"Dialog Kirche und Bühne" Bibel trifft Shakespeare: Theaterpredigt von Landesbischof Ulrich zu "Othello"

Das Drama "Othello" zeige „eine reiche Elite, die Not und Elend nach draußen delegieren will, die sich nicht für die Menschen interessiert, sondern nur für sich selbst“, mahnte Landesbischof Ulrich in seiner Theatepredigt

Foto: Nordkirche/A. Lindenbeck

20.06.2016 · Schwerin. Ein "düsteres Gottesbild" hat Nordkirchen-Landessbischof Gerhard Ulrich dem Shakespeare-Drama "Othello" bescheinigt. Es sei jedoch "nur ein Abgott, ein Götze, der Qual und Zerstörung, Tod und Untergang liebt", sagte er am Sonntagabend in seiner Theaterpredigt im Innenhof des Schweriner Doms zum Abschluss der Reihe "Dialog Kirche und Bühne". Der Gott der Bibel sei dagegen ein anderer und setze auf die Liebe.

"Diese Liebe sieht in jedem Menschen das Antlitz Gottes selbst, in jedem Notleidenden den gekreuzigten Herrn", sagte Ulrich weiter. Sie helfe auch, trennende Zäune und Grenzen zwischen Kulturen zu überwinden. Es gelte, auf diese Liebe zu setzen, die "keinen Unterschied macht, die heilt, wenn es not ist".

Othello sei ein "Drama von Intrige, Lüge, Mord und Rassismus", so der Landesbischof. Zugleich zeige es "eine reiche Elite, die Not und Elend nach draußen delegieren will, die sich nicht für die Menschen interessiert, sondern nur für sich selbst". Das aber sei "die Banalität der Gleichgültigkeit".  

Die befreiende Botschaft Jesu erlöse jedoch von destruktiven Kräften, sagte Ulrich. Sie sei eine endgültige Absage an die Götzen der Rache und ihre Helfershelfer. Jesus habe "angefangen, aufzuhören", indem er aufhörte, die Gewaltspirale weiterzudrehen.

Auch heute dürfe man nicht schweigen zu der Verfolgung und Bombardierung von Christen und vieler anderer Menschen, die um ihres Glaubens willen verfolgt werden, bekräftigte der Landesbischof. Niemand solle sich beschwichtigen lassen angesichts von Not und Armut weltweit und hierzulande. Ulrich: "Dann lassen wir uns nicht beruhigen angesichts erschreckender Ereignisse vor Flüchtlingsunterkünften, angesichts von Hass, der Häuser in Flammen setzt."

Neue Zugänge eröffnet

Der Abend im Innenhof des Schweriner Doms bildete für die Spielzeit 2015/16 den Abschluss der Reihe "Dialog Kirche und Bühne". Dieses Gemeinschaftsprojekt des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin und der evangelischen und katholischen Kirche war im Februar 2015 gestartet worden. Neben Landesbischof Ulrich haben auch der katholische Erzbischof em. Werner Thissen und Schwester Cornelia Bührle RSCJ, frühere Leiterin des Erzbischöflichen Amtes Schwerin, Theaterpredigten gehalten.

Aufgabe der Theaterpredigten war, theologische Kommentare zu einer aktuellen Bühneninszenierung zu halten. Damit sollten neue Zugänge sowohl zu Bibel und Glauben als auch zu Kunst und Theater eröffnet werden.

Ulrich hatte zunächst Germanistik, Theaterwissenschaften und Schauspielkunst studiert, bevor er 1974 zum Studium der Evangelischen Theologie wechselte. 2013 wurde er von der Landessynode der Nordkirche zum Landesbischof gewählt. Seine Predigtstätten sind die Dome in Schwerin und Lübeck. Ulrich ist zugleich Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD).

Quelle: epd


Info

Weitere Vorstellungen des Schauspiels „Othello“ im Innenhof des Schweriner Doms sind am Mittwoch, 22. Juni (21 Uhr) und am Samstag, 25. Juni, Sonntag, 26. Juni, Samstag, 2. Juli und Sonntag, 3. Juli (jeweils 20 Uhr).