„Dort bin ich richtig“ Vikarin Katharina Schunk arbeitet als Seelsorgerin beim Wacken Open Air

Von Christine Reimers

Betreut gern Heavy-Metal-Fans: Katharina Schunck hilft auf dem Festival in Wacken

Christine Reimers

07.08.2016 · Glückstadt. An diesem ersten August-Wochenende ist der kleine Ort Wacken in Schleswig-Holstein wieder das Zentrum der Heavy-Metal-Fans aus aller Welt. Auch aus MV zieht es Hunderte dorthin. Doch gerade die Freunde von Rockmusik der harten Art haben oft einen weichen Kern und suchen seelischen Beistand bei 19 Festivalseelsorgern.

Wenn Katharina Schunck vom Wacken Open Air spricht, verändert sich ihr Tonfall. Es ist die Begeisterung der angehenden Pastorin, die hörbar ist. „Ich komme nach Hause“, dieses Gefühl hat sie, wenn sie auf dem Festival ist. „Dort fühle ich mich wohl. Dort bin ich richtig, weil ich gebraucht werde“, sagt die Glückstädter Vikarin. Die 27-Jährige arbeitet auf dem Gelände, wenn andere feiern. Sie gehört zum Seelsorge-Team des Landesjugendpfarramtes der Nordkirche auf dem Festival. Ausgewählt wurde sie für das Ehrenamt, weil die Theologin eine einjährige Zusatzausbildung in der Telefonseelsorge hat.

2010 bekam die evangelische Kirche die Anfrage von den Festival-Organisatoren, ob Seelsorger vor Ort sein können. Im ersten Jahr kamen fünf. Weil der Zuspruch der Festivalbesucher so groß war, gab es bereits ein Jahr später über eine Hamburger Zeitung einen Aufruf. „Ich bin da reingerutscht trotz langer Warteliste“, erzählt Katharina Schunck, denn viele meldeten sich damals. 2011 war sie gleich dabei – in „einem professionellen Team“.

In diesem Jahr ist das Team mit 19 Leuten vor Ort, mit dabei sind Pastoren und Therapeuten. Gearbeitet wird in Schichten. Auf dem Gelände haben sie ihren Stützpunkt in einem Zelt vor dem Sanitätsbereich. Aber Katharina Schunck und die anderen des Teams sind auch auf dem Gelände unterwegs, erkennbar an ihrem speziellen T-Shirt mit der Aufschrift Seelsorge.

Im Verhältnis zu den Besucherzahlen kommen weit mehr Frauen, die seelsorgerischen Beistand suchen, erzählt sie. „Manche sind einsam in der Masse“, andere haben Konfl ikte mit Freunden, manche bekommen einen „Heul-Flash“ und kommen aus diesem schwer heraus. Betreuung brauchen auch Besucher, die „extrem bestohlen wurden“. Und dann gibt es welche, die mit Panikattacken von den Sanitätern geschickt werden. „Wir stehen auch Backstage und helfen, wenn jemand einen Kreislaufk ollaps hat.“

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 32/2016