"Er hat die Liturgie gelebt“ Uwe Pilgrim geht nach 37 Jahren Kantoren-Dienst in den Ruhestand

Von Marion Wulf-Nixdorf

Kantor Uwe Pilgrim wird trotz Ruhestand bei Bedarf in der Region aushelfen.

Foto: Marion Wulf-Nixdorf

28.02.2016 · Kühlungsborn. „Wir können mit Stolz sagen, dass die Region Doberan kirchenmusikalisch gut versorgt ist.“ Mit so einem Fazit am Ende des Berufslebens kann man als Kreiskantor gut in den Ruhestand gehen. 

30 Jahre war Uwe Pilgrim, 61, Kantor und Organist im Ostseebad Kühlungsborn. Seit 1996 war er auch Kirchenkreismusikwart, seit der Einführung der Nordkirche heißt das Kreiskantor. „Vielleicht hätte ich die Stelle einmal wechseln sollen, aber ich habe gern hier gearbeitet und mich immer wohl gefühlt“, blickt er zurück. Zu Beginn seines Berufslebens war er zunächst sieben Jahre in Grabow in der Kirchgemeinde tätig.

„Ich habe gern mit Uwe Pilgrim Gottesdienste gefeiert“, sagt Matthias Borchert, seit acht Jahren Pastor in Kühlungsborn. Pilgrim habe die Liturgie gelebt, so Borchert und er fügt hinzu: „Unsere Gemeinde kann das Evangelische Gesangbuch singen!“

Dabei war Kirchenmusiker nicht Uwe Pilgrims erster Berufswunsch. Als Jugendlicher wollte er Deutschlehrer werden. Das war für den Pastorensohn in der DDR nicht möglich. Man bot ihm Werklehrer an. Nein – das auf keinen Fall. So ging er – wie so viele Pastorenkinder in der DDR – an das Kirchliche Oberseminar nach Potsdam-Hermannswerder und legte dort 1974 sein Abitur ab. Die meisten Mitschüler wollten danach Theologie studieren. Uwe Pilgrim hatte in Wolfram Iwer einen großartigen Musiklehrer in Hermannswerder. Der sagte zu ihm: „Sie werden Kirchenmusiker!“

Schon als Abiturient spielte er in der Potsdamer Erlöserkirche Orgel oder übte mit der Kantorei. Der dortige Kantor Friedrich Meinel ließ den Jungen sich ausprobieren. „Da entdeckte ich meine Liebe am Chordirigieren“, erinnert sich Pilgrim. Das Wort in der musikalischen Verkündigung ist ihm immer bedeutsam geblieben: „Ich finde es großartig, wenn Menschen einen Zugang zur geistlichen Musik finden“, sagt er, „die Arbeit mit meinem Chor ist mir bis heute wichtig“. Sogenannte „bunte Sträuße beliebter Melodien“ lehnt er ab und legt Wert auf liturgisch und kirchenmusikalisch passend gestaltete Konzertprogramme, bei denen er besonders auf Werke der Barockzeit, aber auch Sätze und Kompositionen zeitgenössischer Kollegen zurückgreift. So möchte er theologisch fundamentiert den Unterschied zwischen Musik zum Advent und zur Weihnacht oder zwischen Passion und Ostern für den Zuhörer spürbar werden lassen.

Unsichere Zeiten für Kirchenmusiker

Uwe Pilgrim wurde nach seinem Studium in Halle/Saale Kantorkatechet, das heißt, eine einjährige katechetische Ausbildung gehörte zur Kirchenmusikausbildung dazu. „Diese Ausbildung hat es mir nach der Wende erleichtert, die Religionslehrerausbildung 1998 abzuschließen.“ Durch die unsichere Struktursituation und Stellenstreichungen hatte er sich zu diesem Schritt entschlossen. Dann kämpfte die Kühlungsborner Gemeinde mit ihrem damaligen Pastor Matthias Burkhardt erfolgreich um ihre Kirchenmusikerstelle und Pilgrim musste nicht in die Schule.

Zu seiner Tätigkeit gehörte allerdings immer die Arbeit mit Kindern in der Gemeinde – zeitweise in der Christenlehre, aber auch mit seiner Kurrende. So kam es, dass vor einigen Jahren durch Kontakte zur Grundschule ein Kinderchor in der sogenannten Angebotsstunde für die 1. und 2. Klasse aufgebaut werden konnte. Rund 20 Kinder kamen wöchentlich zusammen. „Die Eltern wurden informiert, dass wir auch geistliche Lieder singen“, betont der Kirchenmusiker. Er empfand diese neue Zusammenarbeit als Bereicherung und erlebte bei den Kindern Freude und Begeisterung am Singen. Dass auch Männer singen, war für das eine oder andere Schulkind eine völlig neue Erfahrung. Einige der Kinder kamen durch das „Schulsingen“ motiviert auch in den Kinderchor der Kirchgemeinde am Nachmittag.

Kirchenmusik hatte in Kühlungsborn immer einen hohen Stellenwert. Es gibt einen überregionalen „Ökumenischen Singkreis“ mit rund 30 Mitgliedern, einen Bläserchor und ein Blockflötenquartett. In einem Touristenort gehören kirchenmusikalische Angebote im Sommer dazu. So wird von Ende Juni bis Ende August jede Woche zu einem Konzert in der frisch sanierten Johanniskirche eingeladen. Dazu kommen seit einigen Jahren weitere verlässliche Konzerttermine: Ein Passionskonzert an Palmarum, in der Woche nach Ostern ein Bläserkonzert, in der Adventszeit zwei bis drei Konzerte, zweimal jährlich ein Chorkonzert.

Ehrenamt und Altersteilzeit

Viele Jahre lang hat Uwe Pilgrim über seine Anstellung hinaus ehrenamtlich gewirkt: die Homepage des Kirchenmusikwerkes in MV mit allen Konzerten hat er gestaltet und gepflegt, zudem die Webseite der Gemeinde redaktionell begleitet.

Jetzt kommt der Ruhestand oder besser: die Altersteilzeit – aber er wird gern weiter in der Kirche an der Orgel üben und hat Aushilfe in der Region versprochen, wenn Not an kirchenmusikalischer Begleitung ist. Außerdem wird er mit kammermusikalischen Konzerten unterwegs sein: Mit seinem Ensemble, bestehend aus Sängern und verschiedenen Instrumentalisten ist in diesem Sommer unter anderem eine Konzertreise nach Schweden geplant.

Für seine Nachfolge in Kühlungsborn erhofft er einen motivierten Kirchenmusiker, der die gewachsene musikalische Arbeit in der Gemeinde mit Respekt weiterführt und sich in den Dienst der Verkündigung stellt – so wie auch Uwe Pilgrim es lebenslang aus tiefstem Herzen getan hat. 

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 09/2016