Katholische Kirche Uni Ulm soll Missbrauch in Mecklenburg aufarbeiten

13.07.2019 · Schwerin/Hamburg.

Die Universität Ulm soll den sexuellen Missbrauch durch katholische Priester in Mecklenburg wissenschaftlich aufarbeiten. Das hat der Beirat, den das Erzbistum Hamburg zu diesem Thema eingerichtet hat, am Freitag in Schwerin beschlossen, wie das Erzbistum mitteilte. Manuela Dudeck, Professorin für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie mit dem Forschungsschwerpunkt Psychotraumatologie, werde das Aufarbeitungsprojekt leiten.

"Mit diesem Projekt leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung schlimmer Missbrauchstaten", sagte Martin Colberg, Archivar des Erzbistums Hamburg und Vorsitzender des Beirats. Das Projekt trägt den Titel "Aufarbeitung und Dokumentation - Sexueller Missbrauch durch katholische Priester und andere im Dienst der katholischen Kirche stehenden Personen in Mecklenburg".

Auf mehreren Ebenen sollen die Geschehnisse, auch durch Interviews mit Betroffenen, erforscht werden. Besonderheit ist aus Sicht des Erzbistums, dass hier in der Vergangenheit die beiden geschlossenen Systeme DDR und Kirche zusammengetroffen sind. Eckpunkte sind die Auswertung des vorliegenden Datenmaterials und die Einordnung der Erfahrungsberichte. Den Angaben zufolge sollen die historischen Rahmenbedingungen dabei ebenso untersucht werden wie Belastungs- und Schutzfaktoren.

Die Forschungsarbeit soll im Herbst mit einer Auftaktveranstaltung in Neubrandenburg mit Betroffenen und dem Beirat beginnen. Ziel des Projekts sei, dass Betroffene die Anerkennung ihres Leids erfahren, hieß es. Die offene und transparente Aufarbeitung soll betroffenen Frauen und Männern psychische Entlastung ermöglichen und einen Beitrag zur individuellen Aufarbeitung leisten.

Dem Erzbistum sind für den Zeitraum von 1945 bis 2015 insgesamt 17 Priester bekannt, die in Mecklenburg Missbrauchshandlungen verübt haben sollen. Davon waren nach den kirchlichen Unterlagen 54 Kinder und Jugendliche betroffen.

Quelle: epd