Beate Kempf-Beyrich und Tilman Beyrich wechseln von Heringsdorf nach Greifswald Von der Insel in die Hansestadt

Verbunden mit der Insel Usedom: das Pastorenehepaar Beyrich im Seebad Ahlbeck. Auch in Sachen Kultur setzten die beiden viele Wegmarken.

Foto: Dietmar Pühler

22.07.2018 · Greifswald. 14 Jahre waren Beate Kempf- Beyrich und Tilman Beyrich als Pastoren auf Usedom. Nun verlassen sie die Insel und gehen nach Greifswald. Dietmar Pühler hat mit ihnen gesprochen.

Frau Kemp-Beyrich und Herr Dr. Beyrich, nach 14 Jahren verlassen Sie die Insel Usedom. Was gab den Ausschlag für den Wechsel von der Pfarrstelle Heringsdorf-Bansin zur Domgemeinde Greifswald?

Tilman Beyrich: In der Kirche ist es vorgesehen, dass Pastoren sich nach etwa zehn Jahren neu orientieren. Die Kirchengemeinden sollen ihr eigenes Profil entwickeln können.

Beate Kempf-Beyrich:
Weil es uns hier so gut gefallen hat, haben wir diesen Zeitpunkt hinausgezögert. Schließlich hat uns der Bischof auf die Domstelle angesprochen. Das hat uns trotz aller Verbundenheit mit der Insel auch gereizt.

Beyrich: Die Domgemeinde ist Gastgeber der Bachwoche und Anziehungsort für Touristen. Und der Dom ist Unikirche und für die Stadt da. Für diese Mischung bringen wir manche Erfahrungen mit. Außerdem leben meine Eltern dort und ich kann wieder an der Universität unterrichten.

Wie schwer oder wie leicht fiel Ihnen die Entscheidung für einen Neuanfang?

Kempf-Beyrich:
Mir fiel sie sehr schwer. Ich habe hier auf Usedom Wurzeln geschlagen, ich war noch nie so lange an einem Ort wie hier. Es ist ein absolutes Privileg, am Meer wohnen zu dürfen. Unsere ganze Familienphase fällt in diese Zeit. Unsere vier Kinder werden Heringsdorf immer als Heimat empfinden.

Beyrich: Für mich ist es leichter, denn Greifswald war lange meine Heimat. Aber auch ich werde die Gemeinde und die Arbeit in der Ahlbecker Schule vermissen.

Auf welche Wegmarken schauen Sie als Pastoren in Heringsdorf und Bansin zurück?

Kempf-Beyrich: Wir freuen uns, dass wir die Zusammenarbeit mit der Kommune, dem Eigenbetrieb, den Schulen, dem Hort und den Kindergärten stärken konnten.

Beyrich: Die größte Veränderung war sicher die Fusion der Kirchengemeinden Heringsdorf und Bansin. Aus meiner Sicht ein sehr guter Schritt.

Kempf-Beyrich: Positiv ist auch, dass wir seit einigen Jahren eine gut eingearbeitete Bürokraft haben und dass die Öffentlichkeitsarbeit und die Internetpräsenz in professionelle Hände gelegt wurden. Das hat die Außenwirkung unserer Gemeinde sehr verbessert.

Beyrich: Für uns war es auch wichtig, immer gute Kirchenmusik hierher zu holen und selber zu machen. Auch mit den Erlesenen- Abenden haben wir viele Menschen inselweit erreicht.

Gab es auch Enttäuschungen?

Kempf-Beyrich: Wir hätten uns eine stärkere Resonanz auf unsere Familienangebote gewünscht. Über Taufen, Konfirmationen oder Beerdigungen bekamen wir viele Kontakte, aber nur selten sind sie auf Dauer erhalten geblieben. Die regelmäßigen Angebote für Kinder wurden kaum wahrgenommen. Es scheint nicht mehr im Blick zu sein, dass religiöse Erziehung heute noch genauso wichtig ist wie Sport oder andere Aktivitäten.

Welche schönen Erinnerungen nehmen Sie mit?

Kempf-Beyrich: Dass wir uns von Anfang an vom Kirchengemeinderat getragen gefühlt haben. Wir hatten Unterstützung bei allen Projekten, die uns am Herzen lagen. Und dann sind natürlich die schönen Gottesdienste zu nennen. Weihnachten und Ostern waren Highlights, weil alle Generationen dabei waren. Der Besuch zu Ostern hat sich von Jahr zu Jahr gesteigert. Viel motivierende Anerkennung haben wir auch von Urlaubern bekommen.

Beyrich: Mir bleiben viele Kulturevents in Erinnerung: von unseren Bach-Kantaten bis hin zur Schüler-Theater-Aufführung des „Kleinen Prinzen“. Etwas Besonderes war auch die 120-Jahrfeier in Bansin. Es war erhebend, Choräle singend durch den Ort zu ziehen.

Kempf-Beyrich: Oder die Martinsfeste und unser Reformationsjubiläum. Dass wir es in der katholischen Kirche feiern konnten, war ein schönes Zeichen ökumenischer Verbundenheit. So sind auch die Sternsinger- Aktion und das ökumenische Krippenspiel entstanden.

Was wünschen Sie der Kirchengemeinde für die Zukunft?

Beyrich: Ich denke, dass es im Interesse aller wäre, wenn es eine Kirchengemeinde Ahlbeck- Heringsdorf-Bansin gäbe. Dann könnte man ein Konzept entwickeln, dass nicht an allen drei Orten das gleiche Programm angeboten wird. Kirche könnte dann die Zielgruppen noch besser ansprechen.

Kempf-Beyrich: Ich wünsche mir, dass die gewachsenen Beziehungen zu Kindergarten, Hort und Schule von beiden Seiten weiter gepflegt werden.

Beyrich: Viele Menschen haben uns gezeigt, dass sie unsere Arbeit schätzen. Solch eine wachsende Selbstverständlichkeit von Kirche in unserer Region ist ermutigend. Das wird auf Dauer dazu führen, dass sich wieder mehr Menschen taufen lassen und erfahren, wie gut Kirche ihrem Leben tut. Dann braucht man sich um die Zukunft der Kirche keine Sorgen machen.

Kempf-Beyrich: Doch zunächst wünschen wir uns, dass es möglichst schnell zu einer Neubesetzung der Pfarrstelle kommt. In der Zwischenzeit sind unser Kirchengemeinderat und unser Mitarbeiter-Team gut gerüstet, auch eine Vakanz zu überstehen.

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 29/2018


Der Einführungsgottesdienst findet am Sonntag, 16. September, um 14.30 Uhr im Greifswalder Dom statt.