Ein Zeichen für Zeit und Ewigkeit Turmuhr der Dorfkirche in Jesendorf wird in Betrieb genommen

Von Anne-Dorle Hoffgaard

Kirche Jesendorf mit neuer Kirchturmuhr

Foto: epd-bild

17.08.2019 · Jesendorf. Über 100 Jahre lang zeigte keine Uhr am Kirchturm von Jesendorf die Zeit an. Jetzt hat die mecklenburgische Dorfkirche wieder einen funktionierenden mechanischen Zeitmesser. Am heutigen Sonnabend (17. August) soll er feierlich in Betrieb genommen werden

Weit über 100 Jahre ist es her, dass in Jesendorf ein Blick zum Kirchturm zeigte, wie spät es ist. Ab Sonnabend (17. August) wird das endlich wieder möglich sein: Mit einem großen Fest rund um die Kirche in dem 219-Einwohner-Dorf bei Warin (Kreis Nordwestmecklenburg) soll die neue Kirchturmuhr um 14.30 Uhr in Betrieb genommen werden. Sie wird elektromechanisch aufgezogen und soll künftig alle 30 Minuten schlagen.

Dabei ist der neue Zeitmesser gar nicht so neu. Das mechanische Uhrwerk, das von einem Privatmann angekauft wurde, stammt aus dem Jahr 1956. Neu ist allerdings das Ziffernblatt. Es wurde nach alten Vorgaben am Ostgiebel des Kirchturms angebracht und hat einen Durchmesser von 1,60 Meter.

Positive Reaktionen

Bisher seien die Reaktionen aus dem Dorf und der Umgebung auf das Uhrenprojekt positiv, sagt Martin Maercker, Vorsitzender des Fördervereins zur Rettung der Kirche Jesendorf. "Es ist abzuwarten, wie auf den halbstündlichen Glockenschlag reagiert wird."

Die Initiative für das Projekt stammt vom Kirchbauverein, sagt der zuständige evangelische Gemeindepastor Andreas Kunert (Warin). Die Kosten belaufen sich auf 13.000 Euro. Über die Sponsoring-Internetplattform eines Schweriner Energieversorgers (Crowdfunding) wurden über 5.300 Euro gesammelt. 4.000 Euro steuert die Stiftung kirchliches Bauen in Mecklenburg bei. Der Rest kommt von Kirchbauverein und Kirchengemeinde.

Uhrwerk in Jesendorf war irreparabel

Der Verein "1. Mecklenburger Uhrenclub" mit dem Schweriner Uhrmacher Hans-Joachim Dikow habe das Projekt auf der Crowdfunding-Plattform des Schweriner Energieversorgers Wemag in Gang gesetzt, sagt Fördervereinschef Maercker. Dikow hatte zusammen mit Herbert Weisrock zwischen November 2014 und Januar 2017 auf über 40 Touren fast 400 der rund 670 evangelischen Kirchen in Mecklenburg besucht, um die historischen Zeitmesser zu erfassen. Dabei waren sie auch in Jesendorf, wo sie nur noch ein irreparables Uhrwerk auf dem Zwischenboden des Kirchturms fanden.

Zeichen für Zeit und Ewigkeit

Für das Jesendorfer Uhrenprojekt habe es zwei Beweggründe gegeben, sagt Pastor Kunert. Zum einen sei eine mechanische Uhr nicht durch Blitzschlag gefährdet. Zum anderen sei die Uhr ein Zeichen für Zeit und Ewigkeit. Der halbstündige Uhrenschlag erinnere an dieses wichtige Thema.

Im Einzugsgebiet der Kommune Jesendorf mit ihren 486 Einwohnern leben etwa 170 evangelische Christen. Derzeit würden dort viele junge Familien bauen und hinziehen, sagt der Theologe. Der Friedhof von Jesendorf wird noch für Beerdigungen genutzt. In der gotischen Backsteinkirche wird alle drei Wochen Gottesdienst gefeiert. Außerdem wird die Kirche regelmäßig für Konzerte genutzt.

Ob die Kirchenbesucher zu den Veranstaltungen pünktlich ankommen, zeigt ihnen bald ein Blick zum Kirchturm. Eigentlich sollte das schon zu Pfingsten 2019 passieren. Doch da im Kirchturm ein Dohlenpaar brütete, mussten Einbau und Inbetriebnahme der neuen Uhr verschoben werden. Auf diese Weise können das jährliche Kirchenbaufest in Jesendorf, das Sommerfest der Kommune und die Inbetriebnahme der Uhr am Sonnabend gemeinsam gefeiert werden.

Quelle: epd