Die Backsteingotik ist das Zugpferd des Kulturtourismus im Norden Toskana des Nordens

Von Nicole Kiesewetter-Müllejans

Perlen der Backsteingotik: Die Westfassade des Klosters Chorin ragt imposant in den Himmel.

Foto: Ulrike Schuhose/Kloster Chorin

08.10.2017 · Greifswald. Seit 10 Jahren werden die Gebäude aus rotem Backstein entlang der Ostseeküste durch die „Europäische Route der Backsteingotik“ vereint – und als „Toskana des Nordens“ vermarktet. Mit Erfolg. Von neun Mitgliedsstädten stieg die Zahl auf 39. Kultur liegt im Trend.

Rot leuchten die Kirchtürme und Stadttore, die Bürgerhäuser und Klostermauern. Die Landschaften entlang der Ostsee sind geprägt von mittelalterlichen Backsteinbauten, ihrer einzigartigen Architektur und warmen Ausstrahlung. Um diesen Baustil in Europa zu erhalten und bekannter zu machen, hatte sich vor zehn Jahren der Verein „Europäische Route der Backsteingotik“ in Greifswald gegründet. Mit einem Festakt feierte der Verein in der vergangenen Woche sein Jubiläum.

In seinem Grußwort bezeichnete Greifswalds Oberbürgermeister Stefan Fassbinder die Backsteingotik als „ein Stück Identität der Ostseeregion“, sie seien „die norddeutsche Ausprägung des Mittelalters“ und verbänden Tradition und Moderne. Harry Linge von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, Mit-Initiator der Vereinsgründung vor zehn Jahren, erinnerte an die Anfänge des Vereins: „Wir wollten den Badetourismus entlang der Ostsee erweitern auf Bildungstourismus.“ Ein wenig, so war die Vorstellung, „wollten wir aus der Region eine Toskana des Nordens machen“.

Historisch gesehen hatte sich im Mittelalter in einer Region, in der kaum Naturstein vorkam, mit dem Backstein eine Bauweise entwickelt, die auf der wiederentdeckten Tradition der gebrannten Lehmquader fußte. In den mittel- und nordeuropäischen Küstenländern um die Ostsee erlebte der mittelalterliche Backsteinbau seine bedeutendste und flächendeckende Ausprägung. Diese zahlreichen Beispiele der Backsteingotik entlang der Küsten und bis weit ins Binnenland hinein zeugen noch heute von einer beeindruckenden Baukultur.

Inzwischen sind es 39 Mitgliedsstädte

Neun Städte zählten vor zehn Jahren zu den Gründungsmitgliedern des Vereins, heute sind es 39. Jüngste Mitglieder sind Jüterbog, Tangermünde und Chorin. Den Blick auf die Backsteingotik hatte die Stiftung Denkmalschutz in den 90er-Jahren mit ihrer zunächst auf Norddeutschland begrenzten Initiative „Wege zur Backsteingotik“ gelenkt. Darauf folgte das EU-Projekt „Europäische Route der Backsteingotik“ von 2002 bis 2007. Daran nahmen Städte rund um die ganze Ostsee bis ins Baltikum und Schweden teil. Im Anschluss an das EU-Projekt hatte sich 2007 der internationale Verein gegründet.

Dieser, mit Mitgliedern aus Dänemark, Deutschland und Polen, betreibt für alle Städte eine gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit und vertritt die Route auf touristischen und denkmalpflegerischen Messen und Veranstaltungen. Daneben gibt der Verein einen Reiseführer in Deutsch und Polnisch heraus und entwickelt weitere Angebote für kulturinteressierte Touristen, wie etwa Fahrradkarten für das Radeln entlang der Denkmäler.

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 40/2017