Kirchengemeinden laden ohne Laternenumzüge zu Andachten und Aktionen ein St. Martin ist Botschafter des Teilens

Normalerweise ziehen am Martinstag große Laternenumzüge durch die Straßen, oft lodern Lagerfeuer und Martinshörnchen werden miteinander geteilt, durch die Corona-Pandemie finden diese Veranstaltungen nicht statt, doch das Martinsfest und die Botschaft des selbstlosen Teilens haben Bestand.

Foto: epd

Normalerweise ziehen am Martinstag große Laternenumzüge durch die Straßen, oft lodern Lagerfeuer und Martinshörnchen werden miteinander geteilt, durch die Corona-Pandemie finden diese Veranstaltungen nicht statt, doch das Martinsfest und die Botschaft des selbstlosen Teilens haben Bestand.

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Normalerweise ziehen am Martinstag große Laternenumzüge durch die Straßen, oft lodern Lagerfeuer und Martinshörnchen werden miteinander geteilt, durch die Corona-Pandemie finden diese Veranstaltungen nicht statt, doch das Martinsfest und die Botschaft des selbstlosen Teilens haben Bestand.

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02.11.2020 · Rostock/Stralsund.

Laternenumzüge, geteilte Martinshörnchen und Lagerfeuer gehören zum festen Brauchtum am Martinstag am und um den 11. November. Doch in diesem Jahr ist aufgrund der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Schutzmaßnahmen alles anders. Öffentliche Umzüge und das Teilen von Essen können nicht stattfinden, damit die Pandemie gebremst und die Gesundheit von Menschen nicht gefährdet wird. Dennoch findet der Martinstag im Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreis Mecklenburg und im Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis statt, wenn auch auf andere Weise, denn viele der 380 Kirchengemeinden in Mecklenburg-Vorpommern haben sich gemeinsam mit Kindertagesstätten und Schulen eine Menge einfallen lassen.
Es wird dabei natürlich auf die Einhaltung der Hygienemaßnahmen und des Tragens eines Mund-Nase-Schutzes hingewiesen.

Fenster-Laternen, Päckchen-Aktion und St. Martins-Flashmob

Da wird neben Gottesdiensten und Martins-Andachten mit bewährtem Hygienekonzept und eingespielter Abstandsregelung beispielsweise zum „St. Martins-Flashmob“ eingeladen. Dabei sind Familien aufgerufen, ohne Kontakt zu mehr als den zulässigen Haushalten, als Zeichen der Verbundenheit Laterne zu gehen, auf diese Weise ein Licht in die Welt zu tragen und es anschließend ins Fenster zu stellen. Woanders wird statt zum Teilen von Hörnchen, zur Aktion „Teilen einmal anders“ aufgerufen. Konkret packen Mädchen und Jungen Weihnachtspäckchen für Obdachlose oder für Kinder in Gemeinschaftsunterkünften. Im Internet wird sogar ein vorab aufgezeichneter Martinstag von Christenlehre-Kindern weltweit abrufbar sein. Woanders teilen Konfirmanden nach St. Martins Vorbild ihre Kleidung mit Bedürftigen. Darüber hinaus kann beim Spaziergang mit der eigenen Familie auf die Suche nach gemalten Martins-Zeichnungen in den Fenstern der Stadt gegangen werden. Und wenn viele Familien ein Licht in die Fenster der Dörfer und Städte stellen, werden diese strahlen und die Menschen können sich trotz des Abstands miteinander verbunden fühlen.

Martin teilte seinen Mantel

Die Beispiele zeigen, wie beliebt Martin von Tours (316/317 – 397) nicht nur als Heiliger in der katholischen Kirche, sondern ebenso in der evangelischen Kirche und darüber hinaus ist. Gerade in der aktuellen Situation gewinnt das Teilen eine ganz konkrete Bedeutung. Martin von Tours war römischer Offizier und nach seiner militärischen Dienstzeit Bischof von Tours. Aufgrund seiner zahlreichen guten Taten wurde er heiliggesprochen. Berühmt ist der Heilige Martin vor allem für die Teilung seines Mantels mit einem Bettler. Es wird erzählt, dass Martin, als er in Amiens als Soldat stationiert war, im Winter des Jahres 334 vor den Toren der Stadt einem frierenden, nur spärlich bekleideten Mann begegnete. Martin zerteilte seinen Offiziersmantel mit dem Schwert, gab die Hälfte dem Frierenden und erwies ihm so sein Mitgefühl. In der darauffolgenden Nacht träumte Martin von einer Begegnung mit Jesus, der wie der Bettler den halben Mantel trug.

