Tagung in Schwerin Evangelische Sozialarbeiter fordern mehr Hilfen für Jugendliche

18.10.2018 · Schwerin.

Experten aus der Jugendsozialarbeit fordern mehr Hilfen für junge Menschen. Einen besonderen Handlungsbedarf sehen sie bei Mädchen und Jungen, die volljährig werden, "aber häufig noch nicht fähig sind, ihr Leben selbstständig in die Hand zu nehmen", teilte die Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugendsozialarbeit am Dienstag in Schwerin vor Beginn ihrer Tagung zu aktuellen Entwicklungen mit. Zwar sehe die Jugendhilfe Unterstützungen für junge Volljährige vor, hieß es. Diese würden jedoch häufig nicht gewährt. Auch müsse mehr investiert werden, um passende Angebote entwickeln und vorhalten zu können.

„Dies wird besonders in den ländlichen Regionen deutlich“, sagt Henrike Regenstein, Vorstand des Diakonischen Werkes in Mecklenburg-Vorpommern. „Jugendspezifische Freizeitangebote, außerschulische Bildungsangebote und Ausbildungsmöglichkeiten brechen weg. Mecklenburg-Vorpommern ist wie ein Brennglas für die gesamte Republik. Probleme, die sich hier bereits sehr deutlich abzeichnen oder sogar schon unter den Nägeln brennen, müssen demnächst auch bundesweit von allen anderen gesellschaftlichen Akteuren gelöst werden.“

Eigenständige Angebote der Jugendsozialarbeit außerhalb der Schule müssten ausgebaut und solide finanziert werden. Da nicht jeder Jugendliche problemlos den Einstieg in die Ausbildung schaffe, müsse es verstärkt niedrigschwellige Angebote für produktives Lernen geben. Wichtig seien auch neue Wege und Formen, die es den Jugendlichen ermöglichen, sich zu beteiligen.

Gesellschaft im Wandel

Die Gesellschaft befinde sich im Wandel, sagte die Vorstandssprecherin der Bundesarbeitsgemeinschaft, Doris Beneke. Es bestehe die Gefahr, "dass eine zunehmende Anzahl von Menschen sich abgehängt fühlt und Ängste um ihre eigene Zukunft entwickelt". Misstrauen gegenüber der Politik, Ressentiments und Abwehr gegenüber eingewanderten Menschen sowie ein Erstarken von Demokratiefeindlichkeit und Rassismus seien Phänomene, "die wir vor diesem Hintergrund deutlich wahrnehmen und die große Herausforderungen für unsere Gesellschaft mit sich bringen".

Die Jugendsozialarbeit sei mit ihrer Erfahrung und ihrem fachlichen Knowhow ein kompetenter Partner, diesen Wandel mitzugestalten, sagte Beneke. Jugendliche in schwierigen Lebenssituationen müssten an den richtigen Stellen und zum richtigen Zeitpunkt unterstützt werden, damit sie sozial und beruflich ihren Platz in der Gesellschaft finden können.

Am heutigen Mittwoch beraten MultiplikatorInnen, Leitungskräfte und Fachkräfte der Jugendhilfe und Jugendsozialarbeit aus dem ganzen Bundesgebiet bei einer Tagung in Schwerin unter der Überschrift: „Gesellschaft im Wandel: Wohin bricht die Jugendsozialarbeit auf?“ die aktuellen Entwicklungen und den Handlungsbedarf. Veranstalter sind die Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugendsozialarbeit (BAG EJSA) und das Diakonischen Werk Mecklenburg-Vorpommern.

Quelle: epd/DWMV