Biologe Succow auf der Tagung "Greifswalder Agrarinitiative": "Gesunder Boden, gesunde Nahrung, gesunde Menschen - das ist die Zukunft"

19.03.2019 · Greifswald.

Der Träger des Alternativen Nobelpreises, der Biologe Michael Succow, hat die Rahmenbedingungen kritisiert, unter denen Landwirte häufig Landwirtschaft betreiben müssen. "Unsere Aufgabe ist es, zu helfen, diese Rahmenbedingungen zu ändern", sagte der 77-Jährige auf der Abschlusskonferenz der Tagung "Greifswalder Agrarinitiative - Land-Eigentümer und Land-Wirte im Dialog". Er rief beide Seiten dazu auf, eine "Allianz der Vernünftigen" zu bilden.

"Gesunder Boden, gesunde Nahrung, gesunde Menschen - das ist die Zukunft", so Succow. Er ist Vorsitzender der gleichnamigen Stiftung, die sich zum Ziel gesetzt hat, Nationalparke und Biosphärenreservate zu fördern. "Mein Sehnsuchtsort ist eine intakte Kulturlandschaft, die sich durch Nützlichkeit, Vielfalt und Schönheit auszeichnet", so der Moor-Ökologe.

Die Tagung in Greifswald thematisiert noch bis Mittwoch, wie Landnutzer und Landeigentümer gemeinsam Verantwortung für den Schutz von regionaler Natur und Biodiversität übernehmen können. Seit 2015 hat die Deutsche Bundesstiftung Umwelt das Modellprojekt "Greifswalder Agrarinitiative" rund um das "öffentliche Land" im Eigentum von gemeinwohlorientierten Institutionen gefördert. Die Stadt und Universität Greifswald, die Peter-Warschow-Stiftung und die evangelische Nordkirche haben mit ihren Pächtern seitdem neue Wege der Verständigung für mehr Naturschutz ausprobiert.

Bischof Abromeit: "Wir suchen die verantwortbare Balance"

Der Greifswalder Bischof Hans-Jürgen Abromeit verwies in seinem Grußwort auf die günstigen regionalen Bedingungen für Ackerbau. "Hier wächst, was auf dem Weltmarkt gehandelt wird. Was im Dorf Kemnitz wächst, kommt in Kairo auf den Tisch." Zugleich verwies Abromeit auf den Konflikt, in dem die Kirche als einer der größten Landeigentümer steckt.

"Einerseits sind wir auf Einnahmen aus Verpachtungen angewiesen", so der Bischof. So manches Pfarrhaus wäre mittlerweile verwaist und so manche Kirche hätte nicht saniert werden können ohne die Einnahmen. Zugleich erwachse aus dem Landbesitz eine besondere Verantwortung. "Wir suchen die verantwortbare Balance zwischen dem Schutz der Natur und der Agrarlandschaft."

Steffen Pingen vom Deutschen Bauernverband betonte, die Vertragsautonomie sei ein "sehr hohes Gut". Landeigentümer könnten in einem Vertrag nicht einseitig die Bedingungen ändern. "Darüber muss geredet und ein Konsens gefunden werden." Bereits bestehender "Grundkonsens" zwischen allen Beteiligten sei seiner Einschätzung nach jedoch, dass die biologische Vielfalt weiter entwickelt werden muss.

Stadt, Universität und Kirche als Grundstückseigentümer hatten sich zum Abschluss des Projekts mit ihren Pächtern auf eine Kooperationsvereinbarung einigen können. Diese legt gemeinsame Ziele "zur Förderung einer nachhaltigeren Landwirtschaft in der Agrarlandschaft um Greifswald" fest.

Quelle: epd