Neue Leiterin Carola Häger-Hoffmann im Gespräch Von TEO-MV zu TEO-Nord.de

Verantwortung im Internet: Über 100 Fünft-und Sechstklässler waren zum Start des neuen TEO-Moduls nach Salem gekommen.

© TEO

12.01.2014 · Salem.

Die „Tage Ethischer Orientierung“, kurz TEO genannt, sind ein Erfolgsmodell made in Mecklenburg- Vorpommern. Diese besondere Form der Kooperation zwischen Kirche und Schule, in den 90er Jahren von Wolfgang von Rechenberg, Dr. Eberhard Buck und ihren Mitstreitern „erfunden“, hat längst Nachahmer in anderen Bundesländern gefunden. Mit der Nordkirche ist auch im Bereich TEO-MV einiges in Bewegung geraten. So wechselte die Leitung im vergangenen Jahr von Wolfgang von Rechenberg zu Carola Häger-Hoffmann. Auch die Organisationsform, bisher eine eigenständige Gesellschaft bürgerlichen Rechts, wurde geändert: Die Arbeitsgemeinschaft TEO ist nun seit dem 1. Januar ein unselbständiger Arbeitsbereich „Schulkooperative Arbeit/TEO“ im sogenannten Hauptbereich 1 der Nordkirche, der die Arbeitsbereiche der Ausund Fortbildung bündelt. Mit Carola Häger-Hoffmann sprach Tilman Baier über Veränderungen und Vorhaben:

Frau Häger-Hoffmann, warum diese Umstrukturierung zum Jahreswechsel?

Der bisherige Kooperationsvertrag mit der katholischen Kirche lief zum 31. Dezember aus – das war dann auch die Gelegenheit, die neue Wirklichkeit der Nordkirche rechtlich zu fassen. Wir haben nun zwar unsere Selbständigkeit verloren, aber die Eingliederung als „Arbeitsbereich Schulkooperative Arbeit/TEO“ in den Hauptbereich „Aus- und Fortbildung“ bietet viele Vorteile durch die Vernetzung und Verzahnung mit anderen Arbeitsbereichen. Nach wie vor bleibt TEO unser Kerngeschäft, aber wir unterbreiten auch andere Angebote in der schulkooperativen Arbeit. Die enge Kooperation mit unseren Arbeitsgemeinschaftspartnern, der Landesregierung und der katholischen Kirche, bleiben bestehen, denn sie sind in der leitenden Steuerungsgruppe unseres Arbeitsbereiches vertreten. TEO ist und bleibt ökumenisch.

Man hätte doch aber auch den bisherigen Kooperationsvertrag verlängern können...

Das wäre kompliziert geworden, hat z.B. auch steuerliche Gründe. Außerdem wird TEO auch institutionell ausgeweitet auf die beiden anderen Bundesländer der Nordkirche. Darum gibt es neben den TEO-Büros in Schwerin und Greifswald sowie in Teterow, wo sich auch das Zentrum der katholischen Jugendarbeit in Mecklenburg befindet, nun auch ein TEO-Büro in Hamburg. Hier arbeitet unsere Referentin für Schleswig-Holstein und Hamburg, Claudia Brüning. Immerhin gibt es seit 2011 in Schleswig-Holstein TEO-Veranstaltungen. Für dieses Jahr 2014 sind dort sechs Veranstaltungen geplant. Dafür sind TEO-Kooperationsvereinbarungen mit den drei Kirchenkreisen Schleswig-Flensburg, Plön- Segeberg und Nordfriesland abgeschlossen worden.

Sie selbst kommen aus Schleswig- Holstein, dem TEO-Neuland. Ist das ein Grund dafür, dass Sie nun neue TEO-Chefin sind?

 Zunächst einmal: Für den Ost-Bereich der Nordkirche habe ich beste Unterstützung durch unser TEO-Urgestein Dr. Eberhard Buck, Referent für schulkooperative Arbeit und TEO in der Arbeitsstelle Greifswald, durch Matthias Bender in der Arbeitsstelle Teterow und die Mitarbeiterschaft in dem TEO-Büro Schwerin. Mein „Heimvorteil“ liegt in Schleswig- Holstein und Hamburg, so haben wir die ganze Nordkirche abgedeckt! Klar gibt es Geschichten aus den bisherigen TEO-Projekten in MV, die ich mit großen Ohren höre. Aber mir ist diese Arbeit nicht fremd. Ich bin Diakonin und Sozialpädagogin und habe als solche schon ein paar Dienstjahre „auf dem Buckel“.

