Sind alle Kirchen von MV noch zu retten? Gedanken zum Denkmaltag Erhalten, aber für wen?

Von Sybille Marx

Die St. Marienkirche Pasewalk ist „Kirche des Monats September“

Foto: Sybille Marx

11.09.2016 · Pasewalk. Unsere Kirchen sind wertvolle Denkmale. Aber ob man sie um jeden Preis erhalten muss – ein Pasewalker Pastor meint: Wenn, dann müssen viele mit anpacken. Gedanken zum „Tag des Offenen Denkmals“ am Sonntag.

Mal angenommen, die Kirchengemeinden in MV hätten Geld wie Heu und sonntags immer volle Bänke. Dann wäre es selbstverständlich, alle Kirchengebäude zu erhalten – sie würden ja gebraucht, und ihre Rettung könnte man sich leisten. Doch in der Realität bleiben viele Kirchen oft leer, und das Geld ist knapp. Darum fragt sich Pastor Johannes Grashof aus Pasewalk schon manchmal, ob der Erhalt von Kirchen wirklich ein Selbstzweck ist. Ob es nicht auch Gebäude gibt, die wir aufgeben sollten; sogar Denkmale wie St. Nikolai in seiner Gemeinde Pasewalk, 1177 erstmals erwähnt, die größte Feldsteinkirche von MV.

„Gemeinsam Denkmale erhalten“, lautet das Motto beim „Tag des Offenen Denkmals“ an diesem Sonntag. Das Wort „gemeinsam“ gefällt Grashof gut. „Nur so kann es gehen“, sagt er. Wie bei der zweiten großen Kirche in seiner Gemeinde, St. Marien zu Pasewalk. Noch in den 80ern war dieser Backsteinbau eine Ruine. Dann hätten sich viele aus der Region für seinen Wiederaufbau eingesetzt. Von der Stifung KiBa der Evangelischen Kirche Deutschland wurde St. Marien nun zur „Kirche des Monats September“ erklärt, 15 500 Euro Fördermittel fließen für die Sanierung der Fassade.

Solche alten Kirchen könnten etwas, was neue nicht könnten, sagt Grashof: „Sie verbinden uns mit den Altvorderen im Glauben.“ Sie erzählten etwas von der Geschichte und böten Menschen ein Stück Heimat. Für St. Nikolai in Pasewalk gilt das zwar auch. Aber anders als St. Marien steht diese Kirche meist leer. „Mit nur 1600 Christen brauchen wir keine zweite Gottesdienststätte“, sagt Pastor Grashof. Was also tun?

Eine Kirche aufzugeben, in der jahrhundertelang Christen beteten, klingt wie die Missachtung von Geschichte und Kultur der Region. „Wer so argumentiert, muss aber auch zeigen, dass ihm der Erhalt etwas wert ist, und zwar in Cent und Euro“, findet Grashof. Hätten nur Einzelne Interesse, sei die Rettung sowieso nicht nachhaltig. Wie im nahen Roggow. „Die Kirche dort wurde nach der Wende mit viel Geld saniert.“ Heute stehe sie leer, „Vögel fliegen drin herum. Und davor wächst eine Dornröschenhecke.“

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 37/2016