Netzwerk gegen Kinderarmut Volksinitiative für Chanchengleichheit von Kindern in MV gestartet

24.02.2017 · Schwerin.

In Mecklenburg-Vorpommern ist eine Unterschriftensammlung für eine Volksinitiative gegen Kinder- und Jugendarmut gestartet worden. Das Netzwerk gegen Kinderarmut erhoffe sich von seiner Aktion mehr konkrete und schnellere Maßnahmen für die Chancengleichheit aller Kinder, sagte Rainer Becker, Vorsitzender der Deutschen Kinderhilfe. Der Landtag wird unter anderem aufgefordert, sich einzusetzen für eine bessere Fachkraft-Kind-Relation in Krippen, Kindergärten und Horten, für die Befreiung der Eltern von Kita-Gebühren sowie für eine dauerhafte Finanzierung der Kinder- und Jugendarbeit durch Land und Kommunen.

Damit sich der Landtag mit der Volksinitiative befasst, muss sie von mindestens 15.000 Wahlberechtigten unterschrieben werden. Die Unterschriftslisten sollen unter anderem in Arztpraxen, Apotheken und Geschäften ausgelegt und vom Landesjugendring zentral eingesammelt werden. Unter www.raus-bist-du.de  können leere Unterschriftslisten auch im Internet ausgedruckt werden.

Im Jahr 2015 lebten in MV rund 49.100 Kinder unter 18 Jahren in Familien, die auf Grundsicherungsleistungen angewiesen waren, heißt es in der Volksinitiative. Hinzu kämen Kinder in finanzschwachen Familien mit geringem Verdienst oder Überschuldung. Somit lebe mehr als jedes vierte Kind im Nordosten in Armut oder in Familien, die von Armut bedroht sind. Um allen Kindern eine chancengleiche Entwicklung zu ermöglichen, müssten die frühkindliche Bildung deutlich verbessert und die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen dauerhaft gesichert werden. Auch außerhalb von Kitas und Schulen müssten kostenfreie Angebote geschaffen werden.

Nach Angaben von Rainer Becker sind in MV 35 Prozent der Beschäftigten im Niedriglohnbereich tätig, bundesweit seien es 20 Prozent. Damit sich Kinder aus Armut lösen können, müsse mehr für ihre Bildung getan werden, sagte er. Es sei deshalb ein Skandal, dass aus dem Bildungs- und Teilhabepaket keine Nachhilfe für Kinder finanziert werden dürfe, die höhere Bildungsabschlüsse wie etwa das Abitur erreichen wollen. Ganz viele prekäre Beschäftigungsverhältnisse seien versteckt in der Förderung von Projekten. Anstatt Menschen "einfach nur hängen zu lassen", müssten unbefristete Arbeitsverträge entstehen.

Fabian Scheller vom Landesjugendring MV sagte, auch erwerbslose Eltern müssten einen Anspruch auf einen Kita-Vollzeitplatz für ihre Kinder erhalten. Die Förderung der Jugendverbandsarbeit müsse zur Pflichtaufgabe von Land und Kommunen werden. Außerdem müssten Standards entwickelt werden für jugendgerechte Kommunen.

Quelle: epd