Was hat Sie an dieser Arbeit so gereizt, dass Sie sich nach Schwerin beworben haben?

Ich war im Kirchenkreis Plön-Segeberg Referentin für Jugendbildung im Bildungswerk Segeberg und habe dort viereinhalb Jahre u.a. schulkooperative Arbeit gemacht, wie zuvor schon in Kiel. Da ging es auch ganz konkret um Einzelprojekte zwischen Schulen und Kirchengemeinden oder um Fachtagungen für diejenigen, die Religion unterrichten. Dabei habe ich durch Hans-Ulrich Keßler, dem von Greifswald nach Hamburg gewechselten Leiter des Pädagogisch-Theologischen Instituts der Nordkirche, von TEO erfahren. Wir haben Eberhard Buck nach Segeberg eingeladen, mit großen Ohren zugehört und gemeint: TEO passt zu uns. Wir haben es ausprobiert und waren noch mehr begeistert. Ich habe meinen Fokus verschoben auf die schulkooperative Arbeit, weil wir dabei auch Kinder und Jugendliche erreichen, die sonst mit Kirche keine Berührung haben. Und nun bei TEO ist ein tolles Team für diese Arbeit vorhanden, fachlich versiert und hoch motiviert. Meine Stelle hier ist nicht zeitlich begrenzt und bietet die Möglichkeit, auch viel Neues in den Weiten der Nordkirche auszuprobieren.

Was bleibt vom Erfolgsmodell TEOMV?

 Auch wenn sich TEO-MV nun zu TEO-nord.de wandelt, bleibt MV das Kernland unserer Arbeit, das wollen wir so lassen. Die Nachfrage ist nach wie vor hoch – man kennt sich. Und das ist besonders wichtig, denn TEO ist Beziehungsarbeit! Dieses gute Netz wollen wir pflegen, aber eben auch erweitern. Dazu führt der Weg über persönliche Kontakte, vor allem über die TEO-Koordinatoren in den Schulämtern – wir wollen die Schulräte mit im Boot haben. Ein großes Pfund sind auch die Klausurtagungen. Denn dort erfahren wir auch, wo und welche Vorbehalte es in den Schulen gegenüber unserer Arbeit gibt. Wir wollen mit den Schulen eine Kooperation bei den Projekten auf Augenhöhe. Das gilt auch für die Kinder und Jugendlichen selbst. Wir wollen dazu beitragen, dass sie sich wohlfühlen und gestärkt werden. Jeder soll teilnehmen können, TEO ist selbstverständlich ein inklusives Angebot. Das heißt, wir machen die Teilnahme für alle Kinder möglich, auch wenn diese ein Handicap haben.

In den Kirchengemeinden stehen die Dienste und Werke der Nordkirche in dem Verdacht, ein fröhliches Eigenleben zu führen, den Selbsterhalt zu pflegen und dabei zu vergessen, dass sie auch Serviceeinrichtungen für die Basisarbeit vor Ort sind. Wie entgegnen Sie diesem Vorhalt?

Für mich ist klar: Landeskirche muss auch immer Service-Anbieter für die Gemeinden und Kirchenkreise sein. Wenn wir das nicht tun, sind wir überflüssig. Unsere Arbeit lebt auch davon, dass wir es schaffen, die Kirchengemeinden einzubinden. Darum fragen wir zum Beispiel auf dem Konvent der Gemeindepädagogen in Groß Poserin nicht nur, wer bei den TEOProjekten mitmachen will, sondern auch: Was können wir für euch tun? Diese Verzahnung ist uns wichtig. Solche Verzahnung gibt es auch mit dem Religionsunterricht und mit dem Pädagogisch-Theologischen Institut. Das ist ja eine der großen Chancen der Verknüpfung in einem Hauptbereich. Und wir bemühen uns, junge Studierende für die TEOArbeit zu begeistern und hoffen, dass wir so eine Nachhaltigkeit der Arbeit hinbekommen. Ganz neu ist eine Jugendvertretung bei TEO, in der Ehrenamtliche bis zum Alter von 27 Jahren die Arbeit von TEO mitbestimmen und mitgestalten können.

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 53/2013