Schlosskapelle Griebenow wird für fast eine Million Euro saniert Das Kleinod aus der Schwedenzeit

Von Nicole Kiesewetter

Schlosskapelle Griebenow

Foto: epd

12.09.2020 · Vorpommern. Klein, aber fein: Das gilt vermutlich für viele Kirchengebäude in Mecklenburg-Vorpommern - ganz sicher aber für die Schlosskapelle in Griebenow bei Greifswald. Doch ohne Sanierung droht ihr die baupolizeiliche Sperrung.

Die Schlosskapelle Griebenow bei Greifswald ist etwas ganz Besonderes: Um 1650 entstanden, ist sie eine der wenigen protestantischen Bauten aus der Zeit, als Vorpommern zu Schweden gehörte (1648 bis 1815). Doch nicht nur das macht den roten Fachwerkbau so einmalig: "Es ist der einzige 15-eckige Zentralbau im Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis, vermutlich in der gesamten Nordkirche", weiß Michael Markwardt vom Förderverein Kirchen und Kapellen der Kirchengemeinde Groß Bisdorf. Im nächsten Jahr soll die Sanierung beginnen.

Fester Termin für den Verein ist der Tag des offenen Denkmals. "Am 13. September öffnen wir die Kapelle für die Besucher - auch, um auf die dringend nötige Sanierung hinzuweisen", sagt Markwardt. Die Gebäudehülle sei stark geschädigt, es gebe bereits Verformungen der Dachkonstruktion und der Fachwerkwände.

"Wir haben ein großes Problem mit der Statik", fasst Markwardt zusammen. Auch das Inventar, "eine vollständige barocke Originalausstattung", sei sehr geschädigt. "Total morsch" seien zudem die 15 Eichenpfähle, die im oberen Teil mit grotesken Masken verziert sind und das Grundgerüst der Kapelle bilden. Von unten faule das Holz regelrecht weg.

Mit dem Motto "Chance Denkmal: Erinnern. Erhalten. neu denken." steht beim diesjährigen Denkmaltag die Nachhaltigkeit des Kulturerbes im Fokus. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat dazu aufgerufen, den Tag aufgrund der Corona-Pandemie erstmals digital zu begehen. Kirchenrundgänge und Gutshausbesichtigungen finden somit zum großen Teil im Internet statt.

Kapellentür steht offen

Unter Einhaltung der Hygieneregeln wird sich in Griebenow trotzdem die Kapellentür öffnen. "Wir wollen den Besuchern zeigen, was dringend zu tun ist", sagt Vereinsmitglied Markwardt. Nicht nur an den äußeren Verblendungen der Pfeiler ist das Holz zerstört. Die 15 einzelnen wichtigen Innenpfeiler sind ebenso kaputt und müssen dringend saniert oder teilweise ersetzt werden. "Es konnte uns übrigens noch niemand erklären, woher die ungewöhnliche Zahl 15 rühren könnte - biblisch ist das ja eher nicht."

Laut Gutachten des beauftragten Greifswalder Architektenbüros liegen die Sanierungskosten aktuell bei rund 880.000 Euro. Die hohe Summe kommt auch daher, weil an den tragenden Pfeilern nicht gearbeitet werden kann, ohne das komplette barocke Inventar zuvor auszubauen. "Der Baukörper und das Inventar bilden eine Einheit", erklärt Architekt Ulf Kirmis. Vor der Sanierung muss daher das Inventar an den Außenwänden demontiert und ausgelagert werden.

Doch wenn alles klappt, beginnt im nächsten Frühjahr die Sanierung der historischen Kapelle, die gemeinsam mit dem benachbarten Barockschloss zum ehemaligen Gut Griebenow gehört. "Es gibt eine Zusage vom Bund, bis zu 550.000 Euro dafür bereitzustellen", so Markwardt. Außerdem könnten Kirchengemeinde und Förderverein mit bis zu 230.000 Euro vom Land rechnen. Dazu kommen Eigenmittel der Kirchengemeinde und 25.000 Euro des Fördervereins. Markwardt: "Mit diesen Zusagen können wir auf alle Fälle planen."

Quelle: epd