St. Martins Vorbild wirkt bis heute

Das Traumerlebnis symbolisiert ein biblisches Wort Jesu aus dem Matthäus-Evangelium: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt. 25,40). Vor allem aufgrund der Geschichte des geteilten Mantels gilt Sankt Martin bis heute als Botschafter christlicher Nächstenliebe. Der 11. November ist Martins Gedenktag, da der Heilige an diesem Tag im Jahr 397 beigesetzt wurde. Im Zusammenhang mit Martins Barmherzigkeit mit dem Bettler am Stadttor steht auch das vielseitige Brauchtum, das am Martinstag gepflegt wird.
Übrigens, Martin Luther wurde einen Tag nach seiner Geburt  am 10. November 1483 auf den Namen des Tagesheiligen Martin von Tours getauft.

Einige beispielhaft ausgewählte Martinsfest-Aktionen in MV
(vorbehaltlich der kurzfristigen Änderung der Situation):


Evangelisch-Lutherischer Kirchenkreis Mecklenburg

Landkreis Ludwigslust-Parchim

Uelitz bei Schwerin

Die Kirchengemeinde Uelitz bei Schwerin hat ihr traditionelles Lichterfest zum Martinstag abgesagt, ruft aber stattdessen am 11. November zu einer „Gemeinsam für sich“-Aktion auf. Unter dem Titel „St. Martins-Flashmob“ wird darum gebeten, als Zeichen der Verbundenheit mit den Familien zwischen 17 und 19 Uhr Laterne zu gehen, ein Licht in die Welt zu tragen und es anschließend in die Fenster zu stellen. „Wenn wir das alle machen, bringen wir unsere Dörfer zum Strahlen!“, so Pastorin Kristin Gatscha.

Ludwigslust

„Wir bitten Familien in Ludwigslust, sich den Abend des 11. Novembers freizuhalten und in der Familie einen Abendspaziergang mit Laternen und/oder Fackeln durch Ludwigslust zu unternehmen“, sagt Sara Pagel von der Kirchengemeinde und ergänzt: „Sich Zeit für einander nehmen und die bunten Lichter in der Dunkelheit genießen… Dann gerne einen Abstecher zur Stadtkirche machen, denn sie wird an diesem Abend von 17 bis 18 Uhr in besonderer Weise als offene Kirche dienen… Geschmückt mit Lichtern, beschallt mit dezenter Musik und bestückt mit der Geschichte des Heiligen Martin wird sie zum Schauen, Hören und Innehalten anregen… Herzliche Einladung zu unserer diesjährigen anderen Form des Sankt Martin-Fests!“

Parchim

Unter dem Titel „Martinsumzug andersrum“ wird in Parchim am 11. November eingeladen. Um 17 Uhr sind alle Interessierten gebeten, eine Laterne ins Fenster zu stellen. Das Licht strahlt Wärme in die kalte Nacht. „Bei einem Spaziergang in der Nachbarschaft wird dann sichtbar, dass wir auch in dieser Zeit miteinander verbunden sind, Licht und Wärme teilen und füreinander da sind - so wie Martin“, sagt Gemeindepädagoge Robert Stenzel. Veranstalter sind die Kirchengemeinden Parchim St. Marien und Damm, St. Georgen, die katholische Kita „St. Josef“, die evangelische Kita „Arche Noah“ sowie die Evangelische Grundschule „Paulo Freire“ Parchim.


Hansestadt Rostock/Landkreis Rostock

Rostock- Lichtenhagen Dorf und Lütten Klein

Da ein Teilen von Martinshörnchen in diesem Jahr nicht möglich ist, haben sich die Kirchengemeinden Lichtenhagen Dorf und Lütten Klein sowie die Grundschule Lichtenhagen Dorf etwas anderes überlegt. „Wir eröffnen die Aktion ‚Teilen einmal anders‘ und laden dazu ein, Weihnachtspäckchen zu packen“, sagt Pastorin Anke Kieseler und zwar für Kinder in der Gemeinschaftsunterkunft in Bad Doberan und für Obdachlose in Rostock. Die Konfirmanden werden zudem Päckchen für die Seeleute packen, die Weihnachten im Rostocker Hafen verbringen.
Rostock Kröpeliner-Tor-Vorstadt

Auf ihre Youtube-Seite www.youtube.com/channel/UClMnp6z86KcItlNU0kBvHSA stellt die Rostocker Heiligen-Geist-Kirchengemeinde am 11. November den St. Martinstag mit Anspiel, Geschichte und Liedern. „Mit unseren Christenlehrekindern der ersten bis sechsten Klasse zeichnen wir das vorher auf“, sagt Christiane Rothe aus dem Gemeindebüro.

Rostock-Innenstadt

In der gesamten Hansestadt sind die Kinder aufgerufen, Martinstagsmotive im A 4-Format in die Fenster zu kleben. Schulen, Kindergärten und Kirchengemeinden bekommen zusätzlich A3-Vorlagen, um die ganze Geschichte auszuhängen. In der Zeit vom 8. bis 14. November sind Familien gebeten, eigenständig Laterne zu laufen und zu schauen, wo sie überall Martinstagszeichen entdecken können. Für die ganze Aktion werden in Rostock Stadt etwa 7.000 Bögen an Kinder verteilt. „Mal schauen, wie viele davon in den Fenstern zu sehen sind“, blickt Christine Beckmann, Referentin im Evangelischen Kinder- und Jugendwerk Mecklenburg, voraus.

