"Suchet der Stadt Bestes und betet für sie" Stadtmission Rostock feiert in diesem Jahr 111-jähriges Bestehen

Von Marion Wulf-Nixdorf

Farbenfrohe große Bilder von Kirchen aus Rostock und dem Umland, wo die Stadtmission tätig ist, schmückten den Altarraum der Nikolaikirche während des Festgottesdienstes, in dem Kinder aus den KiTas die verschiedenen Arbeitsbereiche vorstellten. Rechts ressortleiterin Erdmuthe Grosser-Bald.

Foto: Marion Wulf-Nixdorf

31.05.2015 · Rostock. Die Stadtmission in Rostock wurde im Mai vor 111 Jahren als Stadtverein für Innere Mission gegründet, um der zunehmenden Verelendung entgegenzutreten. Schon im Herbst hatte der Verein 185 Mitglieder. Seither geht es um Hilfe, Betreuung und Begleitung von Menschen am Rand der Gesellschaft unter dem Wort des biblischen Propheten Jeremia: „Suchet der Stadt Bestes und betet für sie“. Ein neues Arbeitsgebiet ist die Flüchtlingshilfe. Mitte Mai wurde das 111-jährige Bestehen gefeiert.

Mit Schürze, Kochmütze und -löffel, mit Handwerkszeug, verschiedenen Papp-Autos, mit Puppenwagen und anderen Utensilien kamen kleine Mädchen und Jungen auf die Bühne. Manche keck, andere verunsichert in die volle Nikolaikirche guckend, viele mal schnell zu den Eltern hin winkend. Rund 30 Kinder aus den Kindertagesstätten in Trägerschaft der Stadtmission stellten die vielen Berufe dar, die es in den verschiedenen Arbeitsbereichen bei der Diakonie Stadtmission Rostock heute gibt.

Erdmuthe Grosser-Bald, Ressortleiterin für Kindertageseinrichtungen, moderierte liebevoll, flüsterte den Schüchternen ein mutmachendes Wort zu. So kann man Arbeit erklären – ein wirklich gelungener Auftritt, dem die rund 350 Besucher des Festgottesdienstes, darunter viele Mitarbeitende, aufmerksam lauschten.

Rund 1200 Kinder besuchen die Kitas der Stadtmission, auch eine Grundschule mit Hort in Kavelstorf gehört dazu, eine Tagesgruppe und eine Wohngruppe für Kinder und Jugendliche mit intensiver Familienhilfe, der Ambulante Hospizdienst OSKAR, weiter drei Beratungsstellen, davon eine in Bad Doberan. Die Stadtmission mit ihren rund 500 Mitarbeitern ist in der Altenpflege aktiv, bietet soziale Integrationshilfen wie ambulant betreutes Wohnen an, betreibt Beratungs- und Begegnungsstätten, Übernachtungsunterkünfte sowie zwei Sozialkaufhäuser und vieles mehr.

Diese Arbeit würdigte auch Bischof im Sprengel Andreas v. Maltzahn in seiner Festpredigt. Verantwortung wahrnehmen, tun, was dem Leben dient, Leben stiften – auch unter unwirtlichen Bedingungen – das sei in Gottes Sinn. Der Stadt Bestes zu suchen heiße aber, so Bischof v. Maltzahn, auch einzustehen für die, „die wichtige Arbeit leisten. Auch Menschen, die tätig sind in Hauswirtschaft, Pflege oder Erziehung, müssen von ihrer Arbeit gut leben können. Auch das kommt der Stadt zugute. Darum kann es nicht im Sinne der Stadt sein, bei Entgeltverhandlung sich am Niveau der Träger zu orientieren, die ihre Angestellten weit unter Tarif bezahlen“, betonte Bischof v. Maltzahn in seiner Predigt und erntete damit Beifall.

Aktiv in der Flüchtlingshilfe

Seit März 2015 ist die Stadtmission in der Flüchtlingshilfe aktiv, sagt Pressesprecher Rolf Gauck auf Anfrage. Immer mehr Menschen, die angesichts internationaler Menschenrechtskonflikte und Krisen gezwungen sind, ihre Herkunftsländer zu verlassen, suchen auch in Rostock Sicherheit, Schutz und eine Lebensgrundlage. „Neben der aufsuchenden Betreuung für Flüchtlinge, die bereits einen Aufenthaltstitel haben und in der wir Familien und Einzelpersonen betreuen – bisher 30 Flüchtlinge – die häufig multiple Schwierigkeiten zu bewältigen haben, ist eines der wichtigsten Anliegen, Begegnungen zu schaffen, Sprache zu vermitteln und Ängste auf beiden Seiten zu nehmen“, sagt Gauck.

Verschiedene Ansätze werden in dem für die Stadtmission neuen Aufgabengebiet kombiniert. Neben den fachlichen Hilfen sind es u.a. Gespräche über ihre Schicksale, um Verständnis füreinander zu schaffen. „Wir helfen Netzwerke für praktische Hilfe aufzubauen: z.B. dass wir Fahrräder bereitstellen können um Wege zu verkürzen, dass wir Waschmaschinen, Kühlschränke oder Fernseher abgeben, um das Nötige abzusichern, dass wir selbst Sprachlerngruppen organisieren, da alle offiziellen Sprachkurse voll sind, jedoch Sprache der Grundstein für die Integration ist.“

Eine besondere Erwähnung hat der „Mitarbeiter-Chor“ unter der Leitung von Hausmeister Gerd Köpke verdient. Was die rund 30 Frauen und Männer nach nur vier Proben im Festgottesdienst hören ließen, ist zu schade für einen einmaligen Auftritt. Weitermachen! 111 Luftballons, die im Kindergottesdienst vorbereitet worden waren, ließen die Gottesdienstbesucher in die Luft steigen, bevor Kinder aus der Kavelstorfer Grundschule zu einer Zirkusvorführung einluden und es Zeit für Kaffee und Kuchen und Gespräche gab.

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 22/2015


Die Diakonie Stadtmission in Rostock feiert ihr 111-jähriges Bestehen das ganze Jahr mit verschiedenen Veranstaltungen. Im Februar hatte es bereits ein Benefizkonzert mit Musik aus Israel, gesungen vom Choralchor der Johanniskantorei Rostock, zugunsten der Spendenaktion der Stadtmission „Gaben der Hoffnung“ gegeben. Die Stadtmission bittet weiter um Spenden für den Hilfsfonds. Damit wird Kindern, Familien und ausgegrenzten Menschen in besonderen Notsituationen geholfen oder es werden Projekte unterstützt, die ohne Spenden nicht umsetzbar sind. Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft, IBAN DE67 1002 0500 00388 0600; Zweck: Gaben der Hoffnung.

Am Freitag, 10. Juli, feiern Mitarbeitende, Ehrenamtliche und ehemalige Mitarbeiter der Stadtmission ihr Sommerfest im Zirkuszelt am Stadthafen.

Am 24. September findet ein Sozialpolitischer Fachtag zu den Auswirkungen von Arbeitslosigkeit und Armut auf Familien und Kindern statt.

www.rostocker-stadtmission.de