Jürgen Klopp macht vor, wie man aus einer Niederlage lernen kann Von gescheitert zu gescheit

Von David Kadel

Trainer Jürgen Klopp spricht ebenso über Niederlagen wie über seinen Glauben, hier in einem Video als Reformationsbotschafter vor der EKD-Synode 2016 in Magdeburg.

Foto: epd-bild/N. Neetz

08.07.2018 · Aachen. Das Ausscheiden der Fußballnationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Russland zeigt wieder einmal, wie schlecht die Deutschen mit Niederlagen umgehen können. Fußballtrainer Jürgen Klopp hat den meisten Deutschen dabei etwas voraus, sagte Autor David Kadel. Klopp habe trotz vieler Niederlagen nicht seine gute Laune verloren.

Kater-Stimmung. Der Schmerz hält länger an, als ich dachte. Raus in der Vorrunde gegen Südkorea!? Für uns verwöhnte Deutschland- Fans ein völlig neues Gefühl – so bitter zu scheitern. Nur eins ist dieser Tage schlimmer: der Hass und der Spott, der unserer „Mannschaft“ überall entgegenschlägt. Definitiv kein guter Umgang mit Scheitern.

Wir Deutschen können alles: Wir sind (noch) Fußballweltmeister, backen das beste Brot der Welt, produzieren die schönsten Autos und sind im Umgang mit Flüchtlingen auch Liebling aller Menschenrechtler. Wir können einfach alles – außer Fehler. Das, was in den vergangenen Tagen an Negativ-Tsunami auf den DFB zurollte, ist in dieser gnadenlosen Art noch nie da gewesen.

Uns fehlt die Fehlertoleranz

Doch es bestätigt nur den schlechten Ruf, den wir Deutschen im Umgang mit Scheitern haben. Eine Studie der Universität Lüneburg hat die Fehlertoleranz in über 50 Ländern untersucht: Deutschland liegt auf dem vorletzten Platz. Geringer ist die Offenheit, Fehler als unvermeidlich zu betrachten und daraus zu lernen, nur in Singapur.  Ich glaube, dass Menschen, die den Fußball zu ihrer Ersatzreligion gemacht haben, wirklich große Probleme haben, mit Niederlagen umzugehen, da man ihnen damit quasi den Boden unter den Füßen wegzieht. „Auf Sand gebaut“, würde Jesus sagen.

Angenehm anders kommt mein Freund Jürgen Klopp daher. Ich möchte fast sagen, er ist Weltmeister im Scheitern. Fünf Finalniederlagen in Folge und trotzdem gut drauf. Wie geht das? In meinem Buch „Was macht dich stark?“ habe ich Jürgen Klopp mit dieser Frage konfrontiert und darüber gestaunt, wie er die Bedeutung des Fußballs in seinem Leben einordnet: „Für mich ist nach einer Niederlage abends alles vergessen, sobald ich zu Hause ankomme. Da beginnt das richtige Leben!“

Klopp ist einer der beliebtesten Deutschen, nicht weil er so ein guter Trainer ist, sondern weil er eine weltmeisterliche Haltung hat, mit bitteren Niederlagen umzugehen. Egal, wie fies es im Champions-League-Finale zuging, seinen Humor würde Klopp dabei nie verlieren und auch nicht seinen tiefen Glauben an Gott, der ihm hilft, das Ganze richtig einzuordnen: „Jesus Christus ist für mich die wichtigste Person der Zeitgeschichte.“

Demut, Dankbarkeit, Durchhaltevermögen

Wer als Christ die richtige Einstellung zu Niederlagen hat, der ist auch in der Lage, in der Demütigung gegen Südkorea das Wörtchen „Demut“ zu entdecken. Im Neuen Testament ist „Demut“ ein Schlüssel zum Erfolg: „Demütigt euch unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit!“ (1. Petrus 5, 6)

In diesen Tagen nach Südkorea können wir etwas vom Meistertrainer lernen, der mir in unserem letzten Gespräch verraten hat, wie er mit Niederlagen umgeht: „Mir helfen dabei meine ‚4D‘?“, sagt Klopp. „Demut, Dankbarkeit, Dienen und Durchhaltevermögen!“ Wenn ich eines Tages die Biografie von Jürgen Klopp schreiben dürfte, würde ich sie nennen: „Vom Gescheiterten zum Gescheiten.“

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 27/2018



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