Schutzengel nicht nur für Reisende Schwerin soll wieder eine Bahnhofsmission bekommen

Menschlichkeit am Zug: Bahnhofsmissionen bieten viel mehr als nur Umsteigehilfen

© Bahnhofsmission

29.06.2014 · Schwerin. Sommerzeit ist Hauptreisezeit. Doch manche brauchen Hilfe – wie gut, wenn es dann eine Bahnhofsmission gibt. In Schwerin will die Evangelische Jugend nach 60 Jahren wieder solch ein Angebot für Reisende und Gestrandete einrichten.

Zum Beispiel Halle an der Saale: Wenn dort in der Bahnhofsmission morgens um abend acht die Türen aufgeschlossen werden, stehen meist schon ein paar Menschen davor. In den nächsten Stunden wird Brot geschmiert, Kaffee aufgebrüht. Zwei ältere Damen unterhalten sich mit einem 42-Jährigen über das Wetter, schimpfen über die Blumenkohl-Preise auf dem Markt und nippen an dem Kaffee. Der kostet 50 Cent, das Frühstück ist für alle gleich und kostenlos. „Was soll ich allein zu Hause essen?“ fragt eine 67-Jährige. „Da ist ja niemand.“

Vor 120 Jahren wurde die erste Bahnhofsmission am Berliner Ostbahnhof gegründet, heute gibt es mehr als 100 der christlichen Einrichtungen, viele sind ökumenisch aufgestellt. Frühstück gibt es nicht überall, aber immer einen Tee, ein offenes Ohr und die Hilfe auf dem Bahnsteig. Rund zwei Millionen Bedürftige werden den Angaben zufolge pro Jahr versorgt. Ein „Knotenpunkt“ sei die Bahnhofsmission, für Menschen unterwegs, die Hilfe beim Ein- und Aussteigen in Zügen brauchten, ebenso wie für jene, die gar kein Ziel mehr hätten, erklärt die Bundesvorsitzende der evangelischen Bahnhofsmission, Ute Volz.

Zur Zeit gibt es solche Einrichtung in MV nicht, die letzte verbliebene in Bad Kleinen schloss in den 90er Jahren. Nun soll es nach dem Willen der Sozial-Diakonischen Arbeit – Evangelische Jugend Schwerin wenigstens in der Landeshauptstadt diese Hilfe geben. „Manchmal braucht es einen Menschen, damit niemand auf der Strecke bleibt“, meint Sozialarbeiter Olaf Hagen, der zusammen mit seinem Kollegen Marcus Wergin dies Projekt vorantreibt. „Auch in Schwerin kann dieses Vorhaben nur gelingen, wenn Menschen sich einbringen und als Ehrenamtliche die Bahnhofsmission betreuen“, sind sich beide sicher. Für alle Interessierten organisiert darum die Sozial-Diakonische Arbeit – Evangelische Jugend als Träger der Bahnhofsmission am 3. Juli, 18 Uhr, einen Informationsabend im Fürstenzimmer im Schweriner Hauptbahnhof.

Am Umsteigeknoten Stralsund gibt es zwar ein Hilfsangebot – aber dort nicht in einer klassischen Bahnhofsmission, sondern beim Bahnhofsdienst des DRK. Erste Überlegungen gibt es im Kreisdiakonischen Werk Greifswald- Ostvorpommern, nach rund 40 Jahren wieder eine Bahnhofsmission in der Universitätsstadt am Ryck zu eröffnen. Zunächst aber, so erklärte dessen Geschäftsführer Jörg Raddatz auf Anfrage, soll der Bedarf erhoben werden.

Infos: Marcus Wergin und Olaf Hagen von der Sozial-Diakonischen Arbeit – Evangelische Jugend, Tel.: 0385-7582927.

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 26/2014