Schönberg feiert "Tag der Fördervereine" Orgeln sind „Klangfenster in die Vergangenheit“

Justizministerin Uta-Maria Kuder bei ihrem Grußwort

Fotos: ELKM/C. Meyer

01.06.2015 · Schönberg. Welchen kulturellen Wert haben Kirchenorgeln? Dieses Thema stand am vergangenen Sonnabend im Mittelpunkt beim „Tag der Fördervereine und Spender“ in Schönberg. Rund 160 Ehrenamtliche, Kirchenbaufachleute, Gemeindemitglieder und Pastorinnen und Pastoren aus der Nordkirche waren zum „Tag des Austausches und des Dankes“ nach Nordwestmecklenburg gekommen. Eine Exkursion führte die Gäste ebenfalls zu den Dorfkirchen in Demern und Ziethen.

Eine Umfrage der Rostocker Arbeitsstelle „Kirche im Dialog“ zeigt, dass es nach dem sozialen Engagement vor allem die sakralen Gebäude sind, die an der Kirche am meisten geschätzt werden, sagte der Schweriner Bischof Andreas von Maltzahn in der Andacht zu Beginn des Treffens in der St. Laurentius Kirche. Menschen ohne christliche Bindung spürten offenbar ebenso, dass ihnen Kirchen guttun und ihnen hier vielleicht der Zugang zu einer tieferen Wirklichkeit eröffnet wird.
 
Vielen Menschen sei Gott ganz und gar fremd, so der Bischof weiter. „Sie spüren ihn nicht. Sie vermissen ihn nicht.“ Zum Teil fehle ihnen die Erfahrung aus der Kindheit, ein Gegenüber zu haben, dem man alles anvertrauen kann. Anderen sei Gott fremd geworden, weil ihr Glaube nicht erwachsen geworden sei. „Sie haben den Glauben an Gott genauso abgelegt, wie man irgendwann nicht mehr an den Weihnachtsmann glaubt.“ Andere würde die Vielfalt der Religionen überfordern.
 
Musik verbindet mit dem Geheimnis des Lebens

Doch manchmal sei Gott viel näher, als man meint, betonte Andreas v. Maltzahn. Für ihn selbst sei die Musik eine der Sprachen Gottes. „Wenn wir mit ganzer Aufmerksamkeit Musik hören oder selber musizieren, spüren wir etwas von Gott." Dann sei spürbar, dass das Leben mehr ist als Essen, Trinken und Arbeit für den Lebensunterhalt. „In der Musik rührt uns etwas an, durch das wir mit dem innersten Geheimnis des Lebens verbunden sind."
 
Auf die Bedeutung der Musik ging ebenso Justizministerin Uta-Maria Kuder (CDU) ein. Die auch für Kirchenfragen zuständige Politikerin erinnerte in ihrem Grußwort daran, das seit dem Jahr 1987 Besucher aus ganz Norddeutschland zum Schönberger  Musiksommer strömen. Dieser schöne Erfolg sei auch der 1847 gebauten Orgel aus der Wismarer Werkstatt von Friedrich-Wilhelm Winzer zu verdanken.
 
Land und Kirche haben Orgellandschaft gerettet

Bereits seit dem dritten Jahrhundert vor Christus ziehen Orgeln die Menschen übrigens in ihren Bann. Weltberühmte Komponisten haben sich von der Königin der Musikinstrumente inspirieren lassen. Für Friedrich Drese sind Orgeln „Klangfenster in die Vergangenheit“, wie er in seinem Vortrag formulierte. Für Orgelsachverständigen im Kirchenkreis Mecklenburg ist die Orgel nicht nur irgendein Instrument, sondern  ein Inventarstück und ein Kunstwerk, ein Werkzeug, ein Arbeitsplatz und ein Denkmal.

„Wir merken immer wieder: Wenn Orgelmusik erklingt, wird eine Feier einfach schöner.“ Zufrieden konnte Friedrich Drese feststellen, dass der Zustand der Orgeln sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten wesentlich verbessert hat. Mit Geldern der öffentlichen Hand, von Spendern und der Kirche konnten zahlreiche Orgeln fachgerecht restauriert werden.
 
Sehenswürdigkeit und Schatz des Landes

Die in Mecklenburg-Vorpommern rund 1100 Dorf- und Stadtkirchen sind Orte des kirchengemeindlichen Lebens und des Gottesdienstes, aber ebenso touristischer Anziehungspunkt und kommunikativer Begegnungsraum. „Allein in Mecklenburg kümmern sich mittlerweile rund 145 und in Pommern knapp 50 Fördervereine mit um den Erhalt der Zeugnisse aus Fels und Backstein“, sagt Kirchenbaurat Karl-Heinz Schwarz aus der Schweriner Außenstelle des Landeskirchenamtes. Und für Justizministerin Kuder gehören die Sakralbauten zu den schönsten „Sehenswürdigkeiten und Schätzen“ des Landes.

Deshalb dankte auch sie, wie ebenso Bischof v. Maltzahn, allen engagierten Mitgliedern in den Fördervereinen und Bauabteilungen. „Sie retten und erhalten nicht nur kulturhistorisch wertvolle Gebäude“, so Bischof v. Maltzahn, „Sie erhalten Menschen auch einen Zugang zum Sinngrund unseres Lebens.“ Der „Tag der Fördervereine" ist eine in Mecklenburg begründete Tradition und fand bereits zum 16. Mal statt.

Quelle: ELKM/epd