Landessynode der Nordkirche beendet Präses Tietze: "Landessynode zeigt mutig und klar Profil“

27.09.2015 · Travemünde.

Die Nordkirche will bis 2050 CO2-neutral sein. Ein entsprechendes Klimaschutzgesetz wurde von der Landessynode der Nordkirche am Sonnabend in Lübeck-Travemünde beschlossen. Nach den Worten von Synodenpräses Andreas Tietze ist die Nordkirche damit die erste Landeskirche der EKD, die sich "ein verbindliches klimapolitisches Ziel" gesetzt hat. Mindestens 0,8 Prozent der jährlichen Kirchensteuermittel sollen dafür verwendet werden. Gemessen am aktuellen Haushalt wären dies jährlich mindestens 2,7 Millionen Euro.

Zur aktuellen Flüchtlingssituation verabschiedeten die 156 Synodalen aus Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern nach dreitägiger Debatte eine Erklärung, die von der Kirchenleitung vorgelegt worden war. "Mit Freude und Dankbarkeit" nehme die Synode zur Kenntnis, "in welchem beispiellosen Ausmaß Flüchtlingen in unserer Gesellschaft Hilfe zuteil wird", heißt es darin.

Die Unterstützung für Flüchtlinge dürfe sich "nicht auf Nothilfe beschränken". Vielmehr müsse auch nach den Ursachen für Flucht und Vertreibung gefragt werden. "Unsere Lebensweise ist mitverantwortlich für die vielerlei Krisen auf der anderen Seite des Globus", sagte Landesbischof Gerhard Ulrich. "Wir haben nicht die Freiheit, den Flüchtlingen das Teilen unseres Reichtums zu verweigern." Leidenschaftlich plädierte er für die Einlösung der Menschenrechte gemäß der Genfer Flüchtlinskonvention: "Wir brauchen ein Zuwanderungs- und Einwanderungsrecht", sagte er.

Eckpunkte zur Zukunft der Ortsgemeinden

Zum Themenschwerpunkt "Zukunft der Ortsgemeinde" verabschiedete die Synode ein "Eckpunkte-Papier". Darin werden insbesondere Gemeinden im ländlichen Raum dazu ermutigt, neue Formen kirchlichen Lebens und missionarischen Handels auszuprobieren und zu gestalten. Auch unkonventionelle Möglichkeiten sollen "probeweise durchgeführt werden können, für die gegebenenfalls der rechtliche Rahmen noch geschaffen werden muss", heißt es darin.

Ortsgemeinden auf dem Land gehörten manchmal zu den "letzten zivilgesellschaftlichen Akteuren", sagte der Schweriner Bischof Dr. Andreas von Maltzahn beim Sprengelbericht, den er zusammen mit Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit am Donnerstag hielt. Auch in einer sich rasant wandelnden Welt hätten sie die Kraft, Menschen im Nahbereich zu beheimaten.

Der Präses der Landessynode, Dr. Andreas Tietze, dankte den Synodalen für eine konzentrierte Auseinandersetzung mit den Zukunftsthemen: „Die drei großen Themen dieser Synodentagung – Situation der Flüchtlinge, Klimaschutz, Zukunft der Ortsgemeinde – wurden von den Synodalen in einem lebhaften und offen geführten Austausch diskutiert. Sie hat sich dazu entschieden, mutig und klar Profil zu zeigen.“ Und: „Die Landessynode hat mit Haltung, Klugheit und Tiefe klar gemacht: Helft den Flüchtlingen. Steht auf der Seite der Schwachen! Die Nordkirche bezieht klar Position gegen Rassismus, Fremdenhass und Menschenfeindlichkeit. Gerade im Engagement und in den Aktivitäten der Ortsgemeinden wird deutlich, dass wir als Kirche in dieser Situation vor Ort und mittendrin sind.“

Rechtliche Grundlagen angepasst

Ebenfalls verabschiedet wurden das Rechnungsprüfungsgesetz, das Kirchengesetz zur Ergänzung des Kirchenbeamtengesetzes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und zur Änderung des Kirchenbesoldungsgesetzes sowie das Kirchengerichtsgesetz mit allgemeinen Vorschriften, das Kirchengesetz über ein kirchliches Verfassungs- und Verwaltungsgericht, das Disziplinargesetzergänzungsgesetz sowie das Kirchengesetz über das Kirchengericht für mitarbeitervertretungsrechtliche Streitigkeiten. Diese Gesetze gehören zu den rechtlichen Grundlagen, die im Rahmen der Fusion der früheren evangelischen Landeskirchen Mecklenburgs, Nordelbiens und Pommerns zur Nordkirche im Jahr 2012 vereinheitlicht wurden. Beschlossen wurde auch die Errichtung der Schulkooperativen Arbeit als Werk in der Landeskirche.

Mit einem Ausblick auf das Reformationsjubiläum 2017 endete die Synodentagung am Samstag. „Das Reformationsjubiläum ist eine riesige missionarische Herausforderung und Chance“, sagte Dr. Daniel Mourkojannis, Leiter der Arbeitsstelle Reformationsjubiläum in der Nordkirche, in seinem Vortrag. „Von Gott neu reden, vom Glauben neu erzählen, Christus neu entdecken, die eigene Herkunftsgeschichte neu erfahren - darin sehe ich die großen Chancen des Jubiläums.“

Quelle: epd/Nordkirche