Sohn des früheren mecklenburgischen Landesbischofs tot Theologe Trutz Rendtorff gestorben

Trutz Rendtorff

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27.12.2016 · München/Schwerin. Der international renommierte evangelische Theologieprofessor Trutz Rendtorff ist tot. Er starb im Alter von 85 Jahren an Heiligabend nach längerer schwerer Krankheit in München, wie das Dekanat der evangelisch-theologischen Fakultät der Uni München am Dienstag mitteilte. Von 1968 bis 1999 lehrte der Sohn des früheren mecklenburgischen Landesbischofs Systematische Theologie in München und war eine wichtige Stimme der evangelischen Kirche.

Als führender Sozialethiker beschrieb Rendtorff ethische Grundpositionen der Kirche. Als Vorsitzender der Kammer für öffentliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) brachte er grundlegende Positionspapiere auf den Weg, wie zum Beispiel die Friedensdenkschrift (1981), die Demokratiedenkschrift (1985) und die Wirtschaftsdenkschrift (1991). In der EKD-Synode und der Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) setzte sich der liberale Theologe für ein offenes Christentum und einen Protestantismus als "Institution der Freiheit" ein. Die Theologie war für ihn ein "geistvoller Umgang mit dem Leben - theoretisch geschärft".  

Rendtorff wurde in eine Theologenfamilie hineingeboren. Sein Urgroßvater war Sekretär von Johann Hinrich Wichern, dem Begründer des evangelischen Sozialwesens in Deutschland. Sein Vater Heinrich Rendtorff (1888-1960) war Landesbischof von Mecklenburg und stand im Nationalsozialismus der oppositionellen Bekennenden Kirche nahe.

Weil Trutz Rendtorff überzeugt war, dass Glaube niemals Privatsache sein dürfe, trat er immer für die öffentliche Verantwortung der Kirche ein. Als erster protestantischer Theologe wurde er 1993 in den Senat der Max-Planck-Gesellschaft berufen.

In den ethischen Auseinandersetzungen um die beginnende Gentechnik sprach sich der Sozialethiker nicht für starre Abgrenzung, sondern für eine kritische Begleitung durch die Kirche aus. Das von ihm mitbegründete Institut Technik-Theologie-Naturwissenschaft an der Universität München ist seit Jahren dem Dialog zwischen Kirche und Wissenschaft verpflichtet.

Nach seiner Emeritierung meldete sich Rendtorff selten, aber immer pointiert, zu Wort. Im Ruhestand hatte er über Jahre hinweg seine kranke Frau gepflegt. Er plädierte im Gegensatz zur amtskirchlichen Position für eine Forschung an bereits existierenden embryonalen Stammzellen. Auch zu gesellschaftlichen Streitfragen hatte Rendtorff eine deutliche Position: Eine homosexuelle Partnerschaft sei unvereinbar mit dem Pfarrerberuf, erklärte er vor einigen Jahren.

Quelle: epd