forscher aber nicht. „Vielleicht fühlen sich Frauen mit der Gemeinde stärker verbunden.“

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 49/2014