Landkreis Mecklenburgische Seenplatte

Mölln und Möllenhagen bei Neubrandenburg

In der Kindertagesstätte in Mölln bei Neubrandenburg wird eine Martinsandacht am 11. November gefeiert. In der Schule in Mölln gibt es ein Martinsspiel am 30. November für Schüler und Lehrer. In Möllenhagen wird am 11. November eine Andacht mit Martinsspiel von der Kirchengemeinde Penzlin-Mölln organisiert.

Waren (Müritz)

In der Evangelischen Archeschule in Waren (Müritz) findet am 11. November von 14.30 bis ungefähr 16.30 Uhr eine Martinsandacht mit Martinsspiel der Christenlehregruppe der ersten und zweiten Klasse und der Flötengruppe St. Georgen statt.

Hohen Wangelin

Zur Andacht wird am Martinstag um 17 Uhr in die Kirche eingeladen. Zudem basteln die Jüngsten in der Kita bunte Laternen, teilten die Kirchengemeinden Jabel und Kirch Grubenhagen mit.

Landeshauptstadt Schwerin

In Schwerin wird am 11. November um 17 Uhr zu Martins-Andachten in den Dom, in die Paulskirche, in die St. Andreas Kirche (Großer Dreesch) und in die St. Martin Kirche (Lankow) eingeladen. Der St. Martins-Film und Gebete für Zuhause sowie Informationen zu den Spendenprojekten Albanien-Hilfe und Suppenküchen-Hilfe der Caritas in der Ukraine sind im Internet unter www.pfarrei-sankt-anna.de/sanktmartin zu finden.



Pommerscher Evangelischer Kirchenkreis

Landkreis Mecklenburgische Seenplatte

Demmin

Die Kinder der Kindergärten in Demmin bekommen von der katholischen und der evangelischen Kirchengemeinde die Geschichte von St. Martin mit einer Laterne zum Selbstbasteln geschenkt. Am 11. November können die Kinder dann mit Ihren Eltern  eigen verantwortet durch Demmin wandern. „Ab 17 Uhr ist es dunkel und wir hoffen, dass wir bei einem Sparziergang durch Demmin viele kleine Lichter entdecken“, sagt Pastor Martin Wiesenberg von der Evangelischen Kirchengemeinde Sankt Bartholomaei Demmin. „Wir teilen somit das Licht in einer dunklen Jahreszeit. Und wir teilen die Hoffnung, dass es auch Licht in uns und in dieser Welt wird, weil Jesus gesagt hat: ‚Ich bin das Licht der Welt‘ (Johannes 8,12). Das wollen wir miteinander auch am 11. November in der ganzen Stadt sein, denn viele kleine Lichter werden auch zu einem großen Licht.“

Landkreis Vorpommern-Greifswald

Jarmen

Die Konfirmandinnen und Konfirmanden der Kirchengemeinde Jarmen-Tutow beteiligen sich an der bundesweiten Aktion „Meins wird Deins“ der „aktion hoffnung“. Kindertageseinrichtungen, Schulen und Kirchengemeinden sind dabei aufgerufen, Kleidung nach dem Vorbild des Heiligen Martin zu teilen. In diesem Jahr werden junge Menschen in der Ukraine unterstützt, die ohne ihre Eltern aufwachsen müssen. Die Jarmener Konfirmanden spenden gut erhaltene und schöne Kleidungsstücke, die sie an das Eine-Welt-Zentrum der „aktion hoffnung“ senden, die mit dem Verkaufserlös aus den Kleiderspenden Kindern und Jugendlichen in der Ukraine hilft. „Sammeltag für unseren Konfi-Unterricht ist der 11. November um 17 Uhr, Am Neuen Markt 6, in Jarmen“, teilt Pastor Arnold Pett mit.

Ahlbeck

Auch in der Kirchengemeinde Ahlbeck wurde der geplante Martinsumzug abgesagt. „Wir schreiben aber alle Kinder der Kinderkirche mit einem Martinsbrief an“, berichtet Pastorin Sandra Kussat-Becker.

Landkreis Vorpommern-Rügen

Stralsund

Diakon Lars Engelbrecht berichtet von einem digitalen Martinstag-Projekt: „Der Stralsunder Traditionsverein hat mit Stralsund TV die Geschichte von Martins Mantelteilung verfilmt. Finanziert wurde der Dreh durch den Verein ‚Andere Zeiten‘. Er endet mit dem Appell, am Martinstag ein Licht ins Fenster zu stellen, als Zeichen dafür, sich von der Not Einzelner anrühren zu lassen.“ Der Film ist auf dem YouTubekanal des Stralsunder Traditionsvereins zu sehen und wird auch bei Stralsund TV ausgestrahlt. Hier direkt anschauen: