Missionar aus Überzeugung –
Otto von Bamberg und sein Wirken in Pommern

Im „Otto-Jahr“ gibt es im pommerschen Kirchenkreis mehrere Möglichkeiten sich mit den Ursprüngen des christlichen Glaubens in Pommern zu beschäftigen. Im Zentrum dieses Interesses steht die Person des Bischofs Otto von Bamberg. Vor 900 Jahren machte er sich auf den Weg nach Pommern, um die Slawen zu missionieren.

Wer war dieser Bischof aus Franken? Was machte ihn in seiner Mission so erfolgreich? Warum feiern ihn bis heute alle Konfessionen als „Apostel der Pommern“?

Knapp 20 Geschichtsinteressierte fanden sich Anfang März im Haus der Stille in Weitenhagen zusammen und suchten Antworten auf diese Fragen. Unter der fachkundigen Leitung von Dr. Irmfried Garbe von der Arbeitsgemeinschaft für pommersche Kirchengeschichte wurde Leben und Werk des außergewöhnlichen Geistlichen aus ganz unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet.

Der Kunsthistoriker Detlef Witt näherte sich der Figur Ottos durch dessen bildliche Darstellungen Witt machte deutlich, welchen Ruhm Otto schon kurz nach seinem Tod erlangte und wie dieser sich im Laufe der Jahrhunderte mehrte. Eine erste Otto-Darstellung entstand schon zu seinen Lebzeiten. Sie zeichnet ein Bild des Seelsorgers. Die mittelalterliche Überlieferung ab ist schmal. In Stettin befindet sich eine Steinskulptur aus dem 14. Jahrhundert, die ihn erstmals als Missionar zeigt. Zu dieser Zeit war Otto von Bamberg längst heiliggesprochen. In späteren Jahrhunderten finden sich Otto-Darstellungen immer häufiger. Weit über die Zeit der Reformation behält Otto seine Bedeutung als Begründer des pommerschen Christentums.

Um sich dem historischen Raum zu nähern, in dem Otto die Missionsarbeit vorantrieb, ist man heute auf archäologische Funde angewiesen. Schriftzeugnisse hinterließen die slawischen Pommern nicht. Denny Neuman, Experte für slawische Geschichte auf Rügen, gelang es in seinem Vortrag sehr anschaulich über die Kultur und Kulte der Ostsee-Slawen zu informieren. Durch eindrückliche Animationen wurde in seinem Vortrag das Pommernreich lebendig, wie es in der Zeit der Mission Ottos wohl ausgesehen haben könnte. Landwirtschaft und Fischerei waren gut entwickelt. Die Familienverbände lebten verstreut in kleinen Siedlungen. Sehr imposant waren die großen Tempelbauten, Burgen und Ringwallkonstruktionen, die noch heute in unserer Landschaft zu finden sind. Die Slawen jener Zeit trieben regen internationalen Handel. Aber es gab auch immer wieder kriegerische Auseinandersetzungen mit den polnischen und lutitzischen Nachbarn. Als Bischof Otto 1124 erstmals das Gebiet zwischen Pyritz und Kolberg bereiste, hatte er daher auch ein Friedensangebot des polnischen Herrschers für die gerade besiegten Slawen in der Tasche. „Frieden gegen Taufe“ – ein durchaus verlockendes Angebot für die Pommern.

Doch Ottos Missionsverständis ging offensichtlich weiter. „Gott will nicht erzwungenen, sondern freiwilligen Dienst.“ So lautet ein Zitat, das man Otto zuschreibt. Mission ohne Schwert – das war für seine Zeit eher ungewöhnlich. Hier versuchten sich die Seminarteilnehmer durch Quellenstudium ein Bild zu machen. Sicher war der fränkische Bischof aufgrund seiner großen diplomatischen Erfahrung in der Lage, die Slawen durch das Gespräch zu fesseln. Er verstand es zudem auch durch prunkvolles Auftreten im Bischofsgewandt mit großem Gefolge und Geschenken zu beeindrucken. Nicht zuletzt setzte er aber auf die Wirkung seines unerschütterlichen christlichen Glaubens, dem gegenüber er die slawischen Gottheiten schwach und machtlos erscheinen ließ. Fast überall, wo Otto während seiner Missionsreise auftauchte, konnte er die Menschen gewinnen und sie nicht nur zur Taufe, sondern zu einer nachhaltigen Zuwendung zum christlichen Glauben bewegen.

Ob man die zeitgenössischen Quellen in dieser Weise auslegen kann, wurde von den Seminarteilnehmern rege diskutiert.

Auch die Frage, ob man Otto als „Apostel“ bezeichnen dürfe, war bereits im Mittelalter Anlass zu heftigen Auseinandersetzungen wie aus dem Dialog Herbords über Ottos Leben hervorgeht. Für den Kirchenhistoriker Garbe war dieser Disput ein weiteres Thema, das er seinen Zuhörern nahebringen konnte. Leider reichte hier die Zeit nicht mehr aus, um zu einer abschließenden Einschätzung zu kommen.

Die Ergebnisse des zweitägigen Otto-Seminars waren für alle Beteiligten in vielerlei Hinsicht neu und vielfältig. Die Missionsgeschichte Ottos von Bamberg ist damit aber noch nicht abgeschlossen – mit der zweiten Reise im Jahr 1128 in die Region Vorpommerns sollte man sich unbedingt ebenfalls noch einmal intensiv beschäftigen.

Katharina Kurowski

Arbeitsgemeinschaft für pommersche KirchengeschichteRückblick auf Veranstaltungen der Arbeitsgemeinschaft

2022 Exkursion in die Oder-Grenzregion

Bericht der Exkursion

2018 Studienfahrt nach Großpolen (Wielskopolska)

Bericht der Studienfahrt

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