Landesbischöfin: "Zeit des Wandels und großer Herausforderungen" Statistik für 2018: Mitgliederzahl der Nordkirche sinkt unter zwei Millionen

19.07.2019 · Schwerin. Fast zwei Millionen evangelischen Christen leben in Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg und Schleswig-Holstein. Nach den alljährlich im Sommer vorliegenden statistischen Daten zählte die Nordkirche zum 31. Dezember 2018 1.989.330 Mitglieder. 2017 waren es 2.027.751. Die Mitgliederzahl sank um 1,89 Prozent (38.421) gegenüber dem Vorjahr. Damit hat sich ein bereits länger anhaltender Trend fortgesetzt. 

„Wir leben in einer Zeit des Wandels und großer Herausforderungen. Vielfältige Veränderungen ergreifen auch uns als Kirche. Das nehmen wir sehr ernst, auf allen Ebenen unserer kirchlichen Arbeit“, erklärt Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt. „Zugleich sind wir als rund zwei Millionen evangelische Christinnen und Christen ein Hoffnungszeichen für alle Menschen, unabhängig davon, welcher Religion und Weltanschauung sie angehören: Denn bestimmt vom Evangelium stehen wir für Nächstenliebe und Barmherzigkeit. Und auch künftig wollen wir Gottes lebendige Hoffnung in dieser Welt sein. Ich bin von Herzen dankbar für jede und jeden Einzelnen, die dabei zu uns gehören und an unserer Seite sind – als Gemeindeglieder, als ehren- und hauptamtlich Mitarbeitende, als Kirchensteuerzahlende und Spender, als uns auf Zeit Verbundene, als Partner im ökumenischen und interreligiösen Gespräch, als Akteure in der Zivilgesellschaft.“

Erneut beeinflussten 2018 besonders demographische Entwicklungen, aber auch Kirchenaustritte die Mitgliederzahl. Nachdem die Zahl der Kirchenaustritte 2014 parallel zum bundesweit veränderten Einzugsverfahren der Kirchensteuer auf Kapitalerträge überdurchschnittlich angestiegen war, sank sie in den Folgejahren erheblich. 2017 stieg sie wieder leicht an (auf 25.695). Im Jahr 2018 sind 27.834 Menschen aus der Nordkirche ausgetreten. Wurden 2017 in der Nordkirche 16.500 Kinder, Jugendliche und Erwachsene getauft, waren es im Jahr 2018 noch 15.185. Nach leichtem Anstieg 2016 auf 17.331 sank damit die Zahl der Taufen wieder.

"Intensiver über die Relevanz des Glaubens sprechen“

„Wofür der christliche Glaube steht, ist für viele Menschen nicht mehr verständlich“, so Landesbischöfin Kühnbaum-Schmidt. „Unsere Aufgabe ist es deshalb, intensiver das Gespräch darüber zu suchen, was ein Leben aus dem Glauben heraus attraktiv macht und welche Relevanz der Glaube für unseren Alltag, für unser Zusammenleben und für unsere Zukunft hat. Menschen sollten deshalb bei uns einfacher, schneller und direkter Zugang finden können zu Begleitung, Gemeinschaft und Gottes reichem Segen. Dazu nutzen wir verstärkt neue und kreative Möglichkeiten der Kommunikation, auch in digitalen Formaten.“

Die Landesbischöfin erinnerte im 30. Jahr nach der Friedlichen Revolution auch an den Einsatz von Christinnen und Christen in der damaligen DDR, insbesondere an deren Engagement für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung: „Als Minderheit und unter schwierigen Bedingungen haben sie aus ihrem Auftrag und ihrer Hoffnung heraus in Wort und Tat Zeichen gesetzt, die bis heute nachwirken. Dabei zeigte sich auch: Die Bedeutung der Kirche bemisst sich daran, ob und wie sie Menschen Raum bietet, die Relevanz des christlichen Glaubens für ihr persönliches Leben zu erfahren und Verantwortung für den Nächsten und in der Welt zu übernehmen. Das gilt auch heute und in Zukunft – es stärkt und ermutigt uns als Nordkirche.“

Über 80.000 Ehrenamtliche

Gezeigt hat sich das auch im vergangenen Jahr an der mit 81.440 nach wie vor hohen Zahl ehrenamtlich Mitarbeitender in der Nordkirche. Trotz kleinerer jährlicher Schwankungen sind damit seit mittlerweile zwölf Jahren konstant über 80.000 Ehrenamtliche im Bereich der heutigen Nordkirche im Einsatz. Im Jahr 2000 waren es 70.667.

2018 wurden 2.981 Menschen in die Nordkirche aufgenommen (2017: 3.388), was zu etwa 80 Prozent auf Wiedereintritte zurückzuführen ist. Ein Wiedereintritt ist in jeder Kirchengemeinde möglich. 2018 wurden in der Nordkirche 15.655 Jugendliche konfirmiert (2017: 16.431). Die Zahl der evangelischen Trauungen lag 2018 mit 3.751 leicht unter der von 2017 (3.823). 2018 wurden mit 919 mehr Gottesdienste anlässlich einer Eheschließung gefeiert als 2017 (767). Bei diesen gehört nur eine Partnerin oder ein Partner der evangelischen Landeskirche an. Die Zahl der kirchlichen Bestattungen stieg 2018 auf 22.061 (2017: 21.598).

Die Nordkirche gehört zu den sechs größten Landeskirchen innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Sie ist flächenmäßig die zweitgrößte Landeskirche, ihr Gebiet reicht von der dänischen bis zur polnischen Grenze. Zu ihr gehören rund 1.000 Kirchengemeinden mit fast 1.900 Kirchen und Kapellen.

Quelle: Nordkirche